Ich sehe super aus – auf Tiktok
Merken
Drucken

Ich sehe super aus – im Netz

Lesedauer: 1 Minuten

In den sozialen Medien findet ein Schönheits-Wettrüsten statt. Wir müssen mit unserem Kind frühzeitig darüber reden, was das mit uns macht.

Text: Michael In Albon
Bild: Karolina Grabowska/Pexels

In Zusammenarbeit mit Swisscom

Die Pubertät verändert nicht nur die Persönlichkeit, sondern auch den Körper. Naturgemäss vergleichen sich Jugendliche in dieser Phase sehr stark mit anderen und suchen nach optischen Vorbildern. Fündig werden sie in den sozialen Medien, insbesondere bei Tiktok, Instagram oder Snapchat, was denkbar unglücklich ist. Denn was hier zu sehen ist, hat überhaupt nichts mit der biologischen Realität zu tun, sondern zeigt lediglich die Leistungsfähigkeit moderner Fotofilter.

Alle sehen auf Tiktok toll aus mit Filter

Was früher lustige Hundeohren und -nasen waren, die anfänglich auf Instagram millionenfach als Fotofilter eingesetzt wurden, sind heute automatisierte Filter zum Aufhübschen von Selfies. Grössere Augen, kleinere Nasen, optimierte Hautfarbe: Alles ist mit einem Klick in fast perfekter Qualität möglich.

Wer in den Spiegel schaut, sieht die Unvollkommenheit der Natur, die verglichen mit dem vom Filter vorgesetzten Schönheitsideal nicht mithalten kann. Die logische Konsequenz: Nicht nur Influencer greifen zum Fotofilter, sondern schlicht alle, die ihre Selfies online stellen. Das wiederum verstärkt den Eindruck des eigenen Makels: Alle sehen toll aus, nur ich nicht. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass dieses Schönheits-Wettrüsten psychisch krank macht. Depressionen, Essstörungen und negative Selbstwahrnehmung sind das Resultat. In der Fachwelt hat sich sogar der Begriff «Snapchat-Dysmorphophobie » etabliert – die Ablehnung des eigenen Körpers.

Die Wirkung von Filtern spielerisch kennenlernen

Für Eltern ist das eine Herausforderung. Das Thema Filter sollte nicht erst thematisiert werden, wenn die Pubertät einsetzt, sondern schon früher. Gerade mit präpubertären Kindern lässt sich mit den Filtern wunderbar kreativer Blödsinn anstellen (Stichwort Hundeohren).

So können Eltern spielerisch darauf aufmerksam machen, wie Filter die Realität verfremden. Und gleich auch Fragen zum Selbstbild stellen: Was gefällt dir an deinem Gesicht besser als am Filtergesicht? Werden die Kinder älter, sind die Filter Ausgangspunkt für ernsthafte Diskussionen: Was macht dein Wesen aus? Was gefällt dir an dir, was nicht? Und nicht zuletzt: Was ist eigentlich noch echt auf Insta und Tiktok und wie können wir das erkennen? Die liebevolle und respektvolle Auseinandersetzung mit den Kindern zu diesem Thema ist die Basis für eine gesunde Entwicklung. Denn Wertschätzung und Respekt sind der wichtigste Nährboden für eine positive Selbstwahrnehmung.

Interaktive Lernmodule auf Swisscom Campus:

Auf Swisscom Campus finden Sie Tipps und interaktive Lernmodule für den kompetenten Umgang mit digitalen Medien im Familienalltag.

swisscom.ch/campus

Michael In Albon
ist Beauftragter Jugendmedienschutz und Experte Medienkompetenz von Swisscom.

Alle Artikel von Michael In Albon

Mehr zum Thema Medienkompetenz

Thomas Feibel Medienexperte
Medienerziehung
Medienquiz: Das sind die richtigen Antworten
Haben Sie nur Bahnhof verstanden oder die Antworten aus dem Ärmel geschüttelt? Hier folgt die Auflösung unseres Medienquiz.
Thomas Feibel Medienexperte
Medienerziehung
Medienquiz: Testen Sie Ihr digitales Wissen
Keine Sorge – dieses Medienquiz will Sie nicht vorführen. Vielmehr geht es darum, Sie zu sensibilisieren für die digitale Welt.
24-04 Swisscom Medienkompetenz – praktisch vermittelt Michael Inalbon HG
Medien
Medienkompetenz – praktisch vermittelt
Spannende Schulprojekte werden selten medial begleitet. Dabei könnten Schülerinnen und Schüler viel über Medienkompetenz lernen.
Medien beeinflussen das Körperbild.
Entwicklung
Wie Medien das Körperbild eines Kindes beeinflussen
Viele Faktoren haben einen Einfluss darauf, wie zufrieden ein Kind mit seinem Körper ist. Medien spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Bub hält mit seinen Händen einen Pinienzapfen
Bewegung
Kinder begreifen die Welt mit den Händen
Viele Kinder könnten feinmotorische Tätigkeiten nicht mehr gut ausführen, sagen Kindergärtnerinnen. Die Forschung belegt dies nicht.
03-24-Essstörungen-Umgang mit Social Media und Smartphone Christine Amrhein Elternmagazin Fritz Fraenzi HG
Ernährung
Der Einfluss von Social Media auf Essstörungen
Social Media vermittelt oft falsche Körperideale. Das können Eltern tun, damit Kinder nicht in eine Essstörung abrutschen.
Thomas Feibel Medienexperte
Medienerziehung
Wenn Kontrolle nur noch ein frommer Wunsch ist
Kinder und Jugendliche nutzen digitale Geräte immer umfassender – in der Schule und zu Hause. Das erschwert es Eltern, ihre Bildschirmzeit regulieren zu können.
03-24-Dossier-Essstörung-Dossier-Panikattacken-Christine-Amrhein-Elternmagazin-Fritz-Fraenzi-HG
Ernährung
«Jede Mahlzeit wurde von Panikattacken begleitet»
Paula, heute 16, erkrankte mit 14 an einer Magersucht mit bulimischen Phasen. So gelang ihr Weg aus der Essstörung.
Thomas Feibel Medienexperte
Lernen
Wissen erwerben auf spielerische Art
Serious Games eignen sich bestens, um ernsthafte Inhalte zu vermitteln. Denn der Spass bleibt bei den digitalen Spielen nicht auf der Strecke.
Thomas Feibel Medienexperte
Familienleben
Jugendliche und Medien: Wider die Verteufelung
Wie geht es Jugendlichen in der Schweiz im Umgang mit Smartphone und Internet, fragt eine Studie. Die Ergebnisse fallen überraschend positiv aus.
Medienkompetenz
Lernen
Das kritische Denken als Kompass
Damit sich Kinder und Jugendliche in der digitalen Welt zurechtfinden, müssen Schule und Eltern sie auf dem Weg zur Medienkompetenz begleiten.
Thomas Feibel Medienexperte
Familienleben
Mit einer guten Recherche zu besserem Wissen
Im digitalen Zeitalter ist das Suchen, Überprüfen und Einordnen von Informationen eine ­Schlüsselqualifikation für das ganze Leben. Wie Kinder und Jugendliche sie sich aneignen können.
KI ist ein Hilfsmittel kein Allerheilmittel
Mediennutzung
«KI ist ein Hilfsmittel, kein Allerheilmittel»
«KI ist ein Hilfsmittel, kein Allerheilmittel» Philippe Wampfler, Gymnasiallehrer und Medienexperte, lehrt seine Schülerinnen und Schüler einen kritischen Umgang mit digitalen Medien. Er sagt, wo die Schule an ihre Grenzen stösst und was mit der küns
Familienleben
«Kinder wollen mitreden können»
Sollen Eltern ihre Kinder vor der Flut an schlechten Nachrichten abschirmen? Bloss nicht, sagt Sozialwissenschaftlerin Gisela Unterweger.
Medien
Medienerziehung
Medien: 10 Fragen zu Handy, Tablet und PC
Ihr Kind von den digitalen Medien konsequent fernzuhalten, gelingt längst nicht mehr? Das ist völlig in Ordnung. Elektronische Medien gehören heute zum Alltag.
Blog
Was Kinder beim Gamen fürs Leben lernen
Gamen hat einen schlechten Ruf – zu Unrecht, wie unser Kolumnist findet. Er verdankt viele seiner schönsten Kindheitserinnerungen dem Zocken.
Erziehung
Was habe ich denn zu verbergen?
Viele Kinder nutzen Apps und Websites, ohne ihre Daten zu schützen. So sagen Sie ihnen, warum sie dies tun sollten.
Suchtwirkung von sozialen Medien
Gesundheit
«Der Algorithmus schaltet das Denken aus»
Anders als bei Computergames wurde die Suchtwirkung von sozialen Medien lange unterschätzt, sagt Kinder- und Jugendpsychiater Oliver Bilke-Hentsch.
«Buben müssen einen gesunden Umgang mit ihrer Aggression erlernen»
Erziehung
«Buben müssen einen gesunden Umgang mit ihrer Aggression erlernen»
Jungs-Coach Anton Wieser über raufende Jugendliche und Eltern, die darin gefordert sind, ihre Söhne zu stärken.
Elternbildung
Was tun, wenn das Kind ständig am Handy klebt?
Die 15-jährige Anna verbringt viel zu viel Zeit am Handy, finden ihre Eltern, die deshalb Rat beim Elternnotruf suchen.
Künstliche Intelligenz
Mediennutzung
Nie wieder selber einen Aufsatz schreiben?
Was sind die Chancen und Risiken von Chat GPT? Kann man den  Antworten des Textroboters blind vertrauen? 7 Fragen – 7 Antworten.
Elternbildung
Was tun, wenn der Freund des Sohnes ungefiltert im Netz surft?
Wie gefährlich sind Pornos für Teenager? Ein Elternpaar macht sich Sorgen, weil der beste Freund des Sohnes freien Zugang zum Internet hat.
Cybermobbing
Medienerziehung
Wie schützen wir unsere Kinder vor Online-Übergriffen?
Sexuelle Belästigung und Cybermobbing sind unter Jugendlichen inzwischen so weit verbreitet, dass Eltern und Schulen handeln müssen. 
War früher wirklich alles besser?
Medien
War früher wirklich alles besser?
Wie lange sassen wir einst selbst vor TV und Radio? Um den Medienkonsum unserer Kinder zu verstehen, hilft ein Rückblick.