«Schulabsentismus kann die Entwicklung gefährden»

Wenn Kinder sich dauerhaft weigern, in die Schule zu gehen, kann dies unterschiedliche Gründe haben. Ein Gespräch über Risikofaktoren und Unterstützungsmöglichkeiten mit Kinder- und Jugendpsychologin Silvia Meyer.
Schulabsentismus ist ein Phänomen, das in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Warum bleiben immer mehr Kinder und Jugendliche der Schule fern?
Aus internationalen Erhebungen wissen wir, dass insbesondere nach der Covid-19 Pandemie die Anzahl der Abwesenheiten anstieg. Zudem wurde festgestellt, dass diese Effekte besonders stark ausgeprägt sind bei leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern sowie solchen mit bereits bestehenden Ängsten und niedrigem sozioökonomischen Hintergrund.
Je länger ein Kind von der Schule fernbleibt, desto unwahrscheinlicher ist eine erfolgreiche Rückführung in die Herkunftsschule.
Es gibt viele mögliche Ursachen für Schulabsentismus. Meist handelt es sich um ein Zusammenspiel von Faktoren aus dem Schulumfeld (wie zum Beispiel ein unpassendes Schulsetting) und dem familiären Umfeld (u.a. psychische Belastungen innerhalb der Familie) mit Faktoren, die das Kind selbst mitbringt. Beispielsweise, weil es unter Angststörungen leidet oder schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Warum ist es wichtig, dass ein betroffenes Kind möglichst rasch Unterstützung erhält?
Je länger ein Kind von der Schule fernbleibt, desto unwahrscheinlicher ist eine erfolgreiche Rückführung in die Herkunftsschule. Ein längerer Schulabsentismus kann zudem zu einer erheblichen Entwicklungsgefährdung führen. Es können sich kognitive, soziale und emotionale Schwierigkeiten manifestieren.
Zudem haben schulabsente Kinder längerfristig niedrigere Chancen für einen Ausbildungsplatz. Sie sind besonders gefährdet, die Schule ohne Abschluss zu verlassen. Das wiederum führt zu wirtschaftlicher Abhängigkeit sowie sozialer Marginalisierung.
Sie bieten am ZEPP in Basel eine psychologische Begleitung für betroffene Familien an: Was können Eltern und Schule dazu beitragen, dass ein Kind seine Schulangst überwindet?
Entscheidend ist ein gemeinsamer, lösungsorientierter Ansatz. Darüber hinaus eine enge Zusammenarbeit von Schule und Eltern sowie allenfalls auch anderen Fachstellen – wie zum Beispiel dem Schulpsychologischen Dienst oder Kinder- und Jugenddiensten. Es sollten Erfolgserlebnisse kreiert werden, die die Selbstwirksamkeit und das Selbstvertrauen des betroffenen Kindes fördern.
Vorgespräche mit dem betroffenen Kind und der jeweiligen Klasse sowie individuelle Unterstützungsangebote innerhalb des Schulsettings fördern eine nachhaltige Integration. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass Interventionen immer wieder evaluiert und dem aktuellen Entwicklungsstand angepasst werden müssen.
Die neuesten Forschungsergebnisse und Empfehlungen zu unterstützenden Massnahmen bietet der «Kosmos Kind»-Vortrag «Ich schaffe das: Wege aus der Schulangst» von Silvia Meyer am 6. Mai 2025, um 18.30 Uhr, in der Stiftung. Für das Kind. Giedion Risch, Falkenstrasse 26, Zürich.
Tickets unter:
https://fuerdaskind.ch/
vortrag/schulangst/
Abonnentinnen und Abonnenten von Fritz+Fränzi profitieren von einem Ticket-Rabatt von je 10 Franken. Promocode: kosmoskind-25
Die Stiftung Elternsein, Herausgeberin des Schweizer ElternMagazins Fritz+Fränzi, hat mit der «Akademie. Für das Kind. Giedion Risch» den exklusiven Vortragszyklus «Kosmos Kind» lanciert. Ausgewiesene Expertinnen und Experten greifen unterschiedliche Aspekte der Kindheit auf und vermitteln diese alltagsnah und verständlich.