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«Lesen soll lustvoll sein, keine Pflichtübung»

Lesedauer: 1 Minuten

Leseexpertin Christine Roth verrät, wie man Kinder fürs Lesen begeistert und was Eltern bei der Ferienlektüre vermeiden sollten.

Interview: Virginia Nolan
Bild: Adobe Stock

Frau Roth, Sommerferienzeit ist für viele Erwachsene Lesezeit – wie begeistern wir Kinder fürs Lesen?

Der Grundstein dafür wird früh gelegt: Vorlesen bringt Kleinkindern die Sprache näher, aber auch Geschichten, die ihre Fantasie anregen und Lust aufs Selberlesen machen. Aber nicht jedes Kind, dem vorgelesen wurde, wird zur Leseratte. Sicher ist: Motivation entsteht über Begeisterung für ein Thema.

Christine Roth ist Leiterin Marketing und Kommunikation bei Orell Füssli.

Ein Kind soll sich seinen Lesestoff daher selbst aus­suchen und Erwachsene sollen seine Wahl nicht bewerten. Wir können der Suche nach passender Lektüre etwas auf die Sprünge helfen, wenn wir Kindern ganz allgemein ein offenes Ohr schenken und ihren Themen mit Interesse begegnen. Wichtig ist auch, sie nicht zu überfordern. Zu viel Text, kleine Schriftgrössen, keine Bilder: All dies kann Erstleserinnen und -leser vergraulen.

Darf man dem Kind Ferienlektüre aufbrummen, wenn es im Lesen hinterherhinkt?

Davon würde ich abraten. Pflichtübungen kann man sich für Momente sparen, in denen Hausaufgaben sie erfordern. Zu Hause soll Lesen etwas Lustvolles sein. Ich würde Kinder dafür auch nicht belohnen, denn dies suggeriert, dass Lesen Arbeit ist.

Wer fürs Lesen nicht empfänglich ist, dem kann man vorlesen. Es begeistert selbst Jugendliche.

Aber vielleicht nimmt man sich in den Ferien bewusst Zeit für gemeinsame Lesemomente, in denen alle ein Buch zur Hand nehmen. Manche Kinder mögen es, wenn sie danach ausschweifend von ihrer Lektüre erzählen dürfen. Sind sie dafür nicht empfänglich, kann man ihnen stattdessen vorlesen. Im Rahmen eines entspannenden Rituals macht das selbst Jugendlichen Freude. 

Haben Sie weitere Tipps für Lesemuffel?

Manche sind empfänglicher für Empfehlungen von Gleichaltrigen und Rollenvorbildern. Für Jugendliche können soziale Medien eine durchaus hilfreiche Anlaufstelle sein. Auf Tiktok stellen junge Erwachsene unter dem Hashtag #booktok Bücher vor und inspirieren so ihre Community zum Lesen.

Ich will Leseförderung nicht an digitale Kanäle delegieren, aber es lohnt sich, gemeinsam mal reinzuschauen. Manche Kinder finden den Einstieg ins Lesen leichter über Comics und Graphic Novels, die derzeit boomen. Auch Filme können Lust auf mehr machen: So sind zig beliebte Jugendbuchreihen wie etwa «Die drei Fragezeichen» verfilmt worden. Wenn Kinder am Inhalt Gefallen finden, gibt es davon jede Menge mehr zum Selberlesen.

Virginia Nolan
ist Redaktorin, Bücherwurm und Wasserratte. Sie liebt gute Gesellschaft, feines Essen, Tiere und das Mittelmeer. Die Mutter einer Tochter im Primarschulalter lebt mit ihrer Familie im Zürcher Oberland.

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