28. August 2017
Autismus – die wichtigsten Begriffe

Text: Sarah King
Bilder: Daniel Auf der Mauer / 13 Photo
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Lesedauer: 1 Minuten
Autismus (aus dem Griechischen: selbstbezogenes Handeln, auf sich selbst
bezogen sein) ist eine schwerwiegende Störung der kindlichen Entwicklung. Bis anhin gelten die Definitionen aus zwei Klassifikationssystemen. Das internationale Klassifikationssystem ICD-10 der WHO unterteilt Autismus in verschiedene Subtypen. Die geläufigsten sind:
- Frühkindlicher Autismus, auch Kanner-Autismus (nach Leo Kanner): manifestiert sich in den ersten drei Lebensjahren, häufig stark eingeschränkte Sprachentwicklung und kognitive Beeinträchtigung.
- Asperger-Syndrom (nach Hans Asperger): keine Sprachentwicklungsverzögerung, mindestens durchschnittliche Intelligenz, oft motorische Auffälligkeiten, manchmal erst in der Interaktion mit anderen erkennbar – in der Primarschule oder später.
- Atypischer Autismus: Symptome des frühkindlichen Autismus sind unvollständig oder in milder Form vorhanden, manifestiert sich oft nach dem dritten Lebensjahr. Da die einzelnen Subtypen nicht immer einfach zu unterscheiden sind, wurde 2013 der Begriff Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ins angloamerikanische Klassifikationssystem DSM 5 aufgenommen. Er ersetzt zunehmend obengenannte Diagnosen. Die ASS umfasst ein Kontinuum von Störungen mit unterschiedlichem Schweregrad – je nachdem, wie viel Unterstützung das Kind braucht. Weiter wird spezifiziert, ob eine Störung in der intellektuellen Entwicklung und im Gebrauch der Sprache vorliegt. Gemeinsam sind Autistinnen und Autisten Auffälligkeiten in folgenden beiden Bereichen:
- Soziale Kommunikation: z.B. kaum Augenkontakt, kaum oder ungewöhnliche Reaktion auf Mitmenschen, kaum Kontakt mit Gleichaltrigen, fehlende Mimik und Gestik und/oder Mühe, Gestik und Mimik von anderen zu verstehen, verzögerte bis fehlende Sprachentwicklung oder aussergewöhnlicher Gebrauch von Sprache, z. B. repetitive Verwendung von Sprache, Wortneuschöpfungen, altkluges Sprechen.
- Begrenzte, stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten: übermässig fokussierte Interessen und beharrliche Beschäftigung mit einem Thema (z. B. meteorologische Daten), stereotype Handlungen (z. B. mit Oberkörper schaukeln). Die Begriffe High Functioning Autism und Low Functioning Autism beziehen sich auf das kognitive Level. Während Low Functioning mit einem unterdurchschnittlichen IQ einhergeht, weisen Kinder mit High Functioning einen normalen bis überdurchschnittlichen IQ auf. Das heisst: Kinder können die Kriterien für frühkindlichen Autismus erfüllen, eine verzögerte Sprachentwicklung zeigen und einen überdurchschnittlichen IQ haben. Ist die Rede von autistischen Zügen, dann sind gewisse Charakteristika des Störungsbildes vorhanden, jedoch zu wenig ausgeprägt für eine Diagnose.
Dossier: Autismus
Weiterlesen:
- Mein Kind ist Autist. Eine Mutter erzählt. Der 9-jährige Emilio hat Autismus. Waschmaschinen, Pouletaufschnitt und stets dieselben Wege sind für ihn unverzichtbar. Wie der Alltag mit einem autistischen Kind aussieht, beschreibt Emilios Mutter Bruna Rausa.
- Kann ein Autist Autisten helfen? Der Psychologe Matthias Huber selbst ist «Asperger» und zeigt, dass es geht.
Das Heft zum Thema:
Weitere Porträts über Kinder und Jugendliche mit Autismus und wie sie sich in der Familie und im Alltag zurechtfinden, lesen Sie in der Ausgabe 08/16 des ElternMagazins Fritz+Fränzi. Hier können Sie eine Einzelausgabe nachbestellen.