Wie ist es als Lehrer mit Fernunterricht?

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Wie gestaltet sich der Fernunterricht in der Corona-Krise aus der Lehrerperspektive? Welche Hürden gibt es zu meistern und wie gehts den Schülerinnen und Schülern ohne den täglichen Austausch im Klassenzimmer? Wie man als Primarlehrer mit der Ausnahmesituation umgeht, erzählt Roland F.*
Ein weiteres Problem ist, dass die Kinder teilweise keinen Zugang zu Computer oder WLAN haben. Da unsere Schule digital noch nicht so fortgeschritten ist, gibt es auch keine Möglichkeit, dass wir Geräte ausleihen könnten. Im schlimmsten Fall lösen die Schülerinnen und Schüler ihre Aufgaben am eigenen Handy, was suboptimal ist.
«Es gab Rahmenbedingungen vom Volksschulamt, wieviel Zeit die Kinder täglich für die Schule investieren müssen»
Es gab Rahmenbedingungen vom Volksschulamt, wieviel Zeit die Kinder täglich für die Schule investieren müssen und es war uns freigestellt, ob wir den Unterricht analog oder digital gestalten. Meine Lehrerkolleginnen und -kollegen arbeiten auch noch mit Microsoft Teams. Ich finde dieses Tool aber ungeeignet für Viertklässler.
«Die Chancenungleichheit ist gross»
Die Leistungsschere war schon im regulären Unterricht vorhanden und jetzt geht sie noch etwas weiter auf. Bedauerlich ist, dass ich zurzeit keinen Präsenzunterricht habe zu meiner Klasse. Sie können mich zwar jederzeit anrufen, wenn sie Fragen haben, aber eigentlich sind die Familien auf sich alleine gestellt. Die Auslastung der Schülerinnen und Schüler ist sehr unterschiedlich: Geregelt ist, dass die Kinder rund zwei Stunden täglich für die Schule aufbringen. Die einen sind nach 30 Minuten fertig, andere brauchen einen halben Tag. Im Moment wird vorwiegend repetiert. Aber man müsste neue Lerninhalte vermitteln, da dieses Semester trotz Corona als vollwertiges Schuljahr gehandhabt wird.
«Die Hälfte der Schule passiert im Sozialen und nicht im Kognitiven.»
Grundsätzlich wird sich aber am Präsenzunterricht nichts ändern, dieser ist immer noch das A und O der Primarstufe. Aber vielleicht lassen sich gewisse Aufgaben künftig einfach online erledigen. Für uns Lehrpersonen wird die Digitalisierung zu Beginn bestimmt mehr Arbeitseinsatz fordern, aber ich bin motiviert.
Meine Hoffnung auf die Zeit nach Corona ist, dass sich die Kinder freuen, wieder in die Schule zu dürfen. Dass sie es schätzen in einer Klasse zu sein, es vermissten und, dass der Fernunterricht nicht ihr Favorit war. Die Hälfte der Schule passiert im Sozialen und nicht im Kognitiven.»
*Vor- und Nachname sind der Redaktion bekannt
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