Jim Lewis und Jim Springer begegneten sich vermeintlich zum ersten Mal im Psychologischen Institut der University of Minnesota. Die Männer hatten weit mehr gemeinsam als nur den Vornamen. Beide waren bisher zweimal verheiratet gewesen: das erste Mal mit einer Linda, das zweite Mal mit einer Betty. Ihre Söhne hatten sie praktisch identisch getauft: «James Alan» und «James Allan». In der Kindheit hatten beide einen Hund, der auf den Namen «Toy» hörte. Auch beruflich hatten sie vergleichbare Wege eingeschlagen, arbeiteten zeitweise in einer Tankstelle und als Hilfssheriff. Sie rauchten die gleiche Zigarettenmarke, kauten beide zwanghaft an ihren Nägeln und hatten sich im Garten eine Bank um einen Baum herum gezimmert.
Die berühmten «Jim-Twins» waren eineiige Zwillinge und kurz nach ihrer Geburt getrennt worden. Obwohl sie sich bis zu ihrer Teilnahme an der sogenannten Minnesota-Zwillingsstudie 39 Jahre später nie getroffen hatten, war ihr Leben erstaunlich ähnlich verlaufen.
Thomas Bouchard und seine Forscherkollegen staunten nicht schlecht, als sie mehrere lang verschollene Zwillingspaare mit verblüffenden Gemeinsamkeiten ausfindig machten. Sie folgerten: Die Gene bestimmen zu einem nicht unerheblichen Teil die Entscheidungen, die wir tagtäglich treffen.
Zwar finden sich zwischen zwei beliebigen Menschen wohl immer gewisse Ähnlichkeiten, wenn man alle denkbaren Vorlieben und Eigenheiten danach durchforstet. Trotzdem drängt sich die Frage auf: Gibt es ein unsichtbares Band, das Zwillinge miteinander verbindet?
Generell ist die Beziehung zu unseren Geschwistern nicht immer unproblematisch, aber eine der wichtigsten im Leben. Sie überdauert die zu unseren Eltern und ist häufig sogar die längste überhaupt. Wie nahe stehen sich also Zwillinge, die – sofern aus der gleichen Eizelle entsprungen – sogar genetische Doppelgänger sind?