Wie beeinflusst künstliche Befruchtung das Familienleben? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Wie beeinflusst künstliche Befruchtung das Familienleben?

Lesedauer: 3 Minuten

In der Schweiz kommt jedes 40. Kind durch eine In-Vitro-Behandlung zur Welt. Welche Chancen und Risiken birgt das? Eine neue Studie der Universität Zürich geht dieser Frage nach und sucht deshalb nach vierköpfigen Familien, die ein Kind mit und eines ohne künstliche Befruchtung gezeugt haben.

Text: Julia Jeannine Schmid
Bild: Pexels

Der Wunsch nach einem Kind kennt verschiedene Formen, kann stark und tiefgreifend sein. Leider geht dieser Wunsch nicht für jede und jeden in Erfüllung. Mehr als jedes siebte Paar ist weltweit von einer Störung der Fruchtbarkeit betroffen.

Lässt das Wunschkind auf sich warten, kann dies verschiedenste Lebensbereiche betreffen. So werden die körperliche und psychische Gesundheit der Paare, ihre sozialen Beziehungen und ihre Partnerschaft beeinflusst.

Ein unerfüllter Kinderwunsch kann Stress, Trauer, Angst oder Depressionen auslösen.

Beispielsweise ziehen sich manche Betroffene aus ihrem sozialen Umfeld zurück, da sie nicht (mehr) auf ihre Kinderplanung angesprochen werden wollen. Generell berichten viele Betroffene von Stress, Trauer, Angst und Depression.

Künstliche Befruchtung als Rettung

Um die Chancen zu erhöhen, trotz Störung der Fruchtbarkeit Eltern zu werden, wenden immer mehr Paare assistierte Reproduktionstechniken an.

Als assistierte Reproduktionstechniken werden medizinische Eingriffe zur Herbeiführung einer Schwangerschaft bezeichnet, bei denen entweder Eizellen oder Embryonen behandelt werden. In der Schweiz werden jährlich rund 6000 Frauen behandelt und jedes 40. Kind kommt infolge einer solchen Behandlung zur Welt.

Eine belastende Schwangerschaft

Aus der Forschung wissen wir allerdings, dass auch diese Behandlung sehr stressend und belastend sein kann. Beispielsweise durch die hohen Kosten, die verschiedenen medizinischen Untersuchungen und Eingriffe sowie die hohe Unsicherheit, da nur ein Teil der Behandlungsversuche erfolgreich ist.

Die Behandlung verlangt von den Paaren einen hohen finanziellen, zeitlichen und emotionalen Einsatz. Selbst wenn eine Schwangerschaft eingetreten ist, berichten die behandelten Frauen von mehr Stress und Angst als Frauen, die auf natürliche Weise schwanger wurden.

Der Umweg zum Familienglück stellt die Betroffenen also vor viele Herausforderungen. Mit der Zunahme der erfolgreichen Behandlungen in den letzten Jahren gewann die Frage an Bedeutung, ob die Behandlung längerfristig Spuren hinterlässt, sprich wie es den Familien nach der Geburt des Kindes geht.

Familiensituation zu wenig genau erforscht

Die bisherige Forschung zeigt ein beruhigendes Bild. Assistierte Reproduktionstechniken scheinen die Familienmitglieder und das Familienleben nur wenig zu beeinflussen. Allerdings sind die Studien nicht eindeutig und nur wenige beziehen sich auf das Kindesalter.

Betroffene Familien sind bei der Geburt älter und haben häufig ein höheres Einkommen.

Die Schwierigkeit liegt für die Forschung unter anderem darin, dass sich Familien, die ihr Kind mithilfe von assistierten Reproduktionstechniken bekommen haben, von Familien, die ihr Kind auf natürliche Weise bekommen haben, unterscheiden. Beispielsweise sind sie bei der Geburt des Kindes älter und haben häufig ein höheres Einkommen.

Neuer Studienansatz der Uni Zürich

In der wissenschaftlichen Studie «StART Familie» der Universität Zürich möchten wir die Effekte erfolgreicher assistierter Reproduktion auf die Familie genauer untersuchen, damit wir deren Chancen und Risiken besser verstehen.

Um die Familien trotz ihrer Unterschiede vergleichen zu können, suchen wir für die Studienteilnahme eine ganz bestimmte Familienkonstellation. Nämlich vierköpfige Familien, die eins ihrer beiden Kinder mithilfe von assistierten Reproduktionstechniken und das andere auf natürliche Weise gezeugt haben.

Als Dankeschön fürs Mitmachen gibt es ein Geschenkset im Wert von 150 Franken.

Diese Familien möchten wir hinsichtlich der psychischen Gesundheit der Eltern, der Elternschaft und der psychosozialen Entwicklung der Kinder vergleichen. So wissen wir hoffentlich bald, ob eine assistierte Reproduktionsbehandlung Spuren im Familienalltag hinterlässt. Und, sind auch Sie und Ihre Familie bei unserer Studie mit dabei?

Das sind die Kriterien für die Studienteilnahme

Für unsere Studie suchen wir vierköpfige Familien, die eins ihrer beiden Kinder mithilfe assistierter Reproduktionstechniken und das andere Kind auf natürlichem Weg bekommen haben. Die Kinder sollten zwischen 2 und 14 Jahre alt sein.

Pro Gruppe suchen wir 55 Familien.

Wir untersuchen:

  • die psychische Gesundheit von Müttern und Vätern
  • die Elternschaft (z. B. Erziehungsverhalten)
  • die psychosoziale Entwicklung der Kinder
  • biologische Variablen, die einen Hinweis auf den erlebten Stress liefern

Sie können als Familie von zu Hause aus an der Studie teilnehmen. Die Teilnahme umfasst das Ausfüllen psychologischer Fragebögen durch die Eltern sowie das einmalige selbstständige Sammeln von Fingernagel- und Speichelproben der ganzen Familie.

Alle erhobenen Daten werden absolut vertraulich behandelt und verschlüsselt. Die Teilnahme findet über einen Zeitraum von 2 bis 3 Wochen statt und der gesamte Aufwand beträgt 2 bis 3 Stunden.

Dieses Forschungsprojekt wird an der Universität Zürich unter der Leitung von Frau Prof. Dr. rer. nat. Ulrike Ehlert im Rahmen des universitären Forschungsschwerpunktes «Human Reproduction Reloaded» durchgeführt.

Weitere Infos zur Studienteilnahme:

www.start-familie.ch

Kontakt: start-familie@psychologie.uzh.ch, +41 44 635 73 65

Über diesen Link können Sie testen, ob Sie die Teilnahmekriterien erfüllen.

Den vollständigen Flyer zur Studie finden Sie hier.

Als Dankeschön fürs Mitmachen gibt es ein Geschenkset mit verschiedenen Produkten und Ausflugsgutscheinen im Wert von 150 Franken. Zudem können Sie mehr über sich und Ihre Familie erfahren.

Julia Jeannine Schmid
ist Psychologin, Psychotherapeutin in Ausbildung und doktoriert an der Universität Zürich. Sie forscht zu verschiedenen Formen der Reproduktion. In ihrer Freizeit schreibt sie gerne wissenschaftsjournalistische Artikel und Kurzgeschichten.

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