Schlaf! Kindlein! Schlaf!
Schlafstörungen sind Alpträume für Eltern und Kinder, die beide immer wieder ereilt. Die Folge: Das Kind schläft im Elternbett. Die Eltern auf den Elternbettkanten, das Mantra aller übernächtigten Eltern flüsternd: «Es ist eine Phase. Nur eine Phase.»
Doch bei manchen Kindern dauert diese Phase lange, sehr lange. Bei Sina zum Beispiel. Die Neunjährige schlief, so erinnert sich ihre Mutter Doris, von Geburt an tagsüber praktisch nie und nachts auch nicht. Zehnmal zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens hiess es für Mama: Alarm! Nach einem Jahr wurden die Abstände grösser. Aber noch heute braucht die Tochter ab und zu die Nähe ihrer Eltern.
Diese über Jahre ertragenen zerstückelten Nächte blieben nicht ohne Folgen. «Mein Schlaf ist nicht mehr der, der er einmal war. Wache ich in der Nacht auf, kann ich nur schwer wieder einschlafen», erklärt Sinas Mutter.
Erklärungen, warum Schlaf zwingend notwendig ist, gibt es viele. Schlaf diene der körperlichen Erholung, der Gedächtnisbildung, dem Lernen und weil unsere Sinnesfunktionen nachts sowieso eingeschränkt sind. Ein populärwissenschaftlicher Ansatz, der seinen Beweis jedoch schuldig bleibt, ist derjenige nach der Gehirnentwicklung.
Warum Schlaf und Gehirnreife zusammenhängen
Jedes Kind braucht also eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Diese im Rahmen der jeweiligen Lebensund Entwicklungsphase zu erkennen vermögen: Darin liegt die wahre Herausforderung eines Elternlebens. Wie viel Schlaf braucht mein Kind? Wie viel ist normal? Und ab wann ist etwas nicht mehr normal?
Eine tröstliche Antwort für die Eltern hat der Entwicklungspädiater Peter Hunkeler vom Schlafzentrum des Kinderspitals in Zürich zur Hand. Er sagt nämlich: «Es gibt kein sogenannt normales Schlafverhalten.» Bei gleichaltrigen Kindern könne die Differenz bis zu 6 Stunden ausmachen. Kenntnisse der normalen Entwicklung des kindlichen Schlafs seien für Eltern aber hilfreich, damit sie das Schlafverhalten ihres Kindes besser verstünden, sagt der Kinderarzt.
«Kinder sind nicht einfach kleine Erwachsene, die etwas länger schlafen, sich aber sonst im Schlafverhalten von dem der Erwachsenen nicht unterscheiden», so Hunkeler. Kinder schliefen anders. Sie müssen das Schlafen und vor allem das Durchschlafen erst erlernen: Die Schlafstruktur widerspiegelt immer den Reifungsprozess des Gehirns.