«Eltern können nicht immer im Spital sein»
Merken
Drucken

«Eltern können nicht immer im Spital sein»

Lesedauer: 2 Minuten

Die Stiftung Aladdin unterstützt Familien mit kranken und beeinträchtigten Kindern. Geschäftsführerin Tanja Bootz erklärt, wie das Angebot funktioniert und in welcher Form Freiwillige betroffene Familien entlasten.

 

Interview: Virginia Nolan
Bild: Adobe Stock

Frau Bootz, an wen richtet sich das Angebot der Stiftung Aladdin?

Wir unterstützen Familien mit kranken und beeinträchtigten Kindern. Da ist etwa unser Entlastungsangebot für Eltern, deren Kinder ins Spital müssen. Dies bringt für Mütter und Väter nebst Sorgen ums Kind enorme organisatorische Herausforderungen mit sich: Es gilt, Spitalbesuche, die Betreuung der Geschwister, Haushalt und Job unter einen Hut zu kriegen.

Tanja Bootz, Geschäftsführerin der Aladdin-Stiftung: «Wir vermitteln und koordinieren in Zusammenarbeit mit der Pflege Freiwillige, die das Kind im Spital besuchen» (Bild: zVg)

Gerade, wenn Kinder länger im Spital sind, ist es für Eltern schwierig, immer da zu sein – viele können es sich finanziell nicht leisten. Dazu kommt, dass der Zeitdruck bei Pflegenden zugenommen hat, diese nur bedingt die Möglichkeit haben, Patienten ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Wir vermitteln und koordinieren in Zusammenarbeit mit der Pflege Freiwillige, die das Kind im Spital besuchen – die ihm vorlesen, mit ihm spielen oder einfach nur da sind, damit das Warten auf die Familie nicht zu lange dauert.

Der Austausch mit Familien, die in einer ähnlichen Situation sind, nehmen viele Eltern als entlastend und bereichernd wahr.

Wer sind Ihre Freiwilligen?

Menschen – vom Studierenden bis zur Seniorin –, die positiv eingestellt, kinderliebend und gewillt sind, zweimal im Monat während zwei Stunden einen Besuch im Kinderspital Zürich oder Luzern respektive in der Kinder-Reha Schweiz zu machen.

Es ist uns sehr wichtig, dass Personen, die sich für dieses Engagement interessieren, sich dafür eignen. Darum führen wir mit Interessierten ein Vorgespräch und bereiten sie auf ihre Aufgaben vor – wobei unsere Freiwilligen keine medizinischen oder pflegerischen Tätigkeiten übernehmen. Zudem müssen sie einen Sonderprivatauszug vorweisen. Aktuell engagieren sich rund 160 Personen.

Wie unterstützen Sie betroffene Familien ausserdem?

Wir führen im Herbst jeweils zwei Ferienwochen durch, die ihnen eine Auszeit ermöglichen. Die Familien sollen ihren anspruchsvollen Alltag hinter sich lassen und unbeschwerte Momente geniessen können, ohne sich um Organisatorisches zu kümmern.

Unsere Freiwilligenteams stellen für die Eltern, die kranken und die gesunden Kinder ein buntes Programm an Aktivitäten zusammen, bei dem für alle etwas mit dabei ist. Der Austausch mit Familien, die in einer ähnlichen Situation sind, nehmen viele Eltern als entlastend und bereichernd wahr.

Weitere Infos

Die Aladdin-Stiftung engagiert sich seit 1996 für Familien mit Kindern, die von einer Krankheit oder Behinderung betroffen sind. Mit den Angeboten entlastet die Aladdin-Stiftung Familien, indem sie ihnen Ressourcen und Zeit schenkt und für gemeinsame Ferienerlebnisse sorgt. Denn wenn wir die ganze Familie unterstützen, verbessern wir die Lebensqualität von allen.

www.aladdin-stiftung.ch

Virginia Nolan
ist Redaktorin, Bücherwurm und Wasserratte. Sie liebt gute Gesellschaft, feines Essen, Tiere und das Mittelmeer. Die Mutter einer Tochter im Primarschulalter lebt mit ihrer Familie im Zürcher Oberland.

Alle Artikel von Virginia Nolan

Mehr zum Thema Elternangst

Schule, tracking: Bub mit Rucksack, Spieldinosaurier und Smartwatch im Wald
Elternbildung
Ab wann wird GPS-Tracking übergriffig?
Immer mehr Kinder werden von ihren Eltern ständig getrackt. Auch in der Schule. Das schadet der kindlichen Entwicklung, schreibt unser Autor.
Winterurlaub im Falkensteiner Hotel
Advertorial
Winterfreuden im Falkensteiner Hotel Montafon
Jetzt Familienferien in der majestätischen Alpenlandschaft Vorarlbergs buchen.
Illustration von Lukas Linder, er ist Vater eines Sohnes und schreibt eine Kolumne für Fritz+Fränzi.
Elternblog
Der enteignete Vater
Unser Kolumnist Lukas Linder fragt sich, warum er nicht früher Vater wurde, und zieht ein charmant schonungsloses Fazit.
Loslassen: Ein Vater bringt Tochter Velofahren bei und ist dabei loszulassen, damit sie allein fährt.
Erziehung
«Beim Loslassen geht es um das richtige Gespür»
Sich als Eltern zurückzunehmen und die Kinder machen zu lassen, ist oft nicht leicht: drei Situationen und wie Expertinnen damit umgehen würden.
Dossier Loslassen: Familie Andreoli
Erziehung
«Im Alltag fällt mir das Loslassen nicht immer leicht»
Loslassen hat viel mit Vertrauen zu tun, sagt Yolanda Andreoli. Absprachen und Kompromisse geben der Familie Sicherheit.
Loslassen: Eine Mutter rennt fröhlich mit ihren zwei Kindern.
Erziehung
Loslassen und Kindern Flügel geben
Loslassen ist der unausweichliche Lauf der Dinge und wesentlich für die Entwicklung des Kindes – und doch oft alles andere als einfach.
Loslassen: Dossier Interview mit Joëlle Gut
Erziehung
«Überbehütete Kinder sind in ihrer Autonomie blockiert»
Psychotherapeutin Joëlle Gut über Eltern, die sich schwertun mit Loslassen und ihren Kindern mehr Verantwortung zu übertragen.
Schulstart: Die neue Rolle der Eltern
Elternbildung
Schulstart: Die neue Rolle der Eltern
Beim Übertritt an die Primarschule brauchen Eltern in der Erziehung viel Feinfühligkeit und Beziehungsstärke. Was ist damit gemeint?
Selbstfürsorge: Was ich wirklich brauche
Familienleben
Wie können wir uns im Familienalltag besser Sorge tragen?
Selbstfürsorge ist im oft hektischen Familien- und Berufsalltag nicht einfach. Was es für einen achtsamen Umgang mit sich selbst braucht.
Bub hält mit seinen Händen einen Pinienzapfen
Bewegung
Kinder begreifen die Welt mit den Händen
Viele Kinder könnten feinmotorische Tätigkeiten nicht mehr gut ausführen, sagen Kindergärtnerinnen. Die Forschung belegt dies nicht.
Illustration von Lukas Linder, er ist Vater eines Sohnes und schreibt eine Kolumne für Fritz+Fränzi.
Elternblog
Nichts, wofür man sich schämen muss
Unser neuer Kolumnist Lukas Linder fragt sich, ob es sich steuern lässt, wie der Sohn den Vater in Erinnerung behält. Und wenn nein, was dann?
Mikael Krogerus Kolumnist
Familienleben
Eltern sein heisst nie mehr nicht Vater oder Mutter sein
Dies ist der letzte Beitrag von Mikael Krogerus für Fritz+Fränzi. Darin zieht der Kolumnist viele lehrreiche Fazits zum Eltern sein.
«Wenn Ängste Kinder einschränken,sollten Eltern handeln»
Erziehung
«Wenn Ängste Kinder einschränken, sollten Eltern handeln»
Kinder- und Jugendpsychiaterin Susanne Meier erklärt, was «normale» Angst von einer Angststörung unterscheidet und was Eltern tun können, wenn ihr Kind ängstlich ist. 
Wie Kinder mutig werden: 5 Beispiele aus dem Alltag
Erziehung
Wie Kinder mutig werden: 5 Beispiele aus dem Alltag
Was sollen Eltern tun, um den Mut ihrer Kinder zu fördern? Und wo sind die Grenzen? 5 Beispiele aus dem Alltag.
Mut: Klare Absprachen fördern das Sicherheitsgefühl
Erziehung
«Klare Absprachen fördern das Sicherheitsgefühl»
Larissa und Jan Weile haben zwei klassische Schockmomente erlebt und eine Strategie entwickelt, ihren Kindern mehr Freiraum zu gewähren.
Mut entwickeln und Ängste überwinden
Erziehung
Wie wird mein Kind mutig?
Eltern wünschen sich mutige Kinder. Mut zeigt sich auf verschiedene Weise. Was hilft einem Kind, mutig zu werden? Und wie können Eltern es unterstützen?
Erziehung
«Eltern sollten ihre Angst bei sich selbst lassen»
Die Psychologin Anna Mathur weiss, wie stark Ängste das Familienleben belasten können, und erklärt, worauf es für ängstliche Eltern ankommt.
Medienerziehung
Cybergrooming als Todesfalle
Eine Teenagerin wird tot aufgefunden. Der Fall Ayleen zeigt, dass Eltern die Games ihrer Kinder kennen sollten.
Elternbildung
«Alle Jugendlichen sind unzufrieden mit ihrem Körper»
Wo beginnt problematisches Essverhalten und wie können Eltern dem entgegenwirken? Psychotherapeutin Simone Munsch im Monatsinterview.
Erziehung
«Wir gehen mit unseren Ängsten bewusst und konstruktiv um»
Julie und Stefan Balmer teilen sich Job und Hausarbeit. Nebst Ängsten um die Zukunft ihres Kindes macht ihnen das Thema Loslassen Sorgen.
Erziehung
«Sie werden die richtigen Entscheidungen treffen»
Barbara Baur lebt vom Vater ihrer ­zwei Teenager getrennt. Die Eltern sind sich aber einig, was den Umgang mit elterlichen Ängsten betrifft.
Erziehung
«Wir können unsere Kinder nur bis zu einem gewissen Punkt beschützen»
Marianne und Samuel Maag möchten die Entwicklung ihrer Kinder nicht mit ihren Sorgen bremsen. Dabei hilft ihnen auch ihr Glaube.
Alle meine Freunde dürfen auch!
Erziehung
Alle anderen dürfen auch!
Wenn es nach den Kindern geht, dürfen die Freunde immer mehr. Ist das nur ein raffiniertes Argument vom Nachwuchs? Oder ein guter Anlass, um über Regeln und Verbote zu sprechen?
Blog
Weshalb wir Prüfungsängste ernst nehmen sollten
Viele Kinder fürchten sich vor Prüfungen in der Schule. Statt ihnen zu helfen, gute Noten zu erzielen, sollten wir ihnen den Druck nehmen.
Elternbildung
Wie gelingt eine gute Vater-Sohn-Beziehung? 
Väter sind für Söhne massgeblich in der Identitätsbildung und prägen die Handhabung aggressiver Gefühle.