Mehr Glück im Familienalltag
Laut World Happiness Report der Vereinten Nationen ist die Schweiz das sechstglücklichste Land der Welt. Aber was ist ist Glück eigentlich? Wo findet man es und wie bringen wir Kindern bei, ein glückerfülltes Leben zu führen? Ein Gastbeitrag von Cornelia Hotz mit 10 Glücks-Tipps.
Was die positive Psychologie über das Glück sagt
Für ein gutes Leben spielt auch der Faktor Selbstbestimmung eine wichtige Rolle. Nur wer seine eigenen Bedürfnisse und Ziele kennt, sich daran ausrichtet und ein authentisches Leben führt, findet seinen Frieden. Denn was bringen uns eine tolle Karriere, die perfekte Familie und eine luxuriöse Unterkunft, wenn wir uns nach einem unabhängigen Leben in einem Wohnwagen sehnen? Weitere Faktoren, welche einen positiven Einfluss auf jeden Menschen haben, sind laut der Glücksforschung Engagement im privaten und beruflichen Bereich, ein stabiles soziales Umfeld und das Erleben möglichst vieler positiver Emotionen im Alltag. Es lohnt sich, sich um sein eigenes Wohlbefinden zu kümmern, denn glückliche Menschen sind erwiesenermassen kreativer, sozialkompetenter, erfolgreicher und gesünder im Leben unterwegs.
Welchen Einfluss haben die Gene auf unser Glücksgefühl?
Schwermütig veranlagte Menschen müssen sich daher umso mehr Gedanken darüber machen, wie sie positive Erlebnisse und Gefühle in ihrem Leben verstärken können, damit ihre Neigung zu düsteren Gedanken in den Hintergrund rückt. Denn schlechte Gefühle entstehen nicht durch äussere Ereignisse als solche, sondern ergeben sich erst aus unserer gedanklichen Beurteilung der Situation.
Hier kann man ansetzen: Denn während man auf die äusseren Gegebenheiten oft keinen Einfluss hat, kann man wohl verändern, wie man über sie denkt. Eine positive Grundhaltung zu entwickeln, geht nicht von heute auf morgen. So wie unser Körper regelmässig Bewegung braucht, um gesund zu bleiben, muss auch unser Geist immer wieder aufs Neue positives Denken trainieren, um ein zuversichtliches Lebensbild zu entwickeln.
Auf unser Schicksal haben wir keinen Einfluss. Wohl aber darauf, wie wir damit umgehen.
Während die einen schwerwiegende Ereignisse in ihrem Leben unbeschadet überstehen und nach einer gewisser Zeit wieder glücklich in die Zukunft gehen, zerbrechen andere bereits an kleinen Widrigkeiten. Es gibt Menschen, die massiven Einschränkungen gesundheitlicher, finanzieller oder sozialer Natur ausgesetzt sind, sich aber dennoch als glücklich bezeichnen, während andere, die von aussen betrachtet perfekte Lebensumstände haben, zutiefst unglücklich sind.
Der Unterschied liegt im Wesentlichen im Denken und Handeln. Gelingt es uns, trotz ungünstiger äusserer Umstände und Ereignisse eine zuversichtliche Lebenseinstellung zu bewahren und unser Leben eigenverantwortlich zu gestalten, ist das Glück zum Greifen nahe.
Glück in der Erziehung
Beklagen wir uns als Eltern ständig, wie hart und ungerecht das Leben sei, wachsen unsere Kinder in diesem Glauben auf und werden sich darauf in ihrem Leben fokussieren. Wollen wir unseren Kindern stattdessen eine positive Lebenseinstellung mit auf den Weg geben, dürfen wir ihnen immer wieder vor Augen führen, dass das Leben ein Geschenk ist und viele schöne Überraschungen bereithält.
Auch in schwierigen Situationen sollten wir den Fokus auf das Positive lenken, um unsere Kinder zu lehren, nie die Zuversicht zu verlieren. Negative Gefühle wie Schmerz, Trauer oder Wut müssen ihren Platz haben, doch nach einer gewissen Zeit der Niedergeschlagenheit sollte wieder Zuversicht Einzug halten.
Schon früh dürfen wir unseren Kindern auch die Möglichkeit geben, eigene Erfahrungen und Fehler zu machen. Für ihre Persönlichkeitsentwicklung ist es elementar, einen konstruktiven Umgang mit Misserfolgen zu lernen.
Kinder brauchen Raum für ihre Entfaltung. Das klingt schön, aber Eltern muss auch klar sein: Herauszufinden, was die Stärken der Kinder sind und diese zu fördern, bedeutet oft, Abschied von den eigenen Vorstellungen über die Zukunft der Kinder zu nehmen.
Glück als Bildungsaufgabe der Schule?
Seither ist auch in unserem Land eine Entwicklung im Gange, die die Förderung der Lebenskompetenz als fester Bestandteil im Schulsystem verankern möchte. Emotionales Wohlbefinden als Bildungsziel ist unseren Kindern zu wünschen, denn nur wer gelernt hat, was ein gutes Leben ausmacht, ist auch in der Lage, sein Glück zu finden.
Bild: Pixabay
10 Tipps, wie Sie mehr Glück in Ihren Familienalltag bringen
- Verstärken Sie die Wirkung guter Gefühle
Geniessen Sie bewusst und mit allen Sinnen schöne Momente, die Sie alleine oder mit Ihrer Familie erleben. Zelebrieren Sie auch die kleinen Freuden des Alltags. Und erinnern Sie sich abends mit Ihren Kindern an die guten Momente des Tages. - Festigen Sie Ihre Gemeinschaft
Machen Sie jemandem eine Freude oder bereiten Sie eine Überraschung vor. Planen Sie Aktivitäten und feiern Sie Feste, denn gemeinsam verbrachte Zeit ist in der Hektik des Familienalltags besonders kostbar. Überlegen Sie, für was oder wem Sie dankbar sind und bringen Sie dies Ihren Liebsten gegenüber zum Ausdruck, das wird Ihre Gemeinschaft stärken.
- Entdecken Sie Ihre Stärken
Erforschen Sie Ihre Stärken und setzen Sie diese so oft wie möglich ein. Unterstützen Sie auch Ihre Kinder darin, die eigenen Stärken zu entdecken, aber wundern Sie sich nicht, wenn es andere sind als Sie vermuten. Schenken Sie Ihren Kindern den Freiraum, eigene Erfahrungen zu machen und sich für eine Sache einzusetzen, denn Engagement macht glücklich.
- Sorgen Sie für sich
Nehmen Sie sich gelegentlich Auszeiten vom Familienalltag, um in einer anderen Umgebung Energie zu tanken. Gönnen Sie sich aber auch im Alltag Ruheinseln, in denen Sie sich ungestört um sich selbst kümmern können. Nur wer gut für sein eigenes Wohlbefinden sorgt, kann auch die Bedürfnisse anderer erfüllen. - Pflegen Sie Ihre Paarbeziehung
Kinder sind für jede Paarbeziehung Glück und Herausforderung zugleich. Umso wichtiger ist es, nicht nur als Eltern zu harmonieren, sondern sich aktiv um Ihre Liebesbeziehung zu bemühen. Planen Sie gemeinsame Aktivitäten im Alltag und nehmen Sie sich Auszeiten, um Ihre Beziehung zu festigen. Sie leben Ihren Kindern täglich vor, was eine liebevolle und wertschätzende Paarbeziehung ausmacht. - Gönnen Sie sich Entlastung
Kinder fordern uns heraus, kosten uns Energie und dies während Jahren. Nehmen Sie jede Unterstützung an, die Sie kriegen, um Ihren Familienalltag so angenehm wie möglich zu gestalten. Es spielt keine Rolle, ob Sie Entlastung im Haushalt, bei der Kinderbetreuung oder auf andere Weise beanspruchen. Die Hauptsache ist, dass Sie den Anforderungen noch für lange Zeit gewachsen sind, denn Ihre Kinder brauchen Sie.
- Verabschieden Sie sich von Perfektion
Träumen Sie nicht von einem perfekten Familienleben, denn Perfektion ist eine Illusion. Die ideale Familie existiert nicht, wir alle sind Menschen mit Unzulänglichkeiten und Schwächen. Gewöhnen Sie sich an die Widrigkeiten des Familienalltags und üben Sie sich in der Kunst der Genügsamkeit. - Trainieren Sie positives Denken
Denken Sie weniger über die Dinge nach, die in Ihrem Leben schief gehen, und erfreuen Sie sich daran, was gut läuft. Wenn Sie den Fokus aufs Positive legen, werden Sie mehr Glücksmomente erleben. Versöhnen Sie sich mit der Vergangenheit und blicken Sie voller Zuversicht in die Zukunft. - Leben Sie ein gutes Leben
Übernehmen Sie Verantwortung für Ihr eigenes Glück und leben Sie Ihren Kindern vor, was emotionales Wohlbefinden ausmacht. Was Sie Ihren Kindern über das Leben erzählen und was sie vorleben, wird deren Entwicklung nachhaltig prägen. - Nutzen Sie auch schlechte Zeiten
Zu guter Letzt: Erlauben Sie sich und Ihren Kindern auch mal unglücklich zu sein, denn zum menschlichen Dasein gehören sowohl positive als auch negative Gefühle. Leben Sie Ihren Kindern bei einem Misserfolg oder einer Krise vor, dass man eine Weile traurig oder wütend sein darf, seine Zukunft dann aber trotzdem optimistisch und selbstbestimmt in die Hand nehmen soll. Es lohnt sich.
Zur Autorin:
Weiterlesen zum Thema Glück und Resilienz:
- Was ist Glück? Glück hängt sehr viel weniger von den äusseren Umständen ab, als wir glauben. Prof. Sigmar Willi, Dozent für Persönlichkeitsbildung und Experte für positive Psychologie spricht im Interview darüber, warum Eltern vor allem ihr eigenes Glück vorleben sollten.
- Ein resilienter Mensch kann mit Niederlagen und Verlusten umgehen. Diese psychische Widerstandsfähigkeit möchten Eltern auch ihren Kindern mitgeben. Und tatsächlich können Sie viel dafür tun, dass Ihr Kind diese innere Stärke entwickelt. Lesen Sie dazu die Artikel in unseren grossen Online-Dossier zum Thema Resilienz.