Der Weg ist lang nach Rostock in Norddeutschland. Die Vorfreude macht ihn aber kurzweilig. Joel darf endlich seinen Autismusbegleithund auswählen. Nach der Ankunft erholen wir uns zuerst am Strand der Ostsee, bevor wir uns am nächsten Morgen im Büro eines Vereins für Assistenzhunde einfinden. Joel freut sich so fest auf seinen Hund, dass er ganz kribbelig ist und kaum stillsitzen kann. Ich informiere ihn immer genau, was als Nächstes passiert. So kann er besser mit ungewohnten Situationen umgehen.
Wir unterhalten uns über die zur Auswahl stehenden Hunde. Es sind drei: ein schwarzer, gemütlicher Labrador, Pascha, ein grosser Bordercollie-Mischling, Cola, sowie ein Mittelpudel, Merlin. Die Hundetrainer sind auch vor Ort: Inka und Mirco Pohl. Wir lernten sie diesen Frühling in der Schweiz kennen. Sie wollten sich ein Bild von Joel und unserem Zuhause machen, denn auch die Umgebung spielt eine Rolle bei der Auswahl des Hundes.
Inka möchte zuerst Cola vorstellen. Sie findet, dieser Hund passt am besten zu Joel. Er spielt mit, ist aktiv, kann aber auch auf Kommando ruhig sein. Er wäre also ein guter Ausgleich zu den oft turbulenten und chaotischen Zuständen bei uns zu Hause.
«Hallo Cola», flüstert er. Für mich ist klar: Da haben sich zwei gefunden.
Joels Mutter über die erste Begegnung mit dem neuen Hund
Da warten wir also – zugegebenermassen etwas ungeduldig – auf einer reizarmen, grosszügigen Terrasse auf Cola. Ein «Jööööö» kommt Joel und mir über die Lippen, als Inka mit dem Hund daherkommt. Er ist gross, hat ein langes, grauschwarzes Fell und treue, braune Knopfaugen. Zuerst beschnuppert er uns beide. Dann stupst er Joel mit seiner weichen, schwarzen Nase an und bringt ihn zum Kichern. Auf Inkas Kommando legt er sich schliesslich vor den Buben auf den Boden. Zaghaft beginnt Joel auf meine Ermutigung hin Colas weiches Fell zu streicheln, was Joel sichtlich entspannt. «Hallo Cola», flüstert er. Für mich ist klar: Da haben sich zwei gefunden.
Mein Herz hat Cola gleich miterobert. Eigentlich will Inka dem Jungen nun noch die beiden anderen Hunde vorführen. Joel überlegt kurz und spricht schliesslich aus, was wir alle denken: «Der passt. Ich will keinen anderen! Nur Cola.» Und er will den Hund nicht irgendwann, sondern sofort. «Darf er diese Nacht schon bei uns übernachten?» Inka nickt. «Cola gehört ab sofort dir.» Joels «Juppiiiii» lässt mich still mitjubeln.