16. April 2018
«Hilfe, unser Sohn wird auf dem Schulweg geplagt»
![Mobbing_Frage_Meinungen](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2018/04/Mobbing_Frage_Meinungen.jpg)
Lesedauer: 1 Minuten
Was tun, wenn der Sohn auf dem Heimweg geplagt wird und sich Schule und Eltern der Täter nicht zuständig fühlen?
Eine Frage – drei Meinungen
Unser sechsjähriger Sohn wird auf dem Heimweg von der Schule immer wieder von Mädchen geärgert und geplagt. Sie beschimpfen ihn, reissen ihm sein Znünitäschli weg und werfen es in den Bach. Als ich bei der Schule nachfragte, hiess es, der Schulweg sei Sache der Eltern. Die Eltern der betroffenen Mädchen verweigern ein Gespräch. Was kann ich tun?
Leona, 40, Luzern
Das sagt unser Expertenteam dazu:
![748277d3f5fea0ed60823edef52f4504.jpg Nicole AlthausDas Herz ist eben kein Apfel, den man einfach halbieren und ganz gerecht aufteilen kann. Ihre Söhne wissen das aus eigener Erfahrung. Auch ihnen ist in vielen Situationen der Papa oder die Mama näher. Und das ist total okay so. Sagen sie dem Kleinen und dem Grossen: «Ich hab dich lieb.» Das «beide gleich» können sie hervorzaubern, wenn es Smarties zu teilen gibt. Oder einen Apfel.](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2021/08/748277d3f5fea0ed60823edef52f4504.jpg)
Nicole Althaus
Ich kann Ihre Sorge um den Sohn gut nachvollziehen. Meine Kleine wurde seinerzeit auch von ein paar Gschpänli geplagt. Ich habe mit den Quälgeistern und ihren Eltern geredet. Beides hat wenig gebracht. Erst als sich das Töchterchen ein älteres Mädchen zu Hilfe holte und sich selber wehrte, liess man es in Ruhe. Vernetzen Sie Ihren Sohn, sorgen Sie dafür, dass er mit ein paar älteren Jungs aus der Nachbarschaft heimlaufen darf. Hilfe zur Selbsthilfe ist auch in Sachen Nachwuchs die beste Entwicklungshilfe.
Ich kann Ihre Sorge um den Sohn gut nachvollziehen. Meine Kleine wurde seinerzeit auch von ein paar Gschpänli geplagt. Ich habe mit den Quälgeistern und ihren Eltern geredet. Beides hat wenig gebracht. Erst als sich das Töchterchen ein älteres Mädchen zu Hilfe holte und sich selber wehrte, liess man es in Ruhe. Vernetzen Sie Ihren Sohn, sorgen Sie dafür, dass er mit ein paar älteren Jungs aus der Nachbarschaft heimlaufen darf. Hilfe zur Selbsthilfe ist auch in Sachen Nachwuchs die beste Entwicklungshilfe.
![4c680e1adde4261478b5c97518a520dc.JPG Stefanie RietzlerIn diesem Alter brechen bei vielen Jugendlichen die Noten ein. Oftmals machen ihnen der Übertritt und eine entsprechend strengere Bewertung zu schaffen. Manchmal entwickeln sich mit dem höheren Druck Prüfungsängste. Häufig treten durch die Pubertät andere THemen zeitweise in den Vordergrund, etwa neue Freundschaften, körperliche Veränderungen oder eine erste Verliebtheit. Signalisieren Sie Ihrer Tochter: Wir wissen, dass es solche Phasen geben kann. Wir sind für dich da und fänden es schön, wenn du auf uns zukommst, damit wir gemeinsam Lösungen finden können.](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2021/08/4c680e1adde4261478b5c97518a520dc.jpg)
Stefanie Rietzle
Die Schule trägt die Verantwortung, für ein Klima zu sorgen, in dem sich alle Kinder wohlfühlen können und keines systematisch schikaniert wird. Das schliesst auch den Schulweg ein. Angenommen, ein Lehrer würde von Eltern oder Kollegen beschimpft und belästigt: Dürfte er nicht auch dann Unterstützung von der Schulleitung erwarten, wenn dies ausserhalb des Geländes geschieht? Bleiben Sie beharrlich und fordern Sie ein, dass sich Ihr Kind sicher fühlen kann. Falls die Schikanen anhalten, können Sie die Schulsozialarbeiterin, die Schulpsychologin oder die Schulpflege um Hilfe bitten. Ich wünsche viel Kraft!
Die Schule trägt die Verantwortung, für ein Klima zu sorgen, in dem sich alle Kinder wohlfühlen können und keines systematisch schikaniert wird. Das schliesst auch den Schulweg ein. Angenommen, ein Lehrer würde von Eltern oder Kollegen beschimpft und belästigt: Dürfte er nicht auch dann Unterstützung von der Schulleitung erwarten, wenn dies ausserhalb des Geländes geschieht? Bleiben Sie beharrlich und fordern Sie ein, dass sich Ihr Kind sicher fühlen kann. Falls die Schikanen anhalten, können Sie die Schulsozialarbeiterin, die Schulpsychologin oder die Schulpflege um Hilfe bitten. Ich wünsche viel Kraft!
![65715bb3bca3acef5d3fc998b6990d35.jpg Peter SchneiderNein, bloss nicht. Es muss auch unausgesprochene Dinge zwischen Eltern und Kindern geben können. Wahrscheinlich merken die Kinder das auch ohne ein solches Bekenntnis. Vielleicht ist es bei Ihrer Frau umgekehrt; dann haben Sie Glück gehabt. Ausserdem ist Kindern die Situation, dass man auch jeweils seinen Elternteilen nicht gleich nahe ist, durchaus vertraut. Sie sollten wenigstens darauf achten, dass aus den ungleichen Gefühlen keine reale Benachteiligung oder Bevorzugung erwächst. Etwas bewusste Kompensation kann nicht schaden.](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2021/08/65715bb3bca3acef5d3fc998b6990d35.jpg)
Peter Schneider
Wenn sowohl die Schule als auch die Eltern nicht mit Ihnen reden und sich nicht um die Sache kümmern wollen (was ich ziemlich dreist fände) und die Plagegeister zudem älter sind als Ihr Sohn, dann würde ich einfach mal eine Anzeige wegen Sachbeschädigung (Znünitäschli) erstatten (mit Kopie an die Schulbehörde). Auch für Kinder gilt nämlich das Recht, auf dem Schulweg nicht überfallen zu werden. (Wenn Sie der Dirty-Harry-Typ sind, können Sie auch Folgendes tun: Sie stellen die Girls zur Rede und machen ihnen in deutlicher Sprache ein paar Vorschläge zur Güte, was passiert, wenn sie in Zukunft nicht spuren.)
Wenn sowohl die Schule als auch die Eltern nicht mit Ihnen reden und sich nicht um die Sache kümmern wollen (was ich ziemlich dreist fände) und die Plagegeister zudem älter sind als Ihr Sohn, dann würde ich einfach mal eine Anzeige wegen Sachbeschädigung (Znünitäschli) erstatten (mit Kopie an die Schulbehörde). Auch für Kinder gilt nämlich das Recht, auf dem Schulweg nicht überfallen zu werden. (Wenn Sie der Dirty-Harry-Typ sind, können Sie auch Folgendes tun: Sie stellen die Girls zur Rede und machen ihnen in deutlicher Sprache ein paar Vorschläge zur Güte, was passiert, wenn sie in Zukunft nicht spuren.)
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