«Hilfe, unsere Tochter steht stundenlang vor dem Spiegel!» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

«Hilfe, unsere Tochter steht stundenlang vor dem Spiegel!»

Lesedauer: 2 Minuten
Ich sorge mich um unsere Tochter, 16. Sie steht stundenlang vor dem Spiegel, achtet extrem auf ihr Gewicht, will nur noch kalorienarme Sachen essen. Ich selber bin sehr dünn, treibe viel Sport und esse grundsätzlich wenig. Bin ich ihr vielleicht ein ungesundes Vorbild?

Eine verzweifelte Mutter

Nicole Althaus: Zählen Sie selber akribisch Kalorien? Verkneifen Sie sich den Teller Pasta, weil Sie Angst haben, zuzunehmen? Treiben Sie Sport aus Spass oder weil Sie sich im Griff haben müssen? Diese Fragen müssen Sie sich ehrlich beantworten, um herauszufinden, ob Sie ein «ungesundes Vorbild» sind. Vielleicht kommen Sie dann zum Schluss, dass Sie beide Hilfe brauchen. Viele Mädchen beschäftigen sich in diesem Alter mit ihrem Körper. Auch via Ernährung. Setzen Sie sich mit Ihrer Tochter an einen Tisch, reden Sie über realistische und unrealistische Körperbilder. Suchen Sie gemeinsam gesunde Rezepte raus. Essen Sie zusammen. Und wenn Sie das tun, stochern Sie als Mutter nicht einfach lustlos im Teller herum.Stefanie Rietzler: Wie stark sich Menschen mit ihrem Körperbild, Gewicht und Essverhalten beschäftigen und wie zufrieden sie mit sich sind, hängt unter anderem stark von Rollenvorbildern ab. Jugendliche werden dabei nicht nur von Stars und Models beeinflusst, sondern auch von ihren Eltern. Wichtiger als die Frage, ob Sie vielleicht ein «ungesundes Vorbild» sind, sind die Fragen: «Wie geht es meiner Tochter momentan? Braucht sie Hilfe?» Ihre Beobachtungen sind Warnzeichen, die auf die Entwicklung einer Essstörung hindeuten können. Nehmen Sie diese ernst und ziehen Sie eine Fachperson zurate. Unterstützung bietet zum Beispiel das Experten-Netzwerk Essstörungen Schweiz.

Stefanie Rietzler: Wie stark sich Menschen mit ihrem Körperbild, Gewicht und Essverhalten beschäftigen und wie zufrieden sie mit sich sind, hängt unter anderem stark von Rollenvorbildern ab. Jugendliche werden dabei nicht nur von Stars und Models beeinflusst, sondern auch von ihren Eltern. Wichtiger als die Frage, ob Sie vielleicht ein «ungesundes Vorbild» sind, sind die Fragen: «Wie geht es meiner Tochter momentan? Braucht sie Hilfe?» Ihre Beobachtungen sind Warnzeichen, die auf die Entwicklung einer Essstörung hindeuten können. Nehmen Sie diese ernst und ziehen Sie eine Fachperson zurate. Unterstützung bietet zum Beispiel das Experten-Netzwerk Essstörungen Schweiz.
Peter Schneider: Manche würden sagen, Sie liefern Ihr ein gesundes Vorbild. Das ist das Problem: Die extensive Beschäftigung mit dem Körper und der Ernährung kann leicht in Obsession umschlagen, und die Austragung von Konflikten zwischen Kindern und Eltern besteht manchmal darin, dass Kinder ihre Eltern mit den eigenen Waffen schlagen. In diesem Fall, indem Ihre Tochter nicht nur auf Sport und Kalorien pfeift, sondern Ihre anorektische Marotte gleich noch um ein paar Zacken weiter ins Extreme dreht. Vielleicht gestehen Sie ihr Ihre Hilflosigkeit und die eigenen Probleme mit der Figur ein und sagen ihr, dass Sie sich Sorgen machen.

Peter Schneider: Manche würden sagen, Sie liefern Ihr ein gesundes Vorbild. Das ist das Problem: Die extensive Beschäftigung mit dem Körper und der Ernährung kann leicht in Obsession umschlagen, und die Austragung von Konflikten zwischen Kindern und Eltern besteht manchmal darin, dass Kinder ihre Eltern mit den eigenen Waffen schlagen. In diesem Fall, indem Ihre Tochter nicht nur auf Sport und Kalorien pfeift, sondern Ihre anorektische Marotte gleich noch um ein paar Zacken weiter ins Extreme dreht. Vielleicht gestehen Sie ihr Ihre Hilflosigkeit und die eigenen Probleme mit der Figur ein und sagen ihr, dass Sie sich Sorgen machen.

Das sagen unsere Experten dazu:


Unsere drei Experten:

Stefanie Rietzler ist Psychologin, Autorin («Geborgen, mutig, frei», «Clever lernen») und leitet die Akademie für Lerncoaching in Zürich.
www.mit-kindern-lernen.ch
Nicole Althaus, 51, ist Chefredaktorin Magazine und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am Sonntag», Kolumnistin und Autorin. Sie hat den Mamablog auf «Tagesanzeiger.ch» initiiert und geleitet und war Chefredaktorin von «wir eltern». Nicole Althaus ist Mutter von zwei Kindern im Alter von 20 und 16 Jahren.
Peter Schneider, 62, ist Kolumnist, Satiriker, Psychoanalytiker, Privatdozent für klinische Psychologie an der Uni Zürich und Gastprofessor für Geschichte und Wissenschaftstheorie der Psychoanalyse in Berlin.

Haben Sie auch eine Frage?

In dieser Rubrik beantworten Expertinnen und Experten IHRE Fragen zu Erziehung und Alltag mit Kindern. Schreiben Sie eine E-Mail an: redaktion(at)fritzundfraenzi.ch

Weitere Elternfragen:


Online-Dossier

Dieser Artikel gehört unserem
Dieser Artikel gehört unserem Online-Dossier zum Thema Ernährung. Was ist dran an Ernährungstrends? Wie können Eltern Ihre Kinder heute gesund und ohne Hysterie ernähren?