12. Januar 2023
Unser Sohn findet es cool, nichts für die Schule zu machen!

Lesedauer: 2 Minuten
Maik, 43, und Claudia, 42, aus Baden AG sorgen sich. Ihr Teenager will zu den Jungs gehören, die lieber chillen als lernen. Was tun?
Eine Frage – drei Meinungen
Unser Sohn, 13, ist in der ersten Sek. Er hat einen guten Draht zu den Mädchen in seiner Klasse, möchte aber natürlich auch mit Buben befreundet sein. Die chillen gerne und finden es ziemlich cool, nichts für die Schule zu tun. Unser Sohn hat also die Wahl, ein guter Schüler zu sein oder zur Jungs-Gang zu gehören. Wie sollen wir ihn bei dieser Entscheidung begleiten?
Maik, 43, und Claudia, 42, Baden AG
Das sagt unser Expertenteam dazu:

Nicole Althaus
Ich hege seit Langem den Verdacht, dass das schlechtere Abschneiden der Jungs in der Schule vorab ein Sichabsetzen vom weiblichen Geschlecht ist. Schreiben Mädchen gute Noten, ist es cool und männlich, sich darum zu foutieren. Mit 13 ist Ihr Sohn natürlich noch nicht Manns genug, sich über dieses unemanzipierte, pubertäre Verhalten einfach so hinwegzusetzen. Er braucht seine Peergroup. Lassen Sie ihn ab und zu chillen, ermuntern Sie ihn aber trotzdem, Leistung zu erbringen. Bald ist es ohnehin cool, bei den Mädchen einen Stein im Brett zu haben.
Ich hege seit Langem den Verdacht, dass das schlechtere Abschneiden der Jungs in der Schule vorab ein Sichabsetzen vom weiblichen Geschlecht ist. Schreiben Mädchen gute Noten, ist es cool und männlich, sich darum zu foutieren. Mit 13 ist Ihr Sohn natürlich noch nicht Manns genug, sich über dieses unemanzipierte, pubertäre Verhalten einfach so hinwegzusetzen. Er braucht seine Peergroup. Lassen Sie ihn ab und zu chillen, ermuntern Sie ihn aber trotzdem, Leistung zu erbringen. Bald ist es ohnehin cool, bei den Mädchen einen Stein im Brett zu haben.

Annette Cina
Dazuzugehören und damit zu entdecken, wer man ist, ist die typische Herausforderung im Jugendalter. Das Selbstbild entwickelt sich immer in der Beziehung zu anderen: Welche Wirkung habe ich auf andere, welchen Eindruck hinterlasse ich? Wie unterscheide ich mich von den anderen? Zu wem passe ich, wer passt zu mir? Ihr Sohn hat jedoch eine breitere Wahl als nur dazuzugehören oder nicht. Er kann chillen, lernen und Spass haben. Vielleicht nicht alles in derselben Gruppe. Unterstützen Sie Ihren Sohn, indem Sie ihn motivieren, auszuprobieren, was zu ihm passt, herauszufinden, was er möchte, und ihn stärken, seinen Weg zu gehen.
Dazuzugehören und damit zu entdecken, wer man ist, ist die typische Herausforderung im Jugendalter. Das Selbstbild entwickelt sich immer in der Beziehung zu anderen: Welche Wirkung habe ich auf andere, welchen Eindruck hinterlasse ich? Wie unterscheide ich mich von den anderen? Zu wem passe ich, wer passt zu mir? Ihr Sohn hat jedoch eine breitere Wahl als nur dazuzugehören oder nicht. Er kann chillen, lernen und Spass haben. Vielleicht nicht alles in derselben Gruppe. Unterstützen Sie Ihren Sohn, indem Sie ihn motivieren, auszuprobieren, was zu ihm passt, herauszufinden, was er möchte, und ihn stärken, seinen Weg zu gehen.

Peter Schneider
Indem Sie ihm sagen, dass die Coolen aus der Schule nach der Schulzeit oft nicht mehr ganz so cool sind? Das wird ihn vermutlich nicht unbedingt überzeugen. Aber Sie können vielleicht ab und zu erklären, dass die Entscheidung eigentlich gar keine Entscheidung ist, so, wie man sich auch nicht (auf Dauer jedenfalls) zwischen Jungs und Mädchen entscheiden muss. Das wird ihm auch nicht gerade auf Anhieb wie eine hilfreiche Erleuchtung vorkommen; Sie müssen es halt immer wieder mal sagen und auch mit Beispielen untermauern.
Indem Sie ihm sagen, dass die Coolen aus der Schule nach der Schulzeit oft nicht mehr ganz so cool sind? Das wird ihn vermutlich nicht unbedingt überzeugen. Aber Sie können vielleicht ab und zu erklären, dass die Entscheidung eigentlich gar keine Entscheidung ist, so, wie man sich auch nicht (auf Dauer jedenfalls) zwischen Jungs und Mädchen entscheiden muss. Das wird ihm auch nicht gerade auf Anhieb wie eine hilfreiche Erleuchtung vorkommen; Sie müssen es halt immer wieder mal sagen und auch mit Beispielen untermauern.
Das Expertenteam:
- Annette Cina, 52, arbeitet am Institut für Familienforschung und -beratung der Universität Freiburg. In ihrer eigenen Praxis berät die Psychologin, Psychotherapeutin und dreifache Mutter Jugendliche und Erwachsene. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Prävention von kindlichen Verhaltensstörungen, Paarkonflikte, Kindererziehung und Stress.
- Peter Schneider, 65, ist Kolumnist, Satiriker, Psychoanalytiker, Privatdozent für klinische Psychologie an der Uni Zürich und Gastprofessor für Geschichte und Wissenschaftstheorie der Psychoanalyse in Berlin.
- Nicole Althaus, 54, ist Chefredaktorin Magazine und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am Sonntag», Kolumnistin und Autorin. Sie hat den Mamablog auf tagesanzeiger.ch initiiert und geleitet und war Chefredaktorin von «wir eltern». Nicole Althaus ist Mutter von zwei Kindern im Alter von 20 und 16 Jahren.
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In dieser Rubrik beantworten Expertinnen und Experten IHRE Fragen zu Erziehung und Alltag mit Kindern.
Schreiben Sie eine E-Mail an: redaktion@fritzundfraenzi.ch