«Ich habe meine Kollegen wahnsinnig vermisst» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

«Ich habe meine Kollegen wahnsinnig vermisst»

Lesedauer: 1 Minuten

Hedi Sucksdorff, 14 Jahre, aus Schindellegi SZ hat eine 12 Jahre alte Schwester und lässt ihre ­Gefühle gerne beim Thaiboxen raus.

Aufgezeichnet von Claudia Füssler
Bilder: Salvatore Vinci / 13 Photo

«Irgendwann in der Pandemie gab es einen Moment, in dem ich mal richtig Angst hatte. Ich dachte: Was, wenn ich meine ganze Schulzeit so verbringen muss? Darauf hatte ich wirklich keinen Bock. Dieser ganze Online-Unterricht ist nichts für mich, ich kann mich viel besser auf den Unterricht konzentrieren, wenn ich in einem Klassenzimmer sitze und vorne der Lehrer steht. Deshalb wollte ich eigentlich die ganze Zeit, dass wir schnell wieder in die Schule können. Ich war auch ziemlich nervös, weil bei mir der Wechsel in die Oberstufe bevorstand und ich nicht wusste, wie ich die Noten hin­bekommen sollte, wenn wir weiter im Lockdown bleiben würden.

Vor der Pandemie habe ich mich jeden Tag mit meinen Kollegen getroffen. Wir haben
da einen Platz, wo wir quatschen, Musik hören, so Sachen. Das alles habe ich wahnsinnig ­vermisst, mir war sehr langweilig zu Hause. Ich habe die Aufgaben für die Schule gemacht und Serien geschaut, ‹Naruto› kann ich empfehlen. Das soziale Miteinander konnte das aber auch nicht ersetzen. Ich habe viel mit Kollegen telefoniert und gechattet, wir haben Hausaufgaben ausgetauscht. 

Mit meinen Eltern habe ich mich mehr gestritten als vorher, wir haben mehr Zeit miteinander verbracht, da ist das wohl normal. Ich habe jetzt mit Thaiboxen angefangen, das mache ich zwei-, dreimal pro Woche. Mein Stiefvater hat mich da einmal mitgenommen. Das ist richtig anstrengend, ich bin danach völlig kaputt. Es ist ein schönes Gefühl, alles rauslassen zu können. 

Mein Vater lebt in Schweden, den besuche ich einige Male im Jahr mit meiner jüngeren Schwester. Mit der streite ich oft, aber manchmal sind wir auch beste Freundinnen. Wir sind dann allein im Flieger unterwegs, und ich habe gemerkt, wie viel Spass mir das macht und wie wohl ich mich fühle. Deshalb möchte ich Flug­begleiterin werden. Da kann ich das Fliegen mit einer zweiten Leidenschaft verbinden: dem Reisen. Wir waren mit unseren Eltern schon viel unterwegs, zum Beispiel in Vietnam oder Marokko. Ich mag es, fremde Landschaften zu entdecken und Dinge zu essen, die ich nicht kenne. Ich spreche mehrere Sprachen, das ist beim Reisen praktisch. Seit der Pandemie informiere ich mich auch viel mehr. Es gibt ja immer noch Corona und ich möchte wissen, was so ­passiert auf der Welt. Deshalb verfolge ich bei Instagram den Account der BBC.»

Claudia Füssler
arbeitet als freie Wissenschaftsjournalistin. Am liebsten schreibt sie über Medizin, Biologie und Psychologie.

Alle Artikel von Claudia Füssler

Lesen Sie mehr zum Thema Pubertät:

Elternblog
Das Schildkröten-Drama
Die Söhne unserer Kolumnistin wollen unbedingt einen Hund. Der vorläufige Kompromiss: Besser eine Schildkröte als gar kein Haustier.
Advertorial
Schützen Sie Ihr Kind vor HPV!
Humane Papillomaviren (HPV) verursachen rund 5 Prozent der weltweiten Krebserkrankungen. Schützen Sie Ihre Kinder frühzeitig vor HPV-bedingten Erkrankungen.
Elternblog
Wann ist ein Bub ein Mann?
Unsere Kolumnistin Michèle Binswanger weiss, wie sich die Transformation von der Buben- zur Männer-Mama anfühlt.
Kinder fördern und stärken: Ein Kind lernt für die Schule
Elternbildung
Vertrauen in das Potenzial unserer Kinder
Die Interessen und Stärken der Kinder sollten in der Volksschule stärker im Zentrum stehen, findet unser Kolumnist.
Foto
Elternblog
Wetteifern um das perfekte Foto aus den Ferien
Unsere Kolumnistin und ihr Ex verschicken sich jeweils gegenseitig Fotos des Nachwuchses aus den Ferien. Das nimmt zuweilen groteske Züge an.
Sexualität
Erziehung
«Viele haben die Scham ihrer Eltern übernommen»
Sexualpädagogin Nadia Kohler plädiert für einen unverkrampften, ganzheitlichen Umgang mit dem Thema Sexualität. Dabei nimmt sie vor allem die Väter in die Pflicht.
Elternblog
Von Plappermäulern, bockigen Teenies und Traumprinzen
Michèle Binswanger ist entzückt: Als Tante entdeckt unsere Kolumnistin in der Kommunikation mit Kindern ganz neue Reize.
Berufswahl
Berufswahl: Wer bin ich eigentlich?
Je besser man sich kennt, desto eher findet man einen passenden Beruf. Sich selbst realistisch einzuschätzen, ist für junge Menschen allerdings nicht immer einfach.
Elternblog
«Du kannst ja die dicke Barbie daten»
Unsere Kolumnistin hat sich mit ihren Söhnen den Erfolgs-Blockbuster «Barbie» reingezogen. Das Urteil der drei fällt vernichtend aus.
Pfeiffersches Drüsenfieber
Gesundheit
Wie schlimm ist das Pfeiffersche Drüsenfieber für Teenager?
Die Viruserkrankung ist weit verbreitet und tritt vor allem bei Kleinkindern und Teenagern auf. Was Küssen bei der Übertragung für eine Rolle spielt. 
Elternbildung
Wie entwickeln sich Kinder von 13 bis 17 Jahren?
Die Pubertät ist eine Zeit der Transformation. Teenager durchlaufen zahlreiche Phasen, die ihre körperliche, kognitive und soziale Entwicklung prägen. 
Medien
Willst du das wirklich posten?
Die permanente Überwachung im Netz ist gefährlich für uns alle. Wie wir bei Kindern ein besseres Bewusstsein für das Private schaffen.
Fritz+Fränzi
Jugend in der Krise: Unser Thema im Mai
Warum immer mehr Kinder und Jugendliche psychisch erkranken – und worauf Eltern achten sollten.