5 Tipps gegen Stress mit Hausaufgaben - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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5 Tipps gegen Stress mit Hausaufgaben

Lesedauer: 2 Minuten

Die Schule ist Streitthema Nummer eins zwischen Eltern und Kindern. Welches Verhalten im Konfliktfall angebracht ist, sagt Jolanda Hohl, Primarlehrerin, Lern- und Familiencoach. 

Text: Kristina Reiss
Bild: Rawpixel.com

1. Die Verantwortung liegt beim Kind
Konflikte beim Lernen entstehen oft dann, wenn Eltern meinen, alles vorgeben zu müssen. Doch die Verantwortung für vollständig und richtig erledigte Haus­aufgaben liegt vor allem beim Kind. Eltern dürfen da sein und ihre Hilfe anbieten. Dazu gehört, zunächst herauszufinden: Was schafft der Nachwuchs alleine? Wo braucht er meine Unterstützung?

2. Klare Regeln ausmachen
Mit Sohn oder Tochter vereinbaren: Wann, wo und wie machst du was? Dabei das Bedürfnis des Kindes beachten – aber auch das der Eltern («Ich habe von 16 bis 19 Uhr Zeit, wenn du Hilfe brauchst, darfst du mich rufen. Später musst du es selbst erledigen»). Anschliessend das Kind höchstens einmal erinnern («Wenn ich dir helfen soll, muss du dich jetzt an deine Aufgaben machen»). Dabei ­riskieren, dass der Nachwuchs die Hausaufgaben am anderen Tag nicht erledigt hat. In solchen «Übungsphasen» ist der ­Austausch mit Lehrpersonen wertvoll.

3. Was tun im Streitfall?
Das Kind ausreden lassen, aber sich nicht in Diskussionen verzetteln, sonst entsteht ein Machtkampf. Der Nachwuchs hört nicht zu, ist sauer oder schreit? Mutter oder Vater verlassen den Raum, machen sich einen Kaffee, sagen: «Wenn du bereit bist, melde dich, dann helfe ich dir!» Später, in einem ruhigen Moment mit dem Kind nochmals darüber reden («Heute Mittag ist es nicht gut gelaufen. Wie könnten wir es schaffen, dass es morgen besser gelingt?»), es an der Lösungssuche teilhaben lassen. Dies vermittelt ihm das Gefühl: Ich bin kompetent, ich kann die Situation kontrollieren.

4. Positive Erlebnisse motivieren
Dafür sorgen, dass das Kind regelmässig Pausen macht und erlebt: «Ich schaffe das!» Verständnis zeigen, wenn der ­Nachwuchs frustriert ist, auf ihn eingehen. Wertschätzung und Anerkennung zeigen: Bei kleinen Erfolgen positive Rückmeldung geben, Fortschritte loben («Heute hast du 15 Minuten alleine Hausaufgaben gemacht, gestern waren es nur fünf!»). Negative Muster durchbrechen: Macht das Kind nicht mit, schimpft es nur – ignorieren! Ist es gerade aufmerksam – sofort positiv zurückmelden! Gleichzeitig die elterlichen Erwartungen dem Kind anpassen.

5. Eltern als Vorbild
Kinder lernen durch Abschauen. Deshalb können Eltern als positive Vorbilder viel bewirken – auch beim Erledigen von unangenehmen Aufgaben. Dabei vor dem Kind laut denken: «Ich habe gar keine Lust, die vielen Mails zu beantworten. Aber ich stelle mir jetzt für 15 Minuten den Wecker und bearbeite so viele wie möglich. Anschliessend belohne ich mich mit einer Pause.» Solche Hinweise am Rande nehmen Kinder besser auf als ­konkrete «Probier das doch auch mal»-Tipps.

Hotline Fritz+Fränzi

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Tel. 044 365 34 00
Dienstag, 14. Juni, 16-19 Uhr

Kristina Reiss
ist freischaffende Journalistin und Mutter einer Tochter, 12, und eines Sohnes, 9. Sie lebt mit ihrer Familie am Bodensee.

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