«Emojis können kein ­Gespräch ersetzen» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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«Emojis können kein ­Gespräch ersetzen»

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Sarah Pel, 45, und ihrem Mann Oliver, 50, ist es wichtig, dass ihre Kinder auch im Netz respektvoll und empathisch mit anderen umgehen. Schon in der frühkindlichen ­Erziehung haben sie darauf ­geachtet, dafür die Grundlagen zu legen. Die Heilpädagogin und der Wirtschaftsinformatiker leben mit Jan, 19, Lars, 14, und Marie, 10, in Zürich.

«Mein Mann und ich waren uns immer einig: Die Basis für einen empathischen Umgang mit anderen Menschen müssen wir unseren Kindern vor der Pubertät beibringen. Nicht weil wir glauben, dass bei Teenagern Mitgefühl keine Rolle mehr spielt. Aber als ich ein Teenager war, hatte Coolness einen hohen Stellenwert. Das spielt auch bei unseren beiden Grossen eine Rolle. Es ist nicht so angesagt, Gefühle zu ­thematisieren. Sie reden inzwischen weniger offen mit uns als ihre kleine Schwester. Ab einem bestimmten Alter sinkt der aktive ­elterliche Einfluss ganz schön und es ist gut, wenn bestimmte Verhaltens- und Sichtweisen dann bereits zum Standard gehören.

Wenn die Kinder ganz klein sind, achtet man ständig auf ihre Mimik und ihre Bedürfnisse. So ging es mir jedenfalls. Die Kinder haben umgekehrt meine Gefühlszustände ­wahrgenommen. Ich habe oft auch einfach darüber geredet, wie ich mich fühle – lange bevor sie sprechen konnten. Ich habe Dinge geäussert wie ‹Jetzt freue ich mich› und ‹Das macht Spass, oder?›. Sie haben natürlich bemerkt, dass wir als Eltern auf sie eingegangen sind. Später haben wir dann auch aktiv darüber gesprochen, wie es einem anderen Menschen in einer bestimmten Situation geht und was man dann eventuell als Unterstützung braucht.

«Ich habe mit meinen ­Kindern oft darüber geredet, wie ich mich fühle – lange bevor sie sprechen konnten.»

Ein Thema ist jetzt immer wieder die ­Kommunikation im Internet. Unsere beiden Grossen haben ein eigenes Smartphone. Wir haben zwar ein Wochenkontingent, aber natürlich spielen das Gamen im Netz und die Chats in den sozialen Netzwerken eine riesige Rolle. Der aktive Austausch zwischen den Kindern geht dadurch zurück. Gefühle ­beobachtet man nicht mehr im direkten Gespräch, sie werden oft in Emojis vermittelt. Aber wie aussagekräftig ist so ein Emoji? Und wird es wirklich richtig verstanden? Dieser Umgang kann auch einen Verlust an Empathie bedeuten. Wir reden mit den Jungs über die Inhalte im Netz, wir diskutieren, was r­espektvolles Kommentieren bedeutet, wie man empathisch reagiert. Wie fühlt sich ein Mädchen, das ungefragt nackt fotografiert und aller Welt gezeigt wird? Wir haben grosses ­Vertrauen, dass unsere Kinder einen ­mitfühlenden Blick darauf haben.

Alle drei werden von ihren Freunden oft in ­Vertrauensfragen angesprochen. Die beiden Jungen sind sehr aufmerksam und lieb mit ihrer kleinen Schwester. Jan, unser 19-Jähriger, ist ausserdem Pfadfinder-Leiter. Er engagiert sich also in einer prosozialen Gruppe, in der Abwertung nicht zugelassen wird. Auch das ist sicherlich hilfreich.» 

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Dieser Artikel gehört zum Online-Dossier Empathie Lesen Sie mehr zu Fragen, wie: Was können Eltern tun, damit Kinder die grundlegende Fähigkeit der Empathie entwickeln?


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