Wir erzählen: «Zeitkontingente fürs Handy helfen uns» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Wir erzählen: «Zeitkontingente fürs Handy helfen uns»

Lesedauer: 2 Minuten

Auf Reisen bloggen Vater Jens Kühne, 48, und seine Familie. Die Zwillinge Jael und Elea, 16, sowie Lia und Neel, 13, haben Smartphones und Laptops. Moan, 10, darf gelegentlich auf ein Gerät von Mama Michèle, 44, zugreifen. Die Familie geht mit der Zeit, für alle Kinder gilt jedoch: Die Mediennutzung ist zeitlich beschränkt.

Michèle: Smartphones gibt es in unserer Familie mit dem Übergang in die Sek, also mit etwa 12, 13 Jahren. Der Unterschied zwischen Jael und Elea und ihren jüngeren Geschwistern war riesig: Während bei den Älteren das Smartphone auch oft unbenutzt herumlag, haben Lia und Neel schon gestürmt. Und Moan zählt jetzt schon die Monate, bis es so weit ist. Wir haben relativ schnell angefangen, mit Zeitsperren zu arbeiten. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Versuchen Sie mal bei fünf Kindern hinterher zu sein, dass jeder sein Handy auch mal wieder weglegt.
Lia: In unseren Smartphones ist festgelegt, dass wir nur eine begrenzte Zeit Spiele oder Social Media nutzen können. Bei Neel und mir sind das derzeit eine Stunde und 30 Minuten. Unsere Schwestern dürfen länger. Damit komme ich gut zurecht. Was mich nervt, ist, dass sich abends auch alle Apps ausschalten, mit denen wir das Internet benutzen. Ich höre gerne im Bett Hörbücher auf Youtube – und das geht dann plötzlich nicht mehr.
Jael: Manchmal gibt es natürlich Situationen, in denen man auf Instagram ist und von einem Foto zum anderen geht, immer den Verlinkungen folgt und sich treiben lässt. Dann schaut man sich noch ein paar lustige Videos an und plötzlich kommt die Warnung: «Du hast nur noch 5 Minuten für Social Media.» Für den Rest des Tages! Oder man ist gerade mitten in einer Unterhaltung auf Whatsapp und dann heisst es auf einmal: «Zeit vorbei!»

Dieser Text stammt aus unserem grossen Dossier zum Thema «Generation Smartphone» in der Ausgabe 10/19. Erfahren Sie mehr zum Dossier im Coverfilm mit Nik Niethammer und bestellen Sie hier das Magazin.
Michèle: Wenn jemand um mehr Zeit bittet, sagen wir aber selten nein. Wir kennen den Code und können das freischalten. Ich habe nicht das Gefühl, dass unsere Kinder es mit Medien übertreiben. In der Schule benutzen sie das Handy nicht und sie haben zwei- bis dreimal pro Woche Fussball-, Hip-Hop-Tanz oder Basketballtraining. Und sie machen viel draussen mit Freunden ab. Warum sollen sie nicht auch mal mit Medien entspannen? Aber wenn die Filter nicht da wären, wären sie sicher ständig an den Geräten.
Elea: Ja, wenn unser Zeitkontingent aufgebraucht ist, wird das Handy uninteressant. Was soll ich dann damit noch gross machen?

Neel: Wenn ich anfange, Videos zu gucken und Instagram zu scrollen, sagt mein Kopf oft schon nach ein paar Minuten: Mach lieber was anderes.

Moan: Ja, weil du deine Zeit aufsparen willst für Spiele!
(Beide lachen.)

Michèle: Ja, das mit den Games ist tatsächlich ein Thema – wie bei vielen Jungs. Aber ich finde, es kommt auch darauf an, was sie spielen. Wenn sie zusammen im selben Game sind und sich austauschen, fühlt sich das besser an, als wenn jeder nur in sein Gerät starrt. Und wenn sie dann vor der Spielkonsole bei «Just Dance» gemeinsam tanzen und richtig ins Schwitzen kommen – das ist doch cool!

Lia: Wenn ich ganz ehrlich bin, finde ich das mit dem Zeitlimit sogar irgendwie gut. Ich kann ja fragen, wenn ich mehr Zeit brauche. Aber so ist das einfach eine gute Erinnerung, dass man schon recht lang am Handy ist.


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