«Die Persönlichkeit meiner Kinder berührt mich oft»

Die alleinerziehende Manuela Krattiger verliebt sich täglich neu in ihre Kinder. Dennoch ist nicht alles eitel Sonnenschein.
Manuela Krattiger, 45, arbeitet halbtags als Praxisassistentin bei einer Ergotherapeutin in Reinach BL. Die Mutter von Joshua, 10, und Linus, 7, ist seit fünf Jahren alleinerziehend.
Ich verliebe mich sozusagen täglich aufs Neue in meine Kinder. Das Gefühl für meine Kinder ist so gross, eigentlich unvorstellbar! Es gibt immer wieder kleine Momente, in denen ich eines von ihnen anschaue und denke: ‹Wow, was bist du für ein Geschenk.› Manchmal geht es dabei um Dinge, Begabungen oder Interessen, wo ich mich in ihnen wiedererkenne. Dann denke ich: ‹Das hat er vielleicht von dir›, und bin irgendwie gerührt.
Das geht mir zum Beispiel so, wenn ich mich mit meinem älteren Sohn über ein Buch beuge. Wir gehen beide total auf in Geschichten und lesen sehr gern zusammen. Das ist natürlich eine besondere Form von Nähe, die man dann fühlt. Noch häufiger ist es aber die Persönlichkeit des jeweiligen Kindes, die mich berührt, dieses ganz Eigene, das sie von Geburt an mitbringen.
Wie viel an Charakter schon vorhanden ist und nicht von den Eltern geprägt wird, kann ich gut an meinen beiden Söhnen sehen. Die sind so unterschiedlich! Joshua war schon immer wild und sehr energiegeladen. Linus ist viel sanfter, viel vorsichtiger als sein grosser Bruder. Die Musikinstrumente der beiden bringen ihr Temperament gut auf den Punkt: Joshua spielt Schlagzeug, Linus Harfe.
Ich liebe ihre Art, die Welt wahrzunehmen. Mit meinem jüngeren Sohn Linus habe ich mich kürzlich über seine Wünsche und Träume unterhalten. Er hat ganz ernsthaft erklärt, dass er später die Umwelt, die Menschen und die Natur schützen möchte. Diese Tiefe und Ernsthaftigkeit haben mich so gefreut, dass mir innerlich ganz warm geworden ist.
Elternkurse brachten Gelassenheit
Natürlich herrscht bei uns nicht immer eitel Sonnenschein. Mein grosser Sohn ist ein Kind, das nicht auf klassische Erziehungsmethoden anspricht. Ich war oft ängstlich, auch genervt, ob wir bestimmte Dinge meistern können und Schulziele erreichen. Das hat einen ungeheuren Druck produziert.
Ich habe dann Erziehungskurse besucht und dort ganz viel über Gelassenheit, Loslassen und Klarheit gelernt. Ich habe geübt, meinem Kind zu vertrauen. Jetzt bin ich nicht mehr so stark damit beschäftigt, sofort das perfekte Resultat zu erzielen. Seitdem bin ich entspannter und kann die Kinder viel mehr geniessen.