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Vater, Mutter, Eltern sein

Bilder: Kirstin Lewis
Serie: Wie Familie gelingt – Teil 3

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Die Familie ist ein System aus Menschen mit besonderen Rollen, Normen und Anforderungen. In ihr suchen wir Liebe und Abgrenzung, Nähe und Distanz, sie gibt und nimmt Kraft. Wie beeinflusst das Familienleben die Entwicklung ihrer Mitglieder? Welche
gesellschaftlichen Rahmenbedingungen prägen das Familienleben und wie bestimmen institutionelle Strukturen das Leben in Familien mit? Diesen Fragen gehen wir in einer zehnteiligen Serie nach. Die Texte entstanden in Zusammenarbeit mit dem Institut für
Familienforschung und -beratung der Universität Fribourg unter der Leitung von Dr. Gisela Kilde und Dr. Annette Cina.
Der Umgang mit dem Kind muss sich zudem immer wieder an dessen Entwicklungsstufe anpassen. Denn Erziehung orientiert sich stets an den Fähigkeiten und an der Persönlichkeit des Kindes. An der jeweiligen Situation. Am jeweiligen Befinden.
Warum Konsistenz in der Erziehung wichtig ist
Inkonsistentes Erziehungsverhalten zeichnet sich dagegen dadurch aus, dass die Handlungen und Aussagen der Eltern nicht miteinander übereinstimmen: Je nach Situation gelten andere Regeln, wird unterschiedlich reagiert.
Solch ein unstimmiges, widersprüchliches Mal-so-mal-so-Verhalten der Eltern macht es Kindern sehr schwer, die Reaktionen der Eltern vorwegzunehmen und sich darauf einzustellen. Sie sind oftmals orientierungslos. Inkonsistente Erziehung birgt ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Verhaltensstörungen. Denn das Kind hat mit den Eltern kein verlässliches Gegenüber, an dem es lernen kann, das Verhalten anderer einzuschätzen und selbst Einfluss auf das Geschehen zu nehmen.
Sollten Eltern ähnlich reagieren?
Wenn der Vater einmal Ja, die Mutter aber Nein sagt – oder umgekehrt –, werden die Kinder dieses Hin und Her früher oder später ausnutzen und die Eltern gezielt gegeneinander ausspielen. Beim Streit zwischen den Eltern geht es sehr häufig um die Erziehung der Kinder und darum, was die beziehungsweise der andere hätte tun oder lassen sollen.
Einigkeit macht stark
Es ist für die Entwicklung des Kindes wichtig, zu merken, dass gewisse Regeln gelten und dass die Eltern gemeinsam erziehen und ähnliche Ziele verfolgen. Gleichzeitig sind Eltern zwei Individuen mit eigenen Erwartungen, Fähigkeiten, Erfahrungen und Geschichten. Eine absolute Konsistenz im Verhalten von zwei Personen ist schwierig, ja unmöglich zu erreichen.
Aber vielleicht kommt es auch weniger darauf an, dass beide Elternteile die gleiche Sicht auf alle Dinge haben, als darauf, dass sie sich darin einig sind, auf welche Weise sie mit unterschiedlichen Meinungen umgehen wollen. Und sich auf eine gemeinsame Grundlinie einigen können, auch wenn sie nicht dasselbe denken.
Eine gemeinsame Linie zu finden und zu vertreten, ist nicht immer einfach. Aber es lohnt sich: Frust und ständige Streitgespräche darüber, wer recht hat, können so vermieden werden. Damit die Zusammenarbeit gelingt, sind die folgenden Orientierungspunkte hilfreich:
- Was wollen wir eigentlich?
Bei Erziehungsfragen ist es wichtig, dass Eltern sich bewusst sind, was sie vom Kind erwarten. Dahinter verborgen sind die Erziehungsziele der Eltern. Das Wohin der Erziehung beinhaltet viele Aspekte, die von persönlichen Werten, Erfahrungen und Wünschen nicht zu trennen sind. Es lohnt sich, darüber zu sprechen, was einem selber wichtig ist und was man sich für das Kind wünscht. Und zuzuhören, was der andere denkt. Eltern werden merken, dass sie oftmals ähnliche Hauptziele haben. In der Regel wünschen sie sich, dass das Kind lernt, wie man mit anderen gut auskommt und Freunde findet, dass es sich ausdrücken kann, dass es lernt, mit Problemen und seinen Emotionen umzugehen. Was das Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt braucht, sind dagegen die kurzfristigen Ziele, die sich immer wieder ändern können, da sich das Kind dauernd entwickelt und verändert und neue Situationen zu neuen Fragen führen.
- Wie wollen wir reagieren?
Wenn es Diskussionen über die Erziehung gibt, geht es meist darum, dass sich Eltern uneinig sind, wie der Weg zu diesen kurzfristigen Zielen aussehen soll. Wo müssen in einer neuen Situation Grenzen gesetzt werden und wo braucht das Kind Zutrauen? Es lohnt sich, die Reaktion auf aktuelle Problemstellungen zu diskutieren und sich auf gewisse wichtige Punkte zu einigen. Eine gemeinsame Linie zu vertreten heisst, dass man nicht alleine ist und beide Elternteile mittragen. Dies macht Erziehung einfacher und gibt den Kindern Sicherheit.
Eigenständigkeit darf sein.
- Nicht ständig kontrollieren
Wenn sich Eltern über die Grundregeln einig sind, sollten sie sich gegenseitig nicht immer wieder einmischen und kontrollieren. Derjenige, der mit dem Kind eine Situation löst, ist verantwortlich und regelt dies selber. Sich einmischen in die Erziehung des anderen gibt demjenigen, der korrigiert und kontrolliert wird, das Gefühl, ungenügend zu sein. Dies birgt die Gefahr, dass sich diese Person aus der Erziehung der Kinder herausnimmt und die Verantwortung abgibt. Gleichheit zwischen den Eltern ist so nicht möglich. Auch wenn der andere seinen Weg mit dem Kind etwas anders geht: Das Kind unterscheidet rasch, wer wie reagiert, und wird sich daran orientieren und sich dementsprechend verhalten. Lassen Sie den anderen Elternteil seine Beziehung zum Kind aufbauen und seine Erziehung üben.
- Es ist in Ordnung, unterschiedlich zu sein
Jeder Elternteil ist ein Individuum. Eltern müssen sich nicht in allem einig sein. Individualität und Eigenheiten sind in Ordnung. Lassen Sie sich gegenseitig etwas Freiraum, um den eigenen Weg zu gehen: Einigkeit trotz Verschiedenheit. Dies ermöglicht dem Kind, verschiedene Erfahrungen zu machen. Und das Kind lernt dabei: Es ist okay, unterschiedlich zu sein, Eigenständigkeit darf sein!
Wie Eltern als Team funktionieren: Das Wichtigste in Kürze
- Sprechen Sie über die gemeinsamen Grundziele für die Erziehung der Kinder und bestimmen Sie Grundregeln, an die sich alle halten.
- Einigen Sie sich bei wichtigen Themen darüber, wie Sie gemeinsam reagieren möchten.
- Eigenheiten dürfen sein. Jeder Elternteil trägt für die Kinder die Verantwortung, wenn er diese betreut. Es liegt an ihm, diese gemeinsame Zeit zu gestalten.
- Auch wenn beide Elternteile nicht immer gleich reagieren: Kinder unterscheiden rasch und gut, welcher Elternteil wann wie reagiert.
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