«Das ist doch zu wenig Schlaf für das Alter!»

Die neunjährige Emilia kann abends nicht gut einschlafen. Ihr Nachtschlaf fällt dadurch eher kurz aus. Das stresst die Mutter und führt sie in ein Dilemma.
Theresa* ist 43 Jahre alt und Mutter von Emilia, 9, und Luisa, 5. Zusammen mit ihrem Mann Christian, 46, lebt die vierköpfige Familie in Halle (D).
Meine grosse Tochter Emilia hat schon immer sehr wenig Schlaf gebraucht. Morgens ist sie um 6 Uhr wach. Bereits mit etwa zweieinhalb Jahren, also noch vor der Kindergartenzeit, wollte Emilia keinen Mittagsschlaf mehr machen. Im Kindergarten war sie dann immer in der Wachgruppe. Trotzdem ist sie abends nicht vor 20 Uhr eingeschlafen.
Beim Einschlafen macht sich Emilia enorm viele Gedanken über Gott und die Welt und möchte diese dann mit uns teilen.
Theresa, Mutter
Wir hatten gehofft, dass Emilia mit dem Eintritt in die Schule abends müder ist, sodass sie schneller einschläft. Das war aber leider nicht der Fall. Selbständig einschlafen kann unsere Tochter nur, wenn sie am Wochenende wirklich spät ins Bett geht oder völlig ausgepowert ist, ansonsten ist das Einschlafen regelmässig ein manchmal stundenlanger Kampf!
Keine Zeit für sich selbst und die Partnerschaft
Selbstverständlich haben auch wir ein festes Einschlafritual: Abendessen, eine halbe Stunde Kinderfernsehen und Zähneputzen, dann lesen wir noch etwa 15 Minuten eine Geschichte zusammen und anschliessend läuft die Toniebox mit immer demselben Hörspiel. Alleine einschlafen kann sie dann aber noch lange nicht, sondern sie fängt an, sich enorm viele Gedanken über Gott und die Welt zu machen, und möchte diese dann auch mit uns teilen.
Ein Stück weit gehe ich immer noch darauf ein, aber irgendwann wird es mir dann zu viel. Zum einen bin ich nach 21 Uhr einfach auch schon ziemlich müde, ausserdem wartet noch der Haushalt und ich hätte auch gerne noch etwas Zeit für mich und meinen Mann.
Ich versuche sie dann zu beruhigen und ihre Aufmerksamkeit auf die schönen Momente des Tages zu lenken. Trotzdem kommt sie abends oft nochmals zu uns runter, weil sie nicht einschlafen kann. Es wird dann oft 22, mitunter sogar 23 Uhr, bis sie endlich schläft. Das sind nur sieben oder acht Stunden Schlaf. Viel zu wenig für ein Kind in ihrem Alter, wie ich finde!
Schneller Einschlafen, doch wie?
Wir haben wirklich schon sehr viel ausprobiert, um das schnellere Einschlafen bei unserer Tochter zu fördern: ätherische Öle zur Beruhigung, Globuli, Tagebuch schreiben, Dankbarkeitsrituale, Hörspiele, Lieblingskuscheltier, Schlagen in Wutkissen, um überschüssige Energien abzubauen, Einschlafsprüche, Klopftechnik, Auskitzeln, Kinderyoga und noch einiges mehr. Wirklich Erfolg hatten wir damit aber nicht.
Dass es auch anders gehen kann, sehen wir bei Emilias kleiner Schwester Luisa. Sie hat schon immer relativ viel Schlaf gebraucht, macht auch jetzt noch einen Mittagsschlaf und ist trotzdem um 20 Uhr müde. Das war bei Emilia nie der Fall.
Ein Teil von mir möchte gerne entspannter reagieren und ein anderer sieht sich in der Pflicht.
Theresa, Mutter
Zwar schläft Emilia durch, wenn sie endlich mal schläft, und ich habe auch nicht den Eindruck, dass sie tagsüber müde ist, aber im Hinblick auf den anstehenden Übertritt auf die weiterführende Schule sehe ich mich als Mutter auch in der Verantwortung. Ich empfinde eine anvisierte Bettgehzeit von 21 Uhr abends schon als relativ spät. Zudem macht mir auch das viele abendliche Grübeln Sorgen. Hier schlagen zwei Herzen in meiner Brust: Ein Teil von mir möchte gerne entspannter reagieren und ein anderer sieht sich in der Pflicht.
* Namen von der Redaktion geändert