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Zwischen Stuhl und Bank

Text: Virginia Nolan
Bilder: Fabian Hugo / 13 Photo

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Auf den «PISA-Schock» folgt Vermessung

Lesen Sie den Artikel «Familie im Wandel»
Zankapfel und Hoffnungsträger: der Lehrplan 21
Neue Schwerpunkte setzen

Kritik am Schulsystem, wie sie auch der 2020 verstorbene Kinderarzt Remo Largo, Hirnforscher Gerald Hüther oder der Philosoph Richard David Precht in Bestsellern äusserten, befeuert die Debatte über Sinn und Zweck unserer Bildungsinstitutionen. Diese schüre mitunter auch falsche Erwartungen, sagt Bildungsforscher Urs Moser von der Universität Zürich. So würden beispielsweise Lernlandschaften oder Projektunterricht oft als Allerheilmittel stilisiert, während man Frontalunterricht oder Hausaufgaben als Grund allen Übels betrachte. «Dabei sind das alles nur Methoden», sagt Moser, «und wir wissen: Keine Methode wirkt in Reinkultur.» Auch der populäre Begriff des selbstorganisierten Lernens sei mit Missverständnissen behaftet. «Selbstorganisiertes Lernen ist keine Methode, sondern ein pädagogisches Ziel», sagt Moser. «Die Schule kann Selbständigkeit nicht voraussetzen, sie muss darauf hinarbeiten.» Dies bedeute nicht nur, Kinder eigene Erfahrungen machen zu lassen, es verlange von der Lehrperson ein Gespür für Lenkung im richtigen Moment.
Chancengerechtigkeit als Dauerbrenner
Wie gelingt Schule?
Aufgezeichnet von Virginia Nolan
Die Schule versteht sich heute als Lern- und Lebensort, und viele der jüngsten Reformen stehen im Zeichen einer kindgerechten Schule. Problematisch ist, dass deren Gelingen stark vom Engagement einzelner Lehrpersonen abhängt, die aus Überzeugung handeln, aber wenig Unterstützung erfahren. Man will viel von der Schule, ist aber auf politischer Ebene nicht bereit, zu investieren. So werden im Namen der Inklusion etwa Sonderschulen geschlossen, öffentliche Schulen aber nicht ausreichend auf Kinder mit besonderen Bedürfnissen vorbereitet. Auch Individualisierung wird nicht zu Ende gedacht: Lehrkräfte sollen Kinder ihrem Entwicklungsstand entsprechend fördern, gleichzeitig wird bei Prüfungen erwartet, dass alle zur gleichen Zeit das Gleiche können. Es fehlt weitgehend an Beurteilungsformen, die echte Individualisierung ermöglichen – und an Lehrmitteln, die auf unterschiedliche Leistungsniveaus ausgerichtet sind. Damit eine zukunftsorientierte Schule nicht auf halbem Weg stecken bleibt, braucht es die Einsicht der Politik, dass sie nicht zum Nulltarif realisierbar ist.
Je mehr sich eine Schule mit ihren Mitgliedern und deren Bedürfnissen auseinandersetzt, desto aktiver beschreitet sie diesen Weg. Was macht eine gute Schule aus? Eine gute Schule stellt sich diese Frage selbst und entwickelt eine Vorstellung davon, welches die nächsten Schritte auf dem Weg dorthin sind. Dabei ist es ratsam, sich thematisch nicht zu verzetteln, sondern sich auf einen inhaltlichen Schwerpunkt zu einigen. So kann beispielsweise individualisierter Unterricht das Fünfjahresziel sein, auf das Schulleitung und Lehrpersonen gemeinsam hinarbeiten – im Bewusstsein, dass dafür ein stetiger Entwicklungsprozess nötig ist.
