11. September 2023
Hilfe, mein Kind hat nur eine Freundin!

Lesedauer: 2 Minuten
Die 12-jährige Tochter von Ramona und Niklas hat nur eine beste Freundin und sonst keine Gspänli. Die Eltern fragen sich, ob dies gesund ist für die Entwicklung ihres Kindes. Sie wenden sich mit ihrer Sorge an unser Expertenteam.
Eine Frage – drei Meinungen
Unsere Tochter, 12, verbringt jede freie Minute mit ihrer besten Freundin. Zu anderen Kindern in der Klasse hat sie kaum Kontakt. Wir finden diese Entwicklung ungesund, zögern aber, einzugreifen. Was raten Sie uns?
Niklas, 40, und Ramona, 42, Kreuzlingen TG
Das sagt unser Expertenteam dazu:

Nicole Althaus
Best Friends Forever: BFF. Das gehört bei vielen Mädchen zur Pubertät wie das Vernarrtsein in Pferde. Aber auch unabhängig vom Alter gilt: Nicht jeder Mensch braucht einen grossen Freundeskreis. Es gibt eher introvertierte Mädchen und Buben, die glücklicher sind mit wenigen, dafür engen Beziehungen. Meine Kinder gehörten auch dazu, und wissen Sie was? Die Freundschaften aus der Schulzeit sind geblieben. Wenn Ihre Tochter sonst aufgeschlossen und neugierig ist und sich nicht ins Zimmer zurückzieht, dann seien Sie unbesorgt.
Best Friends Forever: BFF. Das gehört bei vielen Mädchen zur Pubertät wie das Vernarrtsein in Pferde. Aber auch unabhängig vom Alter gilt: Nicht jeder Mensch braucht einen grossen Freundeskreis. Es gibt eher introvertierte Mädchen und Buben, die glücklicher sind mit wenigen, dafür engen Beziehungen. Meine Kinder gehörten auch dazu, und wissen Sie was? Die Freundschaften aus der Schulzeit sind geblieben. Wenn Ihre Tochter sonst aufgeschlossen und neugierig ist und sich nicht ins Zimmer zurückzieht, dann seien Sie unbesorgt.

Peter Schneider
Lassen Sie Ihrer Tochter doch das Vergnügen mit der allerbesten Freundin. Man kann Beziehungen nicht verordnen. Für gewöhnlich diversifizieren sich soziale Beziehungen von allein mit zunehmendem Alter. Irgendwann konzentrieren sie sich im Zustand der Verliebtheit auch wieder, um sich anschliessend erneut zu diversifizieren. Das Leben ist ein Wechselbad. Manchmal mit kleineren, manchmal mit grösseren Temperaturunterschieden. Alle Normierungsversuche für etwas, für das es (Gottlob) keine Normen gibt, machen alle Beteiligten nur unnötig unglücklich.
Lassen Sie Ihrer Tochter doch das Vergnügen mit der allerbesten Freundin. Man kann Beziehungen nicht verordnen. Für gewöhnlich diversifizieren sich soziale Beziehungen von allein mit zunehmendem Alter. Irgendwann konzentrieren sie sich im Zustand der Verliebtheit auch wieder, um sich anschliessend erneut zu diversifizieren. Das Leben ist ein Wechselbad. Manchmal mit kleineren, manchmal mit grösseren Temperaturunterschieden. Alle Normierungsversuche für etwas, für das es (Gottlob) keine Normen gibt, machen alle Beteiligten nur unnötig unglücklich.

Annette Cina
Grundsätzlich ist es schön, dass Ihre Tochter eine beste Freundin hat, die ebenso Interesse an Ihrer Tochter hat. Denn in diesem Alter ist es für Mädchen sehr wichtig, eine solche beste Freundin zu haben. Ihre Tochter erhält bei dieser Freundin offenbar genau das, was sie braucht. Und das ist in Ordnung. Sollte der Grund dieser einzigen Freundin sein, dass Ihre Tochter zu scheu ist, dann helfen Sie ihr durch Aktivitäten, die ihr Spass machen, einen Weg da raus zu finden. Ansonsten: Bleiben Sie gelassen. Denn auf die Wahl und die Anzahl Freunde Ihrer Tochter haben Sie wenig Einfluss. Diese wählt sie selbst aus.
Grundsätzlich ist es schön, dass Ihre Tochter eine beste Freundin hat, die ebenso Interesse an Ihrer Tochter hat. Denn in diesem Alter ist es für Mädchen sehr wichtig, eine solche beste Freundin zu haben. Ihre Tochter erhält bei dieser Freundin offenbar genau das, was sie braucht. Und das ist in Ordnung. Sollte der Grund dieser einzigen Freundin sein, dass Ihre Tochter zu scheu ist, dann helfen Sie ihr durch Aktivitäten, die ihr Spass machen, einen Weg da raus zu finden. Ansonsten: Bleiben Sie gelassen. Denn auf die Wahl und die Anzahl Freunde Ihrer Tochter haben Sie wenig Einfluss. Diese wählt sie selbst aus.
Das Expertenteam:
- Annette Cina, 51, arbeitet am Institut für Familienforschung und -beratung der Universität Freiburg. In ihrer eigenen Praxis berät die Psychologin, Psychotherapeutin und dreifache Mutter Jugendliche und Erwachsene. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Prävention von kindlichen Verhaltensstörungen, Paarkonflikte, Kindererziehung und Stress.
- Peter Schneider, 66, ist Kolumnist, Satiriker, Psychoanalytiker, Privatdozent für klinische Psychologie an der Uni Zürich und Gastprofessor für Geschichte und Wissenschaftstheorie der Psychoanalyse in Berlin.
- Nicole Althaus, 54, ist Chefredaktorin Magazine und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am Sonntag», Kolumnistin und Autorin. Sie hat den Mamablog auf tagesanzeiger.ch initiiert und geleitet und war Chefredaktorin von «wir eltern». Nicole Althaus ist Mutter von zwei Kindern.
Haben auch Sie eine Frage?
In dieser Rubrik beantworten Expertinnen und Experten Ihre Fragen zu Erziehung und Alltag mit Kindern.
Schreiben Sie eine E-Mail an: redaktion@fritzundfraenzi.ch