Ich war Schüler, Student, Lehrer, Berater, Schulleiter, Vater eines Schülers, Lehrergewerkschafter und Mitglied der Geschäftsleitung des Schulleiterverbands. Als Zugabe bin ich glücklich mit einer Musiklehrerin verheiratet. Diese Erfahrungen sollten mich befähigen, beurteilen zu können, was gute Schulpolitik ist oder wie eine gute Schule aussieht oder guter Unterricht sein muss. Trotzdem bleibt das Thema Schule auch für mich sehr komplex und oft widersprüchlich.
Manchmal, in leicht anarchistischen Tagträumen, ziehe ich die ganze Konstruktion in Zweifel. Etwa, als mir meine Frau kürzlich ein Zitat aus einem Handbuch für guten Unterricht zusteckte: «Vieles hätte ich verstanden, wenn man es mir nicht erklärt hätte.» Der Satz stammt vom polnischen Satiriker Stanislaw Jerzy Lec.
Leider kann ich darüber nicht nur lachen. Denn es steckt ein Körnchen Wahrheit drin. So verbindet sich dieser Spruch in meinem Hinterkopf mit all den Erinnerungen an Sinnkrisen, die ich als Lehrer hatte, wenn ich Aufwand und Ertrag meines Unterrichts nüchtern betrachtete.
Beim Durchblättern des Handbuchs fand ich weitere aufmunternde Sprüche. Der deutsche Komiker Karl Valentin sagte einst: «Wir brauchen die Kinder nicht zu erziehen, sie machen uns eh alles nach.» Und ich fand diesen Satz: «Lehrer sind Menschen, die uns helfen, Probleme zu lösen, die wir ohne sie nicht hätten.» Gerne kehre ich an dieser Stelle zur Komplexität der Schule zurück.
Ratgeber, die wissen, was richtig ist und was falsch läuft in der Schule, sind und waren mir immer suspekt. Ebenso geht es mir mit Lehrpersonen, die sich einseitig einer Erziehungs- oder Lehrdoktrin verschreiben. Über kurz oder lang müssen sie, manchmal schmerzhaft, erfahren, dass nicht jede Methode allen guttut. Ich kann auch meine eigene Berufsgattung Schulleitung hinzufügen. Wer in dieser Funktion mit aller Macht eine gutgemeinte Veränderung herbeiführen will, scheitert.