Nie wieder selber einen Aufsatz schreiben?
Was sind die Chancen und Risiken von Chat GPT? Kann man den Antworten des Textroboters blind vertrauen? Wie können Inhalte von künstlicher Intelligenz entlarvt werden? 7 Fragen – 7 Antworten.
1. Was ist Chat GPT?
Chat GPT – GPT steht für «Generative Pre-trained Transformer», zu Deutsch: generierender vortrainierter Transformer – zählt zur Kategorie der Chatbots. Das sind dialogbasierte Computerprogramme im Netz, die Fragen beantworten und bislang eher durch holprige Sätze auffielen.
Chat GPT jedoch gilt als wahrer Meilenstein der künstlichen Intelligenz, weil die Software des US-Unternehmens Open AI sekundenschnell präzise formulierte Antworten in druckreifer Qualität erzeugt. Microsoft setzt Chat GPT bereits auf der eigenen Suchmaschinenseite Bing ein, aber auch andere Techunternehmen wie Google und Meta arbeiten schon geraume Zeit an ähnlichen Modellen.
Doch nur Chat GPT hat einen regelrechten medialen Hype ausgelöst: Täglich wird darüber berichtet, wobei die Software entweder für ihre Leistungen in den höchsten Tönen gelobt oder für ihre Fehler verspottet wird. Andere Artikel wiederum schüren die unterschiedlichsten Ängste vor künstlicher Intelligenz. Wer sich ein genaueres Bild von den Stärken und Schwächen des Chatbots machen möchte, sollte ihn einfach einmal selbst ausprobieren. Gemeinsam mit Kindern macht das besonders viel Spass, weil sie die unbefangeneren Fragen stellen.
2. Wie funktioniert Chat GPT?
Nach der Anmeldung auf der Webseite von Open AI (openai.com/blog/chatgpt) darf jede Nutzerin, jeder Nutzer beliebige Fragen zu den unterschiedlichsten Themengebieten stellen. Der Unterschied zur klassischen Suchmaschine ist schnell erklärt: Google & Co. spucken bekanntlich eine unüberschaubare Anzahl an Auffindungen aus, die erst mal auf Nutzen und Relevanz geprüft werden müssen.
Chat GPT hingegen antwortet gezielt in einem einzigen Block mit gut verständlichen Sätzen und Auflistungen. Die Software kann aber noch viel mehr: Sie ist in der Lage, Projekte zu planen, Texte zu übersetzen, Drehbücher zu schreiben, Software zu programmieren, sogar Kochrezepte mit zugehörigen Einkaufslisten zu erstellen und noch vieles mehr.
Dank der Analyse neuer Daten wird Chat GPT jeden Tag ein bisschen schlauer und formuliert die Auskünfte in immer perfekterer Sprache.
Das KI-Programm wurde dazu bis ins Jahr 2021 mit einer ungeheuren Anzahl an Texten, Büchern und Forschungspapieren der unterschiedlichsten Fachbereiche trainiert und hat auch die menschliche Sprache analysiert, um möglichst natürlich zu klingen.
Basis für alle Funktionen ist das sogenannte maschinelle Lernen. Das bedeutet vereinfacht gesagt, dass Maschinen in der Lage sind, selbständig aus Daten und Erfahrungen dazuzulernen. Anders gesagt: Dank der Analyse neuer Daten wird Chat GPT jeden Tag ein bisschen schlauer und formuliert die Auskünfte in immer perfekterer Sprache.
3. Ist künstliche Intelligenz etwas Neues?
Nein, seit den 50er-Jahren wird an dieser Technologie geforscht. Derzeit ist vielen Menschen gar nicht bewusst, wie stark uns diese Technologie täglich umgibt: etwa mit Sprachassistenten wie Siri oder Alexa, in der Verwendung von Übersetzungsprogrammen oder Suchmaschinen. Ihren Einsatz findet künstliche Intelligenz darüber hinaus in Bereichen wie Datensicherheit, Verkehr, Medizin, Katastrophenhilfe oder der Wettervorhersage.
Übrigens entscheidet heute bei Onlineartikeln einer Tageszeitung ebenfalls eine KI, ob der kostenpflichtig wird oder nicht. Und für unsere Kinder zählt KI seit Ewigkeiten zu den treuesten Spielkameraden, wenn sie in Renn- oder Actiongames gegen nichtmenschliche Gegner antreten.
4. Wie verlässlich sind die Antworten von Chat GPT?
In der Regel sind die Auskünfte erstaunlich gut und profund. Dennoch ist Chat GPT nicht frei von Fehlern. Noch fällt die Software selbst auf dümmliche Fangfragen herein und antwortet etwa, dass «Tofu als Fleischersatz eine Form des kreativen Ausdrucks oder der Innovation ist, die im Geiste des Dadaismus liegt». Doch besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass der KI solche Fehler durch ihre ständige Optimierung sehr bald nicht mehr unterlaufen.
Ist das Mogeln wirklich so ein neues Phänomen? Es wird doch seit Schuljahrzehnten munter gespickt, abgeschrieben oder kopiert.
Dennoch sollten wir Kindern und Jugendlichen raten, die Ergebnisse des Chatbots nicht blind zu übernehmen. Ganz ähnlich also wie bisher beim Umgang mit Suchmaschinen und Online-Enzyklopädien.
5. Können Kinder ihre Hausaufgaben jetzt bequem von Chat GPT erledigen lassen?
Bei vielen Eltern klingeln bei dieser Frage völlig zu Recht die Alarmglocken. Tatsächlich schreibt Chat GPT bemerkenswert intelligente Aufsätze und beeindruckende Essays, entwirft überzeugende Präsentationen und löst auch knifflige Mathematikaufgaben.
Aber ist das Mogeln wirklich so ein neues Phänomen? Es wird doch seit Schuljahrzehnten munter gespickt, abgeschrieben, kopiert oder der Taschenrechner benutzt. Und schon immer mussten Lehrkräfte damit rechnen, dass Schülerinnen und Schüler Aufgaben abliefern, die sie nicht selbst verfasst haben.
6. Wie können Lehrpersonen computergenerierte Texte erkennen?
Bereits vor Chat GPT kopierten viele Schüler ganze Wikipedia-Textpassagen munter heraus. Den Lehrkräften fiel das jedoch rasch auf, da mehrere Klassenkameraden den identischen Text abgegeben hatten. Das wird zwar bei Chat GPT nicht geschehen, weil die Software ständig neue eigene Texte generiert, aber ähneln werden sich Ergebnisse schon.
Eine gute Lehrkraft, die in Beziehung zu ihren Schülern tritt, merkt das Verwenden von Chat GPT auch ohne technischen Aufwand.
Wie beim Onlinelexikon klingt aber auch der Duktus von Chat GPT nicht nach Kindersprache. Und selbst wenn nur Abschnitte daraus Verwendung finden, sind dennoch Brüche und Versatzstücke besonders auffällig. Zwar gibt es inzwischen Apps und andere Programme wie etwa GPT Zero, die KI-Schummeleien aufdecken sollen, aber eine gute Lehrkraft, die in Beziehung zu ihren Schülern tritt, merkt das auch ohne technischen Aufwand.
Zudem decken inhaltliche Nachfragen in jedem Fach den Schwindel sofort auf. Darum halten auch viele Pädagogen nichts davon, Chat GPT – wie beispielsweise in New Yorker Schulen – zu verbieten.
7. Was ist Dall-E?
Ein Zeichenprogramm, das ebenfalls von Open AI kreiert wurde. Es kann aufgrund von Wortbeschreibungen erstaunliche Skizzen, Zeichnungen und Gemälde im gewünschten Stil anfertigen. Gerade mit jüngeren Kindern eignet sich diese Software sehr gut, um verspielt die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz auszuloten.