Normalerweise würde ein solcher Frühling die Herzen öffnen, Menschen würden in die Strassen strömen, die Frauen leicht geschürzt, die Männer unternehmungslustig, man würde sich begegnen und das Leben feiern, lauschige Abende mit anregenden Gesprächen verbringen, vielleicht am See, die Augen auf die Perlenkette aus Licht gerichtet, die sich ans gegenüberliegende Ufer schmiegt.
Stattdessen sitzen wir zu Hause. Oder telefonieren. Oder entsorgen das Glas, was zum Highlight des Tages geworden ist. Ich will mich nicht beklagen, denn ich habe das Privileg einer schönen Wohnung und zweier grossartiger Mitbewohner, die zufällig auch noch meine Kinder sind und ich kann von zu Hause aus arbeiten. Es ist schön, so viel Zeit mit meinen Teenies verbringen zu können, etwas vom wenigen Guten, das ich Corona abgewinnen kann.
Entsprechend versuche ich guten Mutes zu sein, mich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Verdrängen. Doch das geht nicht immer, da kann sich der Frühlingstag da draussen noch so sehr in Schale werfen. Irgendwo gibt es da eine Traurigkeit, irgendwo tief drin steckt sie. Manchmal kommt sie ganz beifällig daher, als Handlung in einem der Filme, die man sich jetzt anschaut. Ein Handschlag, man umarmt und küsst sich – Hallo? Waren das noch Zeiten, als man das durfte. Sie sind noch nicht lange vergangen und scheinen so so weit weg.
Dieses Bewusstsein schmerzt. Der Verlust ist allgegenwärtig. Mir fehlen die Restaurants und die Bars, die Menschen, die bevölkerten Strassen, die Leichtfertigkeit, mit der wir miteinander umgingen. Ich denke an die Menschen, die in den Restaurants und Bars gearbeitet haben. Was werden sie nun tun? Ich denke an Konzerte, die nicht stattfinden werden, und all die Musiker, die nicht mehr arbeiten können. Ich vermisse die Ausstellungen und Museen, ich vermisse die Kunst-Ausflüge mit meiner Mutter.