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Der Mensch ist ein Kuscheltier

Bild: Emely / Getty Images

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«Kuscheln und Körperkontakt sind auch Zeichen von Beziehungsfähigkeit und Beziehung», sagt Regine Heimann, pädagogische Leiterin der Klinik für Kinder und Jugendliche an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel. «Wenn Kinder von sich aus kommen und kuscheln möchten, sollten Eltern darauf eingehen.»
Bestätigung über Hautkontakt
Körperkontakt basiert immer auf zwei handelnden Personen, die – und das ist wichtig – ganz natürlich miteinander agieren. Das bedingt, das jeder mal sagen kann: Du, ich bin gerade nicht so in der Stimmung dafür. Eltern dürfen das genauso wie Kinder. Deren Nein zu körperlicher Nähe wiederum sollte von den Erwachsenen bedingungslos akzeptiert werden. «Eltern sollten hier offen sein für Signale», sagt Regine Heimann. «Kinder zeigen ihre Bedürfnisse sehr gut an, und wenn eines eher auf körperliche Abgrenzung bedacht ist, ist das auch absolut in Ordnung.»
Wie stark der Wunsch nach Streicheleinheiten ausgeprägt ist, hängt zudem sehr mit dem Alter des Kindes zusammen. Kleine Kinder kuscheln noch mit dem ganzen Körper, viele lieben es, an den Füssen oder im Nacken gekrault und fest in den Arm genommen zu werden. Für Teenager ein fast schon gruseliger Gedanke. Sie achten bei Umarmungen gerne auf genügend Abstand zwischen den Akteuren und begnügen sich noch lieber mit einem Schulterklopfen, das anerkennt oder aufmuntert. «Manchmal reicht es dann durchaus, einfach die Hand auszustrecken oder sogar nur einen Blickkontakt zu suchen», sagt Heimann. «Das mag für die Eltern vielleicht in dem Moment nicht genug sein, doch sie respektieren damit, dass dem Jugendlichen ein Körperkontakt jetzt unangenehm oder peinlich wäre, und zeigen gleichzeitig, dass sie aufmerksam sind und Anteil nehmen.»
Grenzen respektieren
Ein wenig genauer hinschauen sollten Erwachsene, wenn Kinder distanzlos auf alle Menschen zugehen, sie umarmen oder ungefragt auf den Schoss von jemandem klettern. «Das kann schlicht ein Kind mit einem grossen Temperament sein, das sich nichts dabei denkt», sagt Regine Heimann. «Aber es könnte sich auch um ein Alarmzeichen handeln, dass hier vielleicht Bedürfnisse vorhanden sind, die zu Hause nicht erfüllt werden.»
Streicheln mit Worten
Fremdeln zeugt von Nähebedürfnis
Selbst unter Geschwistern, so Benz, können sich die Nähebedürfnisse stark unterscheiden. Dieser Verschiedenheit müsse Rechnung getragen werden, nicht nur von Eltern, sondern auch von anderen Bezugspersonen wie Lehrerinnen und Lehrern. «Diese erleben es oft, dass manche Kinder immer wieder zu ihnen kommen, den Kontakt suchen, Fragen haben, während andere das nicht tun», sagt Benz. «So bekommt das eine Kind dann vielleicht absolut gesehen mehr Zuwendung als ein anderes. Immer alle, um der Gerechtigkeit willen, gleich zu behandeln, ergibt keinen Sinn: Es gibt schliesslich nichts Ungerechteres, als Ungleiche gleich zu behandeln.»
Was passiert im Körper, wenn wir kuscheln?
«Zwar gibt es noch relativ wenig Daten dazu betreffend Kinder, doch wir wissen generell, dass die Ausschüttung dieser beiden Neurotransmitter die menschliche Bindung sowohl zwischen erwachsenen Lebenspartnern als auch in einer Eltern-Kind-Beziehung fördern», sagt Seufert. Dopamin stimuliert bestimmte Hirnareale, die aus der Suchtforschung als Belohnungszentren bekannt sind. Zudem werden Endorphine – schmerzstillende, vom Körper selbstproduzierte Morphine – ausgeschüttet, die ein positives Gefühl vermitteln.
Das Kind verbindet mit dem Kuscheln also eine angenehme Erinnerung, es wird sozusagen «süchtig» nach dem Körperkontakt. «Kuscheln Eltern mit ihrem Kind, sind zwei Phasen nachweisbar», sagt Seufert. «In der ersten geht aufgrund des entstehenden Wohlgefühls der Puls des Kindes nach oben, dann kommt es zur Entspannungsphase, in der Stresshormone reduziert werden.» Dieser Prozess dauert bei älteren Kindern länger als bei jüngeren.

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