«Als es hiess, die Schule macht zu, fanden wir das super» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

«Als es hiess, die Schule macht zu, fanden wir das super»

Lesedauer: 1 Minuten

Nils Duff, 15 Jahre, lebt mit seinen Eltern und seinem Bruder in Bern. Er spielt leidenschaftlich gern Unihockey. 

Aufgezeichnet von Claudia Füssler
Bilder: Salvatore Vinci / 13 Photo

«Als wir zum ersten Mal von Corona gehört haben, haben wir uns noch ein wenig lustig gemacht über dieses ‹China-Virus›. Das war so weit weg. Dann hiess es plötzlich, die Schule macht zu. Das fanden meine Freunde und ich erst mal super, weil wir dachten, das bedeutet, wir hätten gar keine Schule. Wir hatten dann Online-Unterricht, aber das war trotzdem recht entspannt, weil wir morgens länger schlafen konnten. Anfangs haben wir uns weiter getroffen im Freundeskreis, bis dann die ersten Eltern gesagt haben, dass wir das besser lassen sollten. 

Vor der Pandemie war ich drei- bis viermal die Woche trainieren, am Wochenende hatten wir oft ein Spiel. Ich spiele Unihockey, seit neun Jahren schon. Eigentlich wollte ich Fussball im Verein spielen, doch das hat mit den Trainingszeiten nicht so gepasst. Wir haben geschaut, was es sonst noch gibt, und Unihockey fand ich gut. Das Training ist natürlich ausgefallen, das hat mir schon gefehlt. Wir haben das auch alle gemerkt, als wir nach der Corona-Pause wieder angefangen haben, zu trainieren. Da mussten wir erst wieder in Form kommen. Aber da wir ja alle den gleichen Rückstand hatten, war es okay. 

Wirklich gelangweilt habe ich mich nicht während des Lockdowns, das war eigentlich ziemlich in Ordnung für mich. Ich hatte mein Handy und den Computer. Also habe ich viel Youtube geschaut und Spiele gespielt, manchmal auch online mit Freunden. Sonst hat meine Mutter auch immer was gefunden, was ich noch tun könnte. Seit einer Weile übernehme ich hier zu Hause auch mehr Verantwortung. Ich muss einmal die Woche das Bad putzen und den Grünabfall rausbringen. Klar wäre mir lieber, wenn ich das nicht machen müsste, aber im Gegenzug habe ich ja auch mehr Freiheiten. Meine Eltern kontrollieren meinen Handykonsum nicht mehr so streng und ich darf mehr und länger raus und Freunde treffen. Wenn wir uns streiten, geht es auch meist um diese beiden Themen. Manchmal haben sie das Gefühl, dass ich zu viel Zeit am Handy verbringe, oder sie erlauben mir nicht, so spät nach Hause zu kommen, wie ich möchte. Aber im Grossen und Ganzen haben wir ein gutes Verhältnis, auch mit meinem jüngeren Bruder verstehe ich mich gut.

Ich finde es cool, dass jetzt bei mir die Phase ­angefangen hat, in der man abends mehr wegbleiben kann. Das geniesse ich gerade.

Ich finde es cool, dass jetzt bei mir die Phase angefangen hat, in der man abends mehr wegbleiben kann. Das geniesse ich gerade. Ich habe mir auch noch keine Gedanken gemacht, welche Richtung ich vielleicht mal beruflich ­einschlagen will. Erst mal mache ich das ­Gymnasium fertig, dann sehen wir weiter.»

Claudia Füssler
arbeitet als freie Wissenschaftsjournalistin. Am liebsten schreibt sie über Medizin, Biologie und Psychologie.

Alle Artikel von Claudia Füssler

Lesen Sie mehr zum Thema Pubertät:

Advertorial
Vermögen aufbauen mit der Clanq Familien-App
Die kleinen Ausgaben im Alltag machen einen gewaltigen Unterschied. 3 Tipps, wie auch mit kleinem Budget ordentlich Geld zusammenkommt.
Gamen: «Ein Verbot schlägt einen Keil in die Elter-Kind-Beziehung»
Medien
«Ein Game-Verbot schlägt einen Keil in die Beziehung»
Warum es Jugendliche manchmal schlicht nicht schaffen, selbst mit dem Gamen aufzuhören, weiss Präventionsexpertin Christina Thalmann.
Psychologin Giulietta von Salis über den Umgang mit Gefühlen.
Erziehung
«Kinder verstehen vieles gut, aber wir trauen ihnen zu wenig zu»
Psychologin Giulietta von Salis plädiert dafür, Kinder alle Emotionen erfahren zu lassen und sich als Eltern den eigenen Gefühlen zu stellen.
Vergleiche: Wer kann was am besten?
Gesellschaft
Wer kann was am besten?
Sei es in der Schule oder auf Social Media: Kinder und Jugendliche vergleichen sich ständig. Sie gewinnen damit wichtige Informationen über sich selbst.
Jungs in der Pubertät
Entwicklung
«Ich schäme mich, weil ich klein und dünn bin»
Der 13-jährige Elia wäre gern muskulöser. Doch obwohl er fleissig Sport macht, bleibt der Junge schmächtig. Das sagt unsere Expertin.
Cannabis
Gesellschaft
Ab wann wird Kiffen zum Problem?
Kiffen wird bald legalisiert. Schon jetzt ist der Konsum von Cannabis unter Schweizer Jugendlichen weit verbreitet. Wie gefährlich ist das?
Eine Krebsdiagnose stellte Morenos Leben auf den Kopf.
Gesellschaft
«Mir ist viel Gutes widerfahren»
Moreno Isler, 22, ist in der Lehre zum Fachmann Betreuung. Mit 14 stellten erst eine Krebsdiagnose, dann die Folgen der Behandlung sein Leben auf den Kopf.
Schulfrust: Junge steht im Treppenhaus mit Handy
Psychologie
5 Tipps gegen Schulfrust
Worauf Eltern achten sollten, wenn ihr Kind nicht mehr in die Schule will, erklärt Schulpsychologe Matthias Obrist.
Muskeln, Macker und Maseratis
Blog
Muskeln, Macker und Maseratis
Auf Insta, TikTok und Co. torpedieren sogenannte «Manfluencer» mit viel Muskeln und wenig Hirn die Erziehung unserer Kolumnistin.
Menstruation
Erziehung
Period Positivity – die erste Mens entspannt erleben
Die einen Mädchen* werden vollkommen überrascht. Andere wünschen sie sich sehnlichst herbei. Und wieder andere haken ihre erste Periode als selbstverständliche Nebensächlichkeit ab. Gänzlich unbeeindruckt von der Tatsache, dass sie mit dem Einsetzen der Mens keine kleinen Mädchen mehr sind, sondern Frauen, die Kinder gebären könnten. Durchschnittlich 12,5 Jahre alt sind Mädchen heute in der […]
Thomas Feibel Medienexperte
Familienleben
«Hallo? So was kannst du echt nicht sagen!»
Wenn Kinder in die Rolle der Sprachpolizei schlüpfen und ihre Eltern für deren Wortwahl kritisieren, ist der Ärger vorprogrammiert.
Elternbildung
Hilfe, meine Tochter will ein Tattoo! 
Ramonas 14-jährige Tochter will ein Tattoo, ihre Mutter ist dagegen. Verbieten oder erlauben? Das sagt unser Expertenteam. 
Michele-Binswanger-Kolumne-Mutter-Kinder-Teenager
Elternblog
«Lose yourself» oder Tschüss mit Eminem
Dies ist die letzte Kolumne von Michèle Binswanger für Fritz+Fränzi. Das Loslassen fällt ihr nicht leicht. Doch nur so können wir fliegen.