Mit Kindern zu Hause lernen
Bild: Keystone
Die Kombination von Homeschooling und Homeoffice stellt Eltern wie Kinder unvorbereitet vor grosse Herausforderungen. Dabei können alle wertvolle Erfahrungen sammeln.
Nun gibt es also Homeschooling – und Homeoffice. Der Grosse, 7, und ich sitzen in der Küche und arbeiten. Seine anfängliche Begeisterung über die «Corona-Ferien» hat bereits einige herbe Dämpfer erlitten: «Was, ich habe mich die ganze Woche gefreut, dass wir die Grosseltern besuchen, und jetzt dürfen wir nicht? Was, ich darf nicht mal meine Freunde sehen? Dürfen wir wirklich nicht in den Zoo und gar nichts?» Und jetzt muss er auch noch Hausaufgaben machen, während die Kleine, 5, ungerechterweise frei hat und alle fünf Minuten fragt: «Wann bist du jetzt endlich fertig? Wann spielen wir Hubi das Gespenst?»
Nun gibt es also Homeschooling – und Homeoffice.
Erwartet nicht zu rasch zu viel
Gerade jetzt können unsere Kinder Dinge lernen, die ihnen das Lernen lebenslang erleichtern werden.
Jetzt sollte es nicht in erste Linie darum gehen, «mitzuhalten»
Jetzt sollte es nicht in erster Linie darum gehen, «mitzuhalten», um «ja nicht ins Hintertreffen» zu geraten und ängstlich-gestresst mit den Kindern vor ihren Arbeitsblättern zu sitzen, sondern darum, sich Zeit zu lassen und ein wenig zu experimentieren. Dabei können unsere Kinder Dinge lernen, die ihnen das Lernen lebenslang erleichtern.
Sie können zum Beispiel Antworten finden auf Fragen wie:
- Wie muss mein Arbeitsplatz aussehen, damit ich mich wohlfühle?
- Lerne ich am liebsten die ganze Zeit am gleichen Ort oder kann ich mich besser konzentrieren, wenn ich zwischen Zimmer, Küche und Balkon abwechsle?
- Bin ich der Typ, der mit Musik lernen kann, oder benötige ich Stille?
- Zu welcher Tageszeit fällt es mir am leichtesten, mich auf das Lernen einzulassen?
- Welcher Rhythmus aus Lernen, Pausen und Freizeit tut mir gut?
- Wie überwinde ich mich, wenn ich keine Lust habe?
- Welche Lernstrategien sind hilfreich, um sich Textinhalte zu erarbeiten?
- Wie nutze ich Online-Hilfen und den Klassenchat möglichst effektiv?
Als Eltern könnten wir uns fragen:
- Wie werden mein Kind und ich zu einem guten Team?
- Was motiviert mein Kind? Was demotiviert es?
- Warum liest mein Kind so ungern mit mir – und was braucht es, um das zu ändern?
- Heute lief es wunderbar – was war die Zauberzutat?
- Warum haben wir uns heute beim Lernen in die Haare gekriegt – und wie lässt sich das morgen vermeiden?
- Braucht mein Kind viel Struktur oder fährt es mit dem Motto «go with the flow» besser?
- Wo können wir das Lernen mit persönlichen Interessen verknüpfen? Wo lässt es sich lustvoller gestalten
Gerade jetzt könnten wir uns stärker auf den Lernprozess fokussieren und mit Neugier und Offenheit Experimente wagen, gemeinsam Antworten auf Fragen suchen, uns näherkommen und uns etwas besser kennenlernen.
Und wenn es dabei harzt, können wir uns und unseren Kindern bewusst machen, dass wir im selben Boot sitzen, weil wir alle vor einer ähnlichen Herausforderung stehen: unser Lernen und Arbeiten neu zu organisieren und einen guten Weg zu finden.
Vielleicht haben Sie dazu sogar Lust, ein kleines Lernjournal oder ein Tagebuch zu führen und Ihre Beobachtungen einzutragen? Jede einzelne Erkenntnis darüber, wie man sich selbst motiviert, wo, wann und wie man am besten lernt, welche Hilfestellungen für Ihr Kind tatsächlich hilfreich sind und jede neue Lernstrategie, die Ihr Kind in dieser Zeit erwirbt, hilft ihm während der gesamten Schulzeit und darüber hinaus.
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