7 Tipps, wie Eltern bei Cybermobbing richtig reagieren

Viele Kinder sprechen nicht darüber. Woran erkennt man also, dass ein Kind im Netz gemobbt wird? Und wenn sich die Vermutung bestätigt: Was können Eltern tun?
Jedes fünfte Kind, das Cybermobbing erlebt, erzählt niemandem davon. Am ehesten noch weihen Betroffene einen Freund oder eine Freundin ein. Eltern sollten daher auf subtile Anzeichen oder Veränderungen im Verhalten ihres Kindes achten, wenn sie vermuten, dass es Mobbing im Netz erfährt:
- Ihr Kind zieht sich zurück, erzählt plötzlich weniger von der Schule oder den Freundinnen und Freunden, trifft diese nicht mehr, wirkt sozial isoliert.
- Es kann sich plötzlich nur noch schlecht konzentrieren.
- Es bringt auf einmal schlechtere Noten heim.
- Es fängt an, gewisse Situationen zu meiden. Vielleicht geht es immer später zur Schule, damit es die anderen auf dem Weg nicht antrifft. Oder es möchte auf einmal nicht mehr sein Hobby ausüben, zum Sport oder in die Pfadi gehen.
- Es kann nicht einschlafen oder hat nachts Albträume. Oder es leidet plötzlich häufig unter Kopf- oder Bauchschmerzen.
- Vielleicht getraut es sich plötzlich nicht mehr, das Handy zu verwenden. Oder es schliesst Anwendungen, wenn Sie ins Zimmer kommen. Möglicherweise wirkt es traurig, ängstlich, verstört oder wütend, nachdem es am Handy oder Computer war.
Ist Ihr Kind von Cybermobbing betroffen? Behalten Sie einen kühlen Kopf und überstürzen Sie nichts.
- Es wirkt nicht mehr fröhlich, eher nervös, ängstlich oder deprimiert.
- Es will nicht mehr zur Schule.
Diese Anzeichen können auf Cybermobbing hinweisen.
Wichtig ist: Bleiben Sie aufmerksam, fragen Sie sachlich nach. Und lassen Sie nie die Möglichkeit ausser Acht, dass Ihr Kind selbst mobbt.
Wenn Ihr Kind tatsächlich von Cybermobbing betroffen ist: Behalten Sie einen kühlen Kopf und überstürzen Sie nichts. Gehen Sie stattdessen Schritt für Schritt vor:
1. Bewahren Sie Ruhe, fragen Sie nach
Fragen Sie Ihr Kind sachlich nach den Vorfällen. Reagieren Sie keinesfalls impulsiv, indem Sie etwa die Eltern des (vermuteten) Täters kontaktieren. Besprechen Sie das weitere Vorgehen mit Ihrem Kind, tun Sie nichts über seinen Kopf hinweg. Geben Sie ihm stattdessen Rückhalt und sagen Sie ihm, dass es keine Schuld trägt.
2. Erstellen Sie ein Protokoll, sichern Sie Beweise
Erstellen Sie gemeinsam ein Protokoll aller Vorfälle. Sichern Sie alle Beweisstücke, zum Beispiel in Form von Screenshots oder Ausdrucken. Beides ist wertvoll, falls Sie später eine Anzeige einreichen.
Eltern fühlen sich oft machtlos, wenn sie erfahren, dass ihr Kind online gemobbt wird.
3. Blockieren Sie den Täter, löschen Sie beleidigende Inhalte
Lassen Sie Ihr Kind nicht (mehr) auf Attacken im Netz eingehen und sperren Sie den oder die Mobbenden. Stellen Sie Privatsphäre-Einstellungen in sozialen Medien so ein, dass nur noch enge Freundinnen und Freunde Posts sehen können. Wenn beleidigende Fotos oder Videos veröffentlicht wurden, löschen Sie diese soweit möglich oder lassen Sie sie vom Plattformbetreiber löschen, nachdem Sie alles gesichert haben.
4. Kontaktieren Sie die Schule
Suchen Sie – falls es sich um Vorfälle im Schulumfeld handelt – das Gespräch mit der Klassenlehrperson oder dem Schulsozialdienst. Betrifft es eher den Musikunterricht, die Pfadi oder den Sport? Fragen Sie nach. Klären Sie ab, welche Beobachtungen gemacht wurden.
5. Suchen Sie professionelle Hilfe
Eltern fühlen sich oft machtlos, wenn sie erfahren, dass ihr Kind online gemobbt wird. Holen Sie sich professionelle Beratung, um diesem Gefühl zu entkommen und sich über das weitere Vorgehen abzustimmen. Besprechen Sie die nächsten Schritte mit der Schule. Bestehen Sie darauf, dass das Vorgefallene aufgearbeitet wird.
6. Lassen Sie sich beraten: Anzeige, ja oder nein?
Alles, was offline strafbar ist – Nötigung, Erpressung, Drohungen –, ist es auch online. Lassen Sie sich beraten, ob eine Anzeige ratsam ist. Bei der Opferhilfe etwa erhalten Sie ausführliche Informationen über Ihre Rechte als Opfer im Strafverfahren.
7. Vermitteln Sie Ihrem Kind Normalität
Bei allem Aufruhr: Respektieren Sie den Selbstschutz Ihres Kindes, etwa wenn es mal nicht über das Vorgefallene sprechen möchte. Vermitteln Sie ihm Normalität, beispielsweise indem Sie Dinge unternehmen, die Sie auch sonst machen oder an denen es Freude hat.