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«Jede Begegnung mit einem autistischen Kind ist eine Chance»

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Es gibt keine typische Verhaltensauffälligkeit, die automatisch zu einer Autismus-Diagnose führt, sagt Christina Schaefer. Die Kinder- und Jugendärztin betreut am Zürcher Universitäts-Kinderspital viele betroffene Kinder und Jugendliche. Warum es essentiell ist, auch deren Familien individuell zu begleiten, erläutert die Autismus-Expertin im Interview.

Interview: Stefanie Wolff-Heinze
Bild: Leeloo The First/Pexels

Frau Schaefer, warum spricht man von Autismus-Spektrum und nicht einfach von Autismus?

Mit dem Begriff Autismus-Spektrum wird eine Vielzahl unterschiedlicher Verhaltensweisen beschrieben, die alle nicht Autismus-spezifisch sind, aber das Zusammentreffen typischer Symptome darstellen. In welcher Art und Ausprägung die betroffenen Kinder diese Besonderheiten zeigen, ist individuell ganz verschieden. Im Gegensatz zur Bezeichnung Autismus mit ihrer sehr strikten Unterteilung wird die dimensionale Beschreibung Autismus-Spektrum der Individualität der Kinder mit ihren Stärken und Schwächen deutlich gerechter.

Christina Schaefer
Christina Schaefer arbeitet seit 2014 als Oberärztin in der Abteilung Entwicklungspädiatrie am Uni-Kinderspital Zürich und ist Vorstandsmitglied der Schweizer Gesellschaft für Entwicklungspädiatrie.

Mit welchen Sorgen kommen die Eltern zu Ihnen in die Abklärung?

Bei den sehr jungen Kindern, also im Alter von ungefähr zwei Jahren, liegt oft eine erschwerte Sprachentwicklung vor. Mit diesem Anliegen kommen die meisten Eltern in die Abklärung. Bei der Frage nach Autismus-Spektrum gilt es dann zu beurteilen: Inwieweit kann das Kind die mangelnde Sprachentwicklung mit non-verbalen Strategien kompensieren? Dies fällt Kindern im Autismus-Spektrum typischerweise schwer.

Weitere Sorgen der Eltern betreffen häufig Schwierigkeiten eines Kindes, sich länger auf eine Beschäftigung einzulassen oder auch repetitive Tätigkeiten, die viel Zeit in Anspruch nehmen und wenig Raum für anderes lassen. Je älter die betroffenen Kinder werden, umso häufiger berichten die Eltern dann über Interaktionsschwierigkeiten – vor allem mit Gleichaltrigen.

Sie betreuen als Leiterin der Autismus-Sprechstunde am Kinderspital Zürich auch die Familien der betroffenen Kinder und Jugendlichen. Vor welchen Herausforderungen stehen sie, und worauf liegt Ihr Fokus bei der Beratung?

Die Eltern sind häufig sehr belastet und gefordert; sie wünschen sich Unterstützung in der Begleitung ihrer Kinder. Neben der Etablierung von therapeutischen und pädagogischen Unterstützungs- oder auch Entlastungsmöglichkeiten zielt unsere Beratung vor allem darauf ab, die Eltern als Experten ihrer Kinder einzubeziehen. Wir möchten sie in ihren intuitiven Erziehungskompetenzen stärken und ihnen aufzeigen, wie wertvoll die Momente für die Kinder sind, in denen gemeinsame freudige Kontakte entstehen. In der Regel gelingen diese Interaktionen zwischen Kind und Eltern am besten.

Christina Schaefer spricht im Kosmos Kind-Vortrag über die Wege zur Diagnose, die grossen Herausforderungen und Chancen für betroffene Familien.
Vortragszyklus «Kosmos Kind»

Die Stiftung Elternsein, Herausgeberin des Schweizer ElternMagazins Fritz+Fränzi, hat mit der «Akademie. Für das Kind. Giedion Risch» den exklusiven Vortragszyklus «Kosmos Kind» lanciert. Ausgewiesene Expertinnen und Experten greifen unterschiedliche Aspekte der Kindheit auf und vermitteln diese alltagsnah und verständlich. Abonnentinnen und Abonnenten von Fritz+Fränzi profitieren von vergünstigten Tickets.

Stefanie Wolff-Heinze
ist Kommunikationsverantwortliche bei der «Stiftung.Für das Kind». Die Politologin ist auch Mitglied der Geschäftsleitung.

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