Unsere liebsten Kinderbücher zum Vorlesen - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Unsere liebsten Kinderbücher zum Vorlesen

Lesedauer: 11 Minuten

Von Pippi über den kleinen Nick zum Hühnerdieb: Wir stellen Ihnen unsere liebsten Kinderbücher zum Vorlesen vor. 

Am 22. Mai findet der erste Schweizer Vorlesetag statt. Das Schweizerische Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM will mit dem Tag die Wichtigkeit des Vorlesens aufzeigen. Es ist erwiesen, dass Kinder enorm profitieren, wenn ihnen etwas vorgelesen wird. Sie lernen selber schneller lesen und haben ein besseres Sprachverständnis. Gemeinsames (Vor-)Lesen verbindet und macht Spass. 

Aus der Redaktion stellen wir Ihnen unsere liebsten Kinderbücher zum Vorlesen vor und freuen uns auch über Anregungen aus Ihrem Büchergestell. 

Nik Niethammer (Sohn, 8, und Tochter, 6, Jahre alt)

«Die grosse Geschichte vom kleinen Kapitän» von Paul Biegel
Der kleine Kapitän und seine Freunde Martinka, Tonne und Heini Hasenfuss segeln über die Weltmeere, trotzen den grössten Gefahren und bestehen die kühnsten Abenteuer. Dabei begegnen sie einer mysteriösen Stadt auf Pfählen; sie statten den Töchtern von König Blaukrabbe auf dem Meeresboden einen Besuch ab oder kapern ein Geisterschiff, das sieben Schatzkisten an Bord hat. Nebenbei retten sie sechs Schiffbrüchige und eine Truppe dressierter Zirkustiere, verkuppeln einen König und bestehen viele Mutproben. Paul Biegel, der niederländische Michael Ende, spinnt in der Tradition von Swift und Münchhausen in diesem weltberühmten Kinderbuch sein Seemannsgarn so meisterhaft, dass man einfach mitfiebern muss.

Unsere Kinder lieben es, wenn wir vorlesen, sie kuscheln sich dann am liebsten in Decken und hören gebannt zu. Unsere Tochter kriegt immer ganz rote Ohren vor Aufregung. 
«Hörbe mit dem grossen Hut» von Ottfried Preussler
Ein Hutzelmann auf Wanderschaft. Hörbe hat Spass am Leben, und wenn die Sonne durch den Reisighaufen bis in seine Stube dringt, dann denkt er sich: Wie schön ist es, auf der Welt zu sein!

«Wir Kinder von Bullerbü» von Astrid Lindgren
Wer von einer glücklichen Kindheit spricht, der denkt vor allem an ein schwedisches Dorf mit nur drei Höfen: Bullerbü!

«Räuber Hotzenplotz» von Ottfried Preussler
Der Räuber Hotzenplotz hat Grossmutters Kaffeemühle gestohlen! Kasperl und Seppel wissen, was zu tun ist. Sie müssen ihn fangen. Aber das ist gar nicht so einfach. Denn als Kasperl und Seppel ihm eine Falle stellen, geraten sie selber in die Fänge vom Räuber Hotzenplotz und vom bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann.

Die Kinder können ganze Kapitel auswendig. Wehe, wir lesen mal einen Satz anders, da wird sofort protestiert. Unglaublich, wie sich Kinder in diesem Alter Dinge bis ins kleinste Detail merken können.
«Pippi Langstrumpf» von Astrid Lindgren
Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf, kurz Pippi Langstrumpf genannt, wohnt mit ihrem Pferd und dem kleinen Affen Herrn Nilsson in der Villa Kunterbunt und macht, was sie will. Sie ist das stärkste Mädchen der Welt und hat vor nichts und niemandem Angst. 

Pippi ist der absolute Liebling unserer kleinen Strolche, wir haben die drei Bände insgesamt sicher ein halbes Dutzend mal vorgelesen. Oft werden Szenen nachgespielt, man holt Tücher und Kissen aus dem Schrank, baut ums Sofa herum die Villa Kunterbunt nach und versucht rückwärts zu gehen wie Pipi. Die Jüngere besteht immer mal wieder darauf, verkehrt herum einzuschlafen – also mit den Füssen (gerne bleiben die Schuhe an) auf dem Kopfkissen. 
«Das kleine Gespenst» von Ottfried Preussler
Wegen einer Kirchturmreparatur bleibt die Uhr 12 Stunden lang stehen und schlägt am Mittag Mitternacht. Zeit für das kleine Gespenst aufzustehen. Durch das Sonnenlicht wird aus dem weissen Nachtgespenst ein schwarzes Taggespenst …

«Immer dieser Michel» von Astrid Lindgren
Michel, fünf Jahre alt und stark wie ein kleiner Ochse, lebt auf dem Hof Katthult in Lönneberga, das ist ein Dorf in Smaland in Südschweden. Mit seinen runden blauen Augen und dem hellen wolligen Haar könnte man ihn fast für einen Engel halten – wenn er schläft. Aber wenn er nicht schläft, dann hat er mehr Unsinn im Kopf als irgendein anderer Junge in ganz Lönneberga oder ganz Smaland oder ganz Schweden oder vielleicht sogar auf der ganzen Welt! 

Unsere Kinder mögen Geschichten von realen Menschen; sprechende Tiere und Fabelwesen interessieren sie weniger. Michel passt perfekt in ihre «reale» Kinderwelt. 

Mehr Infos zum Schweizer Vorlesetag

Bild: Pexels

Online-Dossier Lesen

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Dieser Artikel gehört zum Online-Dossier Lesen: Wie lernen Kinder zu lesen? Und welche Bücher eignen sich zum Vorlesen? 

Claudia Landolt (vier Buben zwischen 6 und 14 Jahren)

«Der kleine Nick und seine Streiche von René Goscinny/Sempé
Mein liebstes Kinderbuch ist ein richtiges Jungsbuch. Es hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber nichts an Aktualität eingebüsst. Es eignet sich prima, um daraus vorzulesen – und abends im Bett noch einmal so richtig zu lachen. Herrlich lustig und, ach wie wahr, sind die Geschichten rund um den kleinen Nick und seiner Bande von Jungs, die sich in der Schule nur schwer konzentrieren können, denn draussen findet ja das wahre Leben statt. Draussen: Das ist der Pausenplatz mit der Aufsichtsperson Hünerbrüh, äh, Hühnerfeld, und der Spielplatz, auf dem man Fussball spielt oder sich mit einer «Gang» aus der Nachbarschaft fetzt. Obwohl ich die Bücher bestimmt schon 200mal vorgelesen habe, lache ich mich noch immer schlapp über die wunderbar fein beschriebenen Charaktere: Da ist Nicks Onkel Eugen, der schmutzige Witze erzählt, die Nick nicht hören darf. Oder der Klassenstreber Adalbert, dem man nicht so oft eine reinhauen darf, wie man möchte, denn er trägt eine Brille, und Nicks Freunde Georg (Sohn aus reichem Haus), Roland (Sohn eines Polizisten, ist gern der Chef), Franz (kann gut hauen, streitet sich andauernd mit Roland, wer der Chef sein darf). Meine Lieblingsgeschichte ist jene, in der alle im Garten von Nick Cowboy spielen, und am Schluss Nicks Papa sich freiwillig an den Marterpfahl binden lässt. Leider vergessen die Kinder, ihn loszubinden …

«Das dicke Urmel-Buch» von Max Kruse
Zwei meiner Kinder konnten ewig und drei Tage weder «r» noch «sch» aussprechen. Da fiel mir eines Tages das «dicke Urmel-Buch» in die Hand, das noch tausendmal lustiger ist, als der Film «Urmel aus dem Eis», den man vielleicht kennt. Das Urmel also, eine Kreuzung zwischen Drache und Dinosaurier, wird in einem Ei auf der Insel Titiwu an Land gespült. Auf der Insel lebt Professor Tibatong, ein Tierforscher zusammen mit seine Ziehsohn Tim Tintenklecks. Tibatong hat es sich zum Ziel gemacht, all seinen Tieren das Sprechen beizubringen: Wawa, der Waran, Ping, der Pinguin, und auch Wutz, das Schwein sowie der See-Elefant können sprechen – aber nicht ganz einwandfrei. Ihnen allen ist ein sehr charmanter Sprachfehler eigen – was in den Dialogen zu allerhand Missverständnissen führt. Kleines Beispiel: «Ausgepflafen?» fragt Ping Pinguin, der trotz eifrigsten Übens das «sch» nicht aussprechen kann, seinen Freund Wawa. Wawa, der Waran, spricht das «z» aus wie das «tsch» einer Dampflokomotive. Er antwortet Ping also: «Ich bin umgetschogen, und nach einem Umtschug schlafe ich immer besonders gut.» Als Wawa erklärt, er wohne jetzt in einer Riesenmuschel, sagt Ping: «Oh, wie toll, ich will auch eine Riesenmupfel!». Und so geht das immer weiter. Ein wunderbares Buch, das kleinen sprachlichen Mäkeln die Schärfe nimmt und auch für Eltern eine herrlich lustige Sprachübung ist. Ich selbst fand es grossartig, wochenlang mit meinen Söhnen wie Ping Pinguin zu kommunizieren: «Pfnell, wir müssen gehen!». Das hat doch was, finden Sie nicht?

Jan Paul Schutten: «Evolution oder das Rätsel von allem, was lebt» von Jan Paul Schutten
Charles Darwin, DNA und Pantoffeltierchen: Keiner erklärt die Geheimnisse des Lebens so humorvoll, spannend und einfach wie der Niederländer Schutten. Prächtig auch die Illustrationen von Floor Rieder. Empfohlen wird das Buch für Kinder ab acht Jahren, was ich eher an der oberen Grenze erachte, ist doch die Evolutionstheorie eher etwas für ältere Kinder (oder für die ganze Familie überhaupt, da man das Buch über Jahre hinweg immer wieder hervornehmen kann und es nichts an Aktualität verliert). «Evolution» stand in den Niederlanden 22 Wochen lang auf der Bestsellerliste und ist für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2018 nominiert. 

Wunderbare Fragen auf Antworten – denn Eltern können nicht alles wissen, schon gar nicht auf Fragen wie: Wie alt ist das Weltall? Und warum, Mama, bekomme ich eigentlich eine Gänsehaut? Gut, dass man da mal nachschlagen kann. Denn die wichtigen Kinderfragen werden ja meist noch vor dem ersten Kaffee gestellt.

Florian Blumer (eine Tochter, knapp 2 Jahre alt)

«Heule Eule» von Paul Friester und Philippe Goossens 
Ja, warum heult denn die kleine Eule so gotterbärmlich, dass alle Tiere des Waldes erschaudern und sich der Maulwurf die Arme über dem Kopf zusammenschlägt (was unsere Tochter, als erste gestische Reaktion auf ein Büchlein überhaupt, jeweils auch tat)? Es sei hier nicht verraten, nur so viel: Die Geschichte ist rührend und dramaturgisch grossartig (und gezeichnet sowieso).

«Nik und der Wal» von Benji Davies 
Eine wunderschöne Vater-Sohn-Geschichte und eines unserer Lieblingsbücher (ja, unserer: von mir und meiner Tochter. Siehe zu diesem Thema auch «Vorlesen was Eltern und Kindern gefällt»): So schön gezeichnet! So subtil erzählt! So berührend! So viele Katzen! 

Und zwei Klassiker aus meiner Kindheit für ältere Kinder:

«Mio mein Mio» von Astrid Lindgren
Weil Astrid Lindgren die grossartigste Kinderbuchautorin ist. Und, im Speziellen, weil die Geschichte so spannend ist und ich den Moment nie vergessen habe, als uns Herr Jöhri in der Primarschule in der letzten Stunde vor den Sommerferien daraus vorgelesen hatte (der Bösewicht trägt eine Eisenklaue, Mio rutscht an einem Abhang ab und kann sich gerade noch an etwas festhalten) und uns mit dem Satz in die grossen Ferien entliess: «… es war eine Klaue aus Eisen». Seither weiss ich, was ein Cliffhanger ist. 

«Emil und die Detektive» von Erich Kästner
Weil Erich Kästner der grossartigste Kinderbuchautor (… und ein grossartiger Satiriker dazu) ist. Und er den Satz prägte: «Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist Mensch). Und, im Speziellen, weil die Geschichte so spannend ist. Auch hier gibt es eine Stelle, die mir bis heute geblieben ist – weil sie mich etwas fürs Leben gelernt hat. Nämlich, als Emil alleine im Zug fährt und etwas zu offenherzig und – erinnere ich mich richtig? – etwas zu Stolz erzählt, wie viel Geld er dabei hat. Worauf es ihm, als er schläft, vom Nachbar in seinem Abteil abgenommen wird.

Evelin Hartmann (zwei Töchter, 5 und 2 Jahre alt)

«Henriettes Heim für schüchterne und ängstliche Katzen» von Alicia Potter und Birgitta Sif
Henriette hat ein grosses Herz für Katzen und eröffnet ein ganz besonders Tierheim: «Henriettes Heim für schüchterne und ängstliche Katzen». Die Nachfrage ist gross; viele grosse und kleine Katzen werden bei Henriette abgegeben. Eine Katze flüchtet vor Mäusen, eine andere fürchtet sich vor Vögeln, wieder andere können nicht auf Bäume klettern, weigern sich zu schnurren oder haben einfach Angst vor fast allem, zum Beispiel vor Besen. Auch herrenlose Streunerkatzen werden von Henriette gütig aufgenommen. So kommt auch ein sehr, sehr ängstlicher Kater ins Haus geschlichen. Da er sich immer versteckt und der kleinste von allen ist, nennt Henriette ihn Krümel.

Henriette gibt den Katzen Unterricht und trainiert mit ihnen – wie man den Schwanz aufrecht hält, einen Buckel macht, tüchtig springt und auf Bäume hinauf – und wieder herunterklettert. Es gibt ausserdem Nachhilfeunterricht im Freundschaft-Schliessen und den Rat, immer an etwas Schönes zu denken, um Ängste zu überwinden oder wenigstens aushalten zu können. Eines Nachmittags macht sich Henriette mit zwei Eimern auf den Weg, um neue Milch zu holen. Doch auf dem Rückweg stolpert sie, verstaucht sich ihren Knöchel und fällt in einen Graben. Es wird dunkel … Henriette versucht, an etwas Schönes zu denken und – hat schreckliche Angst. Da ist es ausgerechnet der kleine Krümel, der grossen Mut fasst, sich ins Mondlicht stellt, den Schwanz aufrecht hält, einen Buckel macht und die anderen Katzen auffordert, ihm zu folgen und Henriette zu suchen … Ein zauberhaftes Buch für Kinder ab 4 Jahren über das Thema Ängste und einen konstruktiven Umgang mit ihnen.

«Der kleine König. Gute Nacht, Freunde» von Hedwig Munck
Man kennt es vom Sandmännchen, das kleine quirlige Kerlchen, das mit einer grossen Krone auf dem Kopf in einem noch grösseren Schloss wohnt – mit all seinen tierischen Freunden. Und genauso lustig wie die kurzen Zeichentrickfilme, sind die Geschichten, die in einem Sammelband zusammengefasst, im Ellermann Verlag erschienen sind. Wer es jetzt noch schafft, sie in der Stimmlage und dem Sprechtempo des kleinen Königs vorzutragen, ist der Grösste. Mir ist es noch nie gelungen.

«Der kleine Bär möchte schlafen» von Caroline Nastro
Eltern, die New York lieben und schon länger nicht mehr dort waren – wegen – oder bald wieder hin wollen – mit – kleinen Kindern sei dieses Buch vom kleinen Bären empfohlen, der einfach nicht schlafen kann. Da aber alle anderen Tiere im Wald schlafen, macht er sich durch eine wunderschöne Winterlandschaft auf in die Stadt, die niemals schläft. Welche das ist? Genau: New York. Hier sucht er Ruhe auf einer Bank am Broadway, zwischen den vielen parkenden Taxis am Times Square und im Naturhistorischen Museum. Doch Ruhe findet er nirgendwo, ist ja klar. Trotzdem liebt der kleine Bär die Stadt, die niemals schläft, wie meine grössere Tochter dieses Bilderbuch.  

Patrik Luther (zwei Töchter, 6 und 1 Jahr alt)

«Die lustigen Abenteuer des Rösslein Hü» von Ursula M. Williams
Mit besten Erinnerungen an meine Kindheit habe ich dieses zeitlose Werk vor kurzem meiner Tochter vorgelesen. Ich hätte den Inhalt vorher nicht exakt wiedergeben können, hatte aber beim Anblick des Buchcovers ein starkes Throwback-Gefühl an wundervolle Kindheits-Momente voller Geborgenheit. Ohne Anspruch auf Gefühlstransfer hoffe ich natürlich, meinen Töchtern durch das Vorlesen dieses Klassikers ebenfalls unvergessliche Erinnerungen
zu schenken und tauche auch sehr gerne wieder in diese Geschichtenwelten ein.

«Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer» von Michael Ende
Die Abenteuer des kleinen Jim habe ich ebenfalls in bester Erinnerung. Ich kann noch sehr genau fühlen, wie ich mich tagtäglich auf das Eintauchen in die Abenteuer auf Lummerland freute. Diese Geschichte steht aktuell auf der Besorgeliste der Bibliothek und ich kann den Vorlesestart kaum erwarten.

«Meine Freundin Conni»

Conni ist ein ganz normales Mädchen und der ganz normale Alltag bietet sehr viele spannende Geschichten aus dem Leben. Die Conni hat es unserer älteren Tochter besonders angetan. Die Pixibücher und Bilderbücher standen bei ihr schon mit knapp 3 hoch im Kurs. Mittwachsend mit dem Kind gibt es Conni bis ins Teenie-Alter. Schöne Geschichten, die ich sehr gerne und immer wieder vorlese.

«Papa Moll»
Meine ältere Tochter liest in der Bibliothek immer mindestens ein bis zwei Papa-Moll-Bücher aus. Die gereimten Texte zu den Bildabfolgen sind grauenhaft zum Vorlesen und versucht man das ganze noch live ins Schweizerdeutsche zu übersetzen, fallen die Reime der Verschiedensprachigkeit zum Opfer. Olivia kümmert dies wenig. Sie ist fasziniert von Papa Molls «Fettnäpfli-Leben» und lacht sich regelmässig einen «Schranz» in den Bauch. Grund genug für mich, ihr also auch Bücher vorzulesen, die nicht immer meinen persönlichen Vorlieben entsprechen.

Bianca Fritz (Neffe, 4 Jahre alt)

«Adelaide das fliegende Känguru» von Tomi Ungerer
Mein Lieblingskinderbuch ist «Adelaide das fliegende Känguru» von Tomi Ungerer – weil ich Kängurus liebe und dieses hier besonders bezaubernd ist: Da es Flügel hat, fühlt es sich anders und geht auf eine Reise, wo es zum Helden und dann schliesslich in Paris zum Star wird. Bis es sich nach anderen Kängurus sehnt. Die Geschichte ist mit wenigen Strichen und doch unheimlich liebevoll gezeichnet und als ich sie meinem 4-jährigen Neffen vorlas, sprach er noch Tage später vom Känguru, das fliegen kann. Also hab ich ihm das Buch geschenkt. 
«Die kleine Raupe Nimmersatt» und «Das kleine Ich bin Ich»
Und aus meiner Kindheit denke ich gerne an die Klassiker «Die kleine Raupe Nimmersatt» zurück, die mir bestimmt 250 mal vorgelesen wurde und dann noch an das kleine «Das kleine Ich bin Ich». Beide vermitteln, wenn ich sie mir heute ansehe, die Moral der Geschicht mit dem Vorschlaghammer. Trotzdem mochte ich sie und mir wurde ganz warm ums Herz, als ich «das kleine Ich bin ich» vor einigen Jahren im Marionetten-Theater in Basel wieder traf. Es sah dem, das ich damals mit der Anleitung aus dem Kinderbuch im Kindergarten basteln musste, sogar ein bisschen ähnlich. Nur viel hübscher.

Florina Schwander (eine Tochter, 4, und Zwillingsjungs, 2 Jahre alt)

«Mein Lieselotte Uhrenbuch» von Alexander Steffensmaier
Lieselotte ist cool, das finden meine Tochter und ich beide. Ich freue mich über die vielen gezeichneten Details, von denen ich immer wieder neue entdecke. Die einfallsreichen Hühner bringen mich jedes Mal zum Schmunzeln. Meine Tochter findet die Uhr spannend und dass Lieselotte abends nicht nochmal baden will. Obwohl sie mit braunen Flecken auf dem Fell in der Wanne sitzt.

«Alles was fährt» von Richard Scarry
Der Stil von Richard Scarry gefällt mir wahnsinnig gut, zudem erinnern mich seine Bücher an meine Kindheit. Meine Jungs reden zwar noch nicht so viel, aber «wummwumm» und «tschutschu» geht. Und so lesen sie auch ihre Bücher zum Anschauen aus: Hauptsache, es kreucht und fleucht.


«Wo ist Karl?»
Ich liebe Bücher, die verschiedene Altersgruppen bedienen. Das Wimmelbuch «Wo ist Karl» tut genau das: Meine Tochter sucht Choupette, Karls Katze. Ich suche Karl, versuche seine restliche Entourage bekannten Personen zuzuordnen und amüsiere meinen Mann mit Anekdoten aus dem Modezirkus.


«Gute Nacht, Bern» von Dorothee Hesse
Das konstante Simultanübersetzen vom Hoch- ins Berndeutsche beim Vorlesen finde ich zeitweise mühsam. In so Momenten schätze ich das «Gute Nacht, Bern»-Buch, das zweisprachig geschrieben ist, Dialekt und Schriftsprache. Der kleine Nachtwächter fährt durch Bern und sagt der Stadt so «Gute Nacht». Übrigens gibt es auch eine Zürich-Ausgabe, die wiederum dann Zürideutsch und Hochdeutsch geschrieben ist.

«Der Hühnerdieb» von Béatrice Rodriguez
«Der Hühnerdieb» kommt ganz ohne Text aus und doch kommen mir bei jedem zweiten Mal Vorlesen immer noch die Tränen. Die Geschichte ist rührendst und meine Kinder freuen sich schon auf die Folgegeschichten.


«Die Krähen von Pearblossom» von Aldous Huxley
Meine Tochter findet das Buch «uuu lustig». Sie mag die Mischung aus brutalem Raub und Happy End. Mich haut die Geschichte nicht vom Hocker, allerdings ist auch dieses Kinderbuch mit so viel Liebe illustriert, dass ich mich beim Erzählen über die Details freue. Übrigens das einzige Kinderbuch vom bekannten «Brave New World»-Autor Aldous Huxley. 


Weiterlesen: 

Vorlesen, was Eltern und Kindern gefällt
Streng genommen gibt es drei Arten von Kinderbüchern. Solche, die Kinder mögen, solche, die Eltern mögen, und solche, die beiden gefallen.
Lesen und lesen lassen
Musik hören, fernsehen und Bücher lesen. Das sind die liebsten Medientätigkeiten von Kindern im Primarschulalter. Tatsächlich hat das Buch keineswegs an Bedeutung verloren. Zumindest für die Kinder, deren Eltern auch lesen.