Freundschafts-Protokolle: «Sie halten uns für Schwestern!» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Freundschafts-Protokolle: «Sie halten uns für Schwestern!»

Lesedauer: 5 Minuten

Giulia und Kaja kennen sich von klein auf. Was die 14-Jährigen verbindet, sind vor allem ihre Hobbys: Sie machen beide Akrobatik, lieben Zirkus und gehen zusammen reiten.

Kaja erzählt:

«Meine beste Freundin ist Giulia. Seit wir klein sind, verbinden uns unsere gemeinsamen Hobbys. Wir sind jahrelang zusammen in die Akrobatik und später dann in die Zirkusschule gegangen. Unsere Leidenschaft fürs Reiten haben wir vor fünf Jahren entdeckt. Ich durfte damals meinen neunten Geburtstag auf einem Reiterhof feiern. Da war für uns klar, dass wir gerne reiten lernen möchten. Seitdem dürfen wir jedes Jahr in den Sommerferien eine Woche in ein Reitlager. Das ist super!

Giulia und ich wurden schon oft gefragt, ob wir Schwestern sind. Nicht nur wegen unseres Aussehens, auch in unserer Art sind wir uns sehr ähnlich. Wir haben oft die gleichen Ansichten, mögen dieselben Filme und lesen dieselben Bücher. Meistens geht es darin um Pferde. Aber auch backen oder einfach mal shoppen gehen macht uns sehr viel Spass.
Eine gute Freundin wie Giulia ist für mich jemand, bei dem ich so sein kann, wie ich bin. Ich kann mich auf sie verlassen und sie versteht mich immer – jemand, mit dem man Pferde stehlen kann.

Für mich bedeutet Freundschaft, dass man sich vertraut, sich die Wahrheit sagt und einander unterstützt, egal wo man sich gerade befindet. In Freundschaften bin ich deshalb sehr zuverlässig, hilfsbereit und loyal.

Ich denke, dass in einer Mädchenfreundschaft viel mehr über Gefühle, Erlebnisse und Probleme geredet wird als in einer Freundschaft zwischen Jungs. Bei den Jungs steht der Spass im Vordergrund, sie wollen keine Schwäche zeigen und reden daher nicht so über persönliche Sachen.»

Dieser Artikel gehört zum
Dieser Artikel gehört zum Online-Dossier Freundschaft. Lesen Sie hier weiter, warum Freunde so wichtig sind für viele Kinder und wie Eltern ihre Kinder unterstützen können. 

Giulia erzählt:

«Meine engsten Freundinnen sind Kaja und Leslie. Aber ich habe auch noch viele andere gute Freunde. Wir gehen am liebsten zusammen reiten, in die Akrobatik, ins Kino oder in die Gelateria.

Meine beste Freundin Kaja und ich haben viele Gemeinsamkeiten, vor allem unsere Hobbys. Wir finden, wir sind einfach super tolle Freundinnen! Auch unsere Eltern und die beiden jüngeren Geschwister sind miteinander befreundet, weil sie immer bei unseren Aktivitäten dabei waren. Aber trotzdem haben wir nicht immer die gleiche Meinung, aber wir streiten uns eigentlich nie. Als ich einmal mit einem Kollegen Streit hatte, haben wir darüber geredet und zusammen beschlossen, es zu vergessen. Ich spreche solche Sachen immer gerne an, weil ich es nicht mag, lange Streit zu haben. Da bin ich eigentlich immer offen und nicht nachtragend.

In Freundschaften ist mir wichtig, dass man sich vertrauen kann, dass man sich gegenseitig zuhört, wenn man Probleme hat, dass man über alles lachen kann und zusammenhält. Jungs sind meiner Meinung nach offener und sagen eher ihre Meinung als Mädchen, was ich eigentlich besser an Jungs finde. Dafür sind Mädchen in der Regel gefühlvoller als Jungs.

Wenn man sich schwertut, Freunde zu finden, weil man selber zu scheu ist, sollte man mal jemanden einladen oder etwas fragen. Wenn man unbeliebt ist, würde ich erst einmal über mein Verhalten nachdenken. Vielleicht sollte man ein wenig offener und toleranter werden oder weniger Vorurteile haben.»

Leon: «Die beliebten Kinder sind die, die gut spielen können und nicht nerven»

Leon, 10, hat zwei beste Freunde, Valentin und Lena. Valentin hat Leon beim Fischen kennengelernt, Lena in der Kinderkrippe. Weshalb wurden sie seine Freunde?

Leon, erzählst du uns etwas über deine Freunde?

Valentin ist mein bester Freund und Lena ist meine beste Freundin. Lena kenne ich schon aus der Krippe. Dann kamen wir zusammen in den Kindergarten und in der Schule ist sie am Anfang neben mir gehockt. Aber die Lehrerin hat uns auseinandergesetzt, weil sie fand, dass wir zu viel geschwätzt haben. Mein Papa ist mit dem Papa von Valentin befreundet. Die beiden gehen immer zusammen fischen, da bin ich oft dabei. Einmal durfte Valentin auch mit und wir haben am Wasser zusammen Pfeifball gespielt. Seitdem sind wir Freunde.

Was findest du besonders toll an Lena und Valentin?

Bei Valentin, dass er fast im gleichen Alter ist wie ich und dass er fast alle Spiele mag, die ich auch mag. Wir spielen am liebsten Pfeifball oder Monopoly, aber auf eine komische Art. Einmal haben wir das ganze Geld aus der Spielschachtel rausgenommen und gesagt: Man kann sich jetzt einfach alles kaufen, auch die Figuren auf dem Spielfeld. Das ist seitdem unser Spiel. Wir tauschen auch gerne Spielzeugautos. Da müssen Valentin und ich immer ziemlich verhandeln, welches Auto mehr wert ist, aber am Ende machen wir meistens einen fairen Tausch. An Lena mag ich am meisten, dass sie auch mal Jungssachen spielt. Wir fahren zusammen Fahrrad oder gehen gemeinsam ins Schwimmbad.

Lena und Valentin sind also deine besten Freunde. Gibt es denn Unterschiede in den Freundschaften zwischen zwei Mädchen, zwei Jungs oder Junge und Mädchen?

Da gibt es schon Unterschiede. Bei uns spielen die Mädchen eher mit Puppenzeugs und die Jungs eher mit Lego oder Autos. In der Schule finden es die anderen manchmal blöd, wenn man mit Mädchen befreundet ist. Dann lachen die einen aus und machen blöde Sprüche. Aber wir ignorieren das einfach und dann hören die normalerweise auf. Jetzt spielt Lena in der Schule meistens mit den Mädchen und ich mit den Jungs, manchmal spielen wir auch zusammen. Wir machen eher am Nachmittag daheim was zusammen.

Was machst du, um ein guter Freund zu sein?

Ich gehe dazwischen, wenn andere meine Freunde ärgern. Im Winter hatten wir megagrosse Schneehaufen vor der Schule. Lena und ich sind hochgeklettert, aber ein paar Jungs aus meiner Klasse wollten Lena runterziehen und haben sie mit Schneebällen beworfen. Dann hab ich mich vor sie gestellt und gesagt, dass sie aufhören sollen.

Was muss man tun, damit jemand ein Freund wird?

Man muss einfach miteinander spielen. Wenn man die Kinder nicht kennt, kann man auch hingehen und fragen: «Darf ich bitte mitspielen?» Die beliebten Kinder in meiner Schule sind diejenigen, die gut spielen können und nicht nerven.

Was können Eltern tun, damit ihre Kinder Freunde finden?

Hmm … also bei mir, dass sie mir zum Beispiel erlauben, dass Lena zu mir kommt. Wir machen meistens in der Schule etwas ab und fragen unsere Mamas, ob es okay ist. Oder, dass Papa mit mir zum Fischen oder zum Baden geht, wo auch andere Kinder sind. Und dass ich am Wochenende zu den Nachbarskindern gehen darf.
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Dieser Artikel gehört zum Online-Dossier Freundschaft. Lesen Sie hier weiter, warum Freunde so wichtig sind für viele Kinder und wie Eltern ihre Kinder unterstützen können. 

Gabriel: «Wir sind Freunde, weil wir uns so ähnlich sind!»

Gabriel ist 5 Jahre alt und sein bester Freund heisst Lovis. «Eine Freundschaft zwischen Buben und Mädchen funktioniert nicht», sagt er. Weshalb nicht? Und wie verliert man Freunde?

Gabriel, erzähl mal, wie du deinen besten Freund Lovis kennengelernt hast.

Ich bin in die Krippe gekommen und er war auch da. Ich kann nichts dafür, das ist einfach mein bester Freund.

Was macht ihr denn so und was magst du an ihm?

Wir machen Quatsch auf dem Pausenplatz und kleine Ausflüge. Am liebsten gehen wir an den See, wo es ganz viele Muscheln hat. Und wir sind Freunde, weil wir uns so ähnlich sind und immer das Gleiche machen wollen.

Wie findet man einen Freund?

Man muss irgendwo hingehen, wo es viele Kinder gibt. Man kann ein Geschenk geben, eine riesige Freude machen oder jemanden zum Geburtstag einladen. Man muss etwas machen, was der andere gerne möchte.

Können auch Buben und Mädchen Freunde sein?

Nein, Buben und Mädchen wollen immer etwas Unterschiedliches machen. Jeder will dann das machen, was er will, und dann wollen sie gar nicht mehr zusammen spielen. Ausser man ist Geschwister, dann gehts mega gut. Mädchen wollen mehr so Prinzessinnenzeugs und Buben Ritterzeugs machen. Obwohl, in den Rittersachen hats auch Prinzessinnen – das würde eigentlich schon gehen.

Wie verliert man Freunde?

Wenn man nichts zusammen macht oder sie wegziehen. Manchmal haben Freunde auch so fest Streit, dass sie keine Freunde mehr sein wollen. Habt ihr jetzt alles gefragt? 

Wüsstest du denn noch eine wichtige Frage?

Da muss ich überlegen … Ja, wie könnte man Freunde fürs ganze Leben behalten?

Das ist eine sehr gute Frage. Was meinst du?

Man muss immer da hinziehen, wo der andere ist, und sich immer gut kennen.

Und wenn der andere wegzieht, kann man dann telefonieren?

Nein, dann kann man nicht Freunde bleiben. Freunde zu sein, ist megaschön, wenn man alles zusammen machen kann.

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