«Unsere Freunde und Bekannten sind zum Teil schon Grosseltern» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

«Unsere Freunde und Bekannten sind zum Teil schon Grosseltern»

Lesedauer: 2 Minuten

Ich erzähle

Susanne Wüthrich, 44, hat ihren Mann Daniel, 51, erst spät kennengelernt.  Mittlerweile hat sie mit ihm drei Kinder, Noel, 7, Anna, 4, und Emilie, 2.

«Zwischen Kindern und Eltern liegt immer eine Generation, aber bei uns sind es zwei. Persönliche Umstände wie ­Unsicherheit bei der Berufsfindung, spätes Kennenlernen meines Mannes Daniel und sein Zögern bei der Familiengründung haben zu unserer späten Elternschaft geführt. Ich machte zunächst aus der Not eine Tugend und trieb meine Karriere als Ingenieurin voran. Im Schnelldurchlauf erreichte ich meine Ziele und mir gelang der Sprung in eine Bundesbehörde. Zwischen 35 und 37 merkte ich dann, dass meine biologische Uhr tickte und mir die Zeit weglief. Ich wollte mich schon fast trennen, da haben wir – ich war 37, mein Mann 45 – unseren Sohn Noel bekommen. Später folgten dann unsere beiden Töchter. Leider hatte ich auch zwei ­Fehlgeburten. Mein Mann und ich haben die medizinischen Risiken unserer späten Elternschaft mit meinem Frauenarzt besprochen und hätten auch ein behindertes Kind akzeptiert. In meinem Umfeld gab es Stimmen, die der Meinung waren, mit über 30 bekomme man kein Kind mehr. Ich war aber zuversichtlich, dass meine Kinder gesund sein würden.

«Für mich ist der ­Wiedereinstieg in den Beruf viel schwieriger, als er es früher gewesen wäre.»

Ich fühle mich nicht wie 44. Wir haben spät ein Haus gekauft und sind gerade in voller Fahrt. Ich hatte immer einen anspruchsvollen Beruf, aber der Alltagsstress mit meinen drei Kindern zu Hause fordert mich mehr, denn ich muss rund um die Uhr präsent sein. Zudem brauche ich für meinen Haushalt deutlich mehr Zeit, weil ich mich nicht auf eine Sache konzentrieren kann, sondern permanent mehrere Dinge gleichzeitig erledigen muss. Mein Mann ist beruflich noch stärker eingespannt als früher. Die Eltern der ‹Gspänli› unserer Kinder haben eine andere Lebensrealität als wir, denn sie sind zum Teil noch nicht einmal 30 Jahre alt. Daher sind unsere Interessen unterschiedlich und ich habe nicht viel Kontakt mit ihnen. Unsere Freunde und Bekannten sind zum Teil schon Grosseltern oder ihre Kinder sind zumindest bereits selbständig. Wir hingegen haben noch drei kleine ‹Knöpfe›. Für mich ist der berufliche Wieder­einstieg nun viel schwieriger, als er früher gewesen wäre. Wer möchte schon eine 50-jährige Ingenieurin, die nur Teilzeit arbeiten kann und der Kinder wegen zehn Jahre ­pausiert hat?»

Dieser Artikel gehört zum
Dieser Artikel gehört zum Online-Dossier Späte Eltern. Lesen Sie mehr zu Fragen, wie: Warum Frauen und Männer das Kinderhaben hinauszögern und was das für Erziehung und Familienleben bedeutet.


Lesen Sie mehr aus dem Dossier «Späte Eltern»:

  • Kinder haben wir später
    Reife Eltern sind gelassener, selbstsicherer – und zu alt, um mit ihren Kindern ­Abenteuer zu bestehen. Vorurteile wie diese über späte Eltern gibt es viele. Fakt ist: Das Elternwerden wird immer weiter ­hinausgezögert. Was bedeutet das für Erziehung und Familienleben?
  • «Die Freude überwiegt alle belastenden Aspekte»
    Simone Meyer, 48, und André ­Notter, 64, haben beide Kinder aus erster Ehe. Ihre gemeinsamen ­Kinder Melvin und Juna sind 13 und 11 Jahre alt. Mittlerweile leben ­Simone und André ebenfalls ­getrennt voneinander.