Joels Autismus-Begleithund heisst Cola
Joel ist acht Jahre alt und lebt mit dem Asperger-Syndrom. Dank der Unterstützung von Fritz+Fränzi Leserinnen und Lesern konnte der Herzenswunsch des Buben erfüllt werden: ein eigener Hund. Seine Mutter erzählt von der ersten Begegnung.
Der Weg ist lang nach Rostock in Norddeutschland. Die Vorfreude macht ihn aber kurzweilig. Joel darf endlich seinen Autismusbegleithund auswählen. Nach der Ankunft erholen wir uns zuerst am Strand der Ostsee, bevor wir uns am nächsten Morgen im Büro eines Vereins für Assistenzhunde einfinden. Joel freut sich so fest auf seinen Hund, dass er ganz kribbelig ist und kaum stillsitzen kann. Ich informiere ihn immer genau, was als Nächstes passiert. So kann er besser mit ungewohnten Situationen umgehen.
Bei der Auswahl eines Begleithundes spielt auch die Umgebung eine Rolle.
Wir unterhalten uns über die zur Auswahl stehenden Hunde. Es sind drei: ein schwarzer, gemütlicher Labrador, Pascha, ein grosser Bordercollie-Mischling, Cola, sowie ein Mittelpudel, Merlin. Die Hundetrainer sind auch vor Ort: Inka und Mirco Pohl. Wir lernten sie diesen Frühling in der Schweiz kennen. Sie wollten sich ein Bild von Joel und unserem Zuhause machen, denn auch die Umgebung spielt eine Rolle bei der Auswahl des Hundes.
Begleithund Cola erobert Joels Herz sofort
Inka möchte zuerst Cola vorstellen. Sie findet, dieser Hund passt am besten zu Joel. Er spielt mit, ist aktiv, kann aber auch auf Kommando ruhig sein. Er wäre also ein guter Ausgleich zu den oft turbulenten und chaotischen Zuständen bei uns zu Hause.
Da warten wir also – zugegebenermassen etwas ungeduldig – auf einer reizarmen, grosszügigen Terrasse auf Cola. Ein «Jööööö» kommt Joel und mir über die Lippen, als Inka mit dem Hund daherkommt. Er ist gross, hat ein langes, grauschwarzes Fell und treue, braune Knopfaugen.
Für mich ist klar: Da haben sich zwei gefunden.
Mutter von Joel
Zuerst beschnuppert er uns beide. Dann stupst er Joel mit seiner weichen, schwarzen Nase an und bringt ihn zum Kichern. Auf Inkas Kommando legt er sich schliesslich vor den Buben auf den Boden. Zaghaft beginnt Joel auf meine Ermutigung hin Colas weiches Fell zu streicheln, was Joel sichtlich entspannt. «Hallo Cola», flüstert er. Für mich ist klar: Da haben sich zwei gefunden.
Mein Herz hat Cola gleich miterobert. Eigentlich will Inka dem Jungen nun noch die beiden anderen Hunde vorführen. Joel überlegt kurz und spricht schliesslich aus, was wir alle denken: «Der passt. Ich will keinen anderen! Nur Cola.» Und er will den Hund nicht irgendwann, sondern sofort. «Darf er diese Nacht schon bei uns übernachten?» Inka nickt. «Cola gehört ab sofort dir.» Joels «Juppiiiii» lässt mich still mitjubeln.
Noch am selben Tag machen wir den ersten Spaziergang mit dem Hund. Inka legt ihm ein Spezialgeschirr an. Eine Leine ist für mich. Mit dieser führe ich Cola. An einer zusätzlichen Leine hält sich Joel fest. So bleibt er beim Hund und damit bei mir. Davonrennen kann er nicht. Warum sollte er auch? Colas ruhiges Nebenherlaufen gibt ihm Sicherheit.
Der Spaziergang ist erst der Anfang. Uns stehen ein paar Tage intensiven Trainings mit Inka bevor. Nur so werden wir ein eingespieltes Team und Cola für Joel ein«massgeschneiderter», treuer Begleiter. Die Chemie stimmt schon mal. Das spüre ich.
Die Hundezunge wirkt beruhigender als Worte
Erschöpft von all den Eindrücken legt sich Joel abends ins Bett. Mit einem sanften Nasenstupser wünscht ihm Cola eine gute Nacht und legt sich neben ihn schlafen. Mir kommt es vor, als hätten die beiden ein Lächeln im Gesicht. Eine grosse Welle der Freude durchströmt mich. Endlich haben wir diesen Hund!
Und dies dank Ihnen, liebe Spenderinnen und Spender. Von ganzem Herzen danken wir für die lieben Worte und die Unterstützung! Mit Cola wird nun hoffentlich etwas Ruhe und Sicherheit in unsere Familie einkehren.
Das braucht aber noch Zeit, das merkten wir nach unserer Heimkehr nach Frutigen. Das neue Familienmitglied bedeutet im ersten Jahr vor allem Mehrarbeit. Der Beziehungsaufbau und das Zusammenspiel brauchen Übung und Geduld. Cola weiss noch nicht so genau, ob er nun mitgehen soll, wenn Joel wegrennt.
Trotzdem ist eine Veränderung spürbar. Hat Joel einen Wutanfall, findet der Hund Zugang zu ihm, indem er Joel die Hand leckt. Das wirkt beruhigender als Worte. Schon allein deshalb lohnte sich das Warten auf einen Hund wie Cola. Wir lernen weiter.
Wir haben es geschafft! Dank Ihren vielen kleinen und grossen Spenden haben wir unser Ziel – 30’000 Franken für einen Autismusbegleithund zu sammeln – sogar übertroffen: Es sind 34’000 Franken Spendengelder bei uns eingetroffen. Wir haben uns deshalb entschlossen, die Spendenaktion zu beenden. Im Namen von Joel bedanken wir uns bei allen Spenderinnen und Spendern sehr herzlich.
Stiftung Elternsein, Herausgeberin des Schweizer ElternMagazins Fritz+Fränzi