Wir erzählen: «Ich merke selbst, wann es genug ist»
Bild: Kostas Maros / 13 Photo
Jamelia aus Luzern ist 12 und hat ein eigenes Smartphone ohne Filter. Ihre Eltern Markus, 43, und Jasmin, 41, setzen auf wenig Regeln und viel Vertrauen. Als Daten- und Softwarespezialist arbeitet Markus viel am Handy. Manchmal zu viel, findet seine Tochter.
Jasmin: Naja, man muss dich schon immer wieder erinnern, das Handy wegzulegen. Aber ich finde es toll, dass du dich an unsere Abmachung hältst. Du bringst das Handy selbst dann nachts in die Küche, wenn wir es nicht kontrollieren. Solange du nicht übertreibst, brauchen wir keine festen Zeitregeln. Was ich mich frage, ist, ob wir dir nicht einen Jugendfilter hätten installieren sollen – und ob wir das vielleicht bei deiner kleinen Schwester mal anders lösen.
«Ich bin dagegen, Jugendliche zu sehr zu kontrollieren. Wichtiger ist, über Regeln und Werte zu sprechen.»
Vater Markus
Jamelia: Aber wenn ich dich wegen den Hausaufgaben frage, muss ich auch mehrfach nachfragen, weil du am Handy bist und «nur noch schnell» irgendwas arbeiten musst.
Markus: Das stimmt wohl – ich arbeite und lese viel am Handy. Aber insgesamt verbringe ich damit weniger Zeit, als wenn ich eine Printzeitung, den Fahrplan und all das zur Hand nehmen würde, was ich auf dem Handy recherchiere. Im Grunde ist das effizienter – aber es sieht halt doof aus, wenn ich nur am Handy hänge. Dabei bin ich nicht der Typ, der sich auf Social Media verliert.
Jamelia: Oh ja, Mama, deine Sprachnachrichten sind elend lang. Du machst immer so lange Pausen zwischen den Sätzen. (Alle lachen.)
Jamelia: Ja, das ist okay. Auch wenn ich oft nur eine Wand fotografiere oder so. Und ich sag lieber niemandem, dass ich mit meinem Vater snappe. Das wäre irgendwie peinlich.
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