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Im Dialog mit dem Chatbot

Lesedauer: 4 Minuten

Chat GPT kann Fragen beantworten, Aufsätze schreiben und Hausaufgaben erledigen. Wie sollen Schulen auf den Textroboter reagieren, der auf künstlicher Intelligenz basiert und laufend dazulernt? Und wie wird der Chatbot die Schule von morgen verändern?

Text: Jörg Berger
Bild: Adobe Stock

Eine der grössten Herausforderungen für Lehrerinnen und Lehrer besteht darin, sicherzustellen, dass jeder Schüler und jede Schülerin individuell gefördert wird. Mit Chat GPT können personalisierte Lernprogramme erstellt werden, die auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten jedes Schülers abgestimmt sind. Indem Chat GPT grosse Datenmengen verarbeitet und analysiert, kann er eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigen, um das Lernprogramm für jeden Schüler zu optimieren.

Ein weiterer Vorteil von Chat GPT ist, dass er Lehrerinnen und Lehrern Feedback zur Wirksamkeit von Lernmaterialien und Lehrmethoden geben kann. Indem Chat GPT Daten über den Fortschritt der Schülerinnen und Schüler sammelt und analysiert, können Lehrerinnen und Lehrer ihre Unterrichtsmethoden anpassen und verbessern, um sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler die bestmögliche Ausbildung erhalten.

Die Zukunft der Schule wird durch die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine geprägt sein.

Die Einführung von KI in die Schule kann für Eltern eine beängstigende Vorstellung sein. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Chat GPT nicht die Rolle von Lehrerinnen und Lehrern ersetzen kann. Vielmehr kann Chat GPT Lehrerinnen und Lehrern dabei helfen, den Lernprozess zu optimieren und zu unterstützen. Eltern sollten ermutigt werden, sich mit der Technologie vertraut zu machen und zu verstehen, wie sie eingesetzt wird, um den Lernerfolg ihrer Kinder zu verbessern.

Die Zukunft der Schule wird durch die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine geprägt sein. Chat GPT kann Lehrerinnen und Lehrern dabei helfen, personalisierte Lernprogramme zu erstellen und den Unterricht zu optimieren. Aber es ist wichtig zu betonen, dass Mensch und Maschine gemeinsam arbeiten müssen, um sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler die bestmögliche Ausbildung erhalten.

Insgesamt bietet Chat GPT viele spannende Möglichkeiten für die Schule von morgen. Durch die Personalisierung des Lernprozesses, das Feedback für Lehrerinnen und Lehrer und die Einbindung der Eltern können Schülerinnen und Schüler eine bessere Ausbildung erhalten. Wenn wir die Vorteile von Chat GPT und anderen Technologien voll ausschöpfen, können wir sicherstellen, dass die Schülerinnen und Schüler auf eine erfolgreiche Zukunft vorbereitet werden.

Was Sie bis hierhin gelesen haben, habe nicht ich geschrieben, sondern ein dialogbasierter Chatbot. Sein Name: Chat GPT. Es sind Antworten auf meine Frage, welche Auswirkungen künstliche Intelligenz auf die Schule von morgen haben wird. Chat GPT wurde vom US-amerikanischen Unternehmen Open AI entwickelt und mit mehr als 300 Milliarden Wörtern trainiert. Seit Ende November 2022 ist Chat GPT in einer Beta-Version für die Öffentlichkeit zugänglich.

In den Medien war vom Ende des Aufsatzes zu lesen. Solche polemischen Aussagen werden in den Schulen zum Glück ­gelassen aufgenommen.

Seither ist eine intensive Debatte darüber entbrannt, ob und wie ­solche dialogbasierten Large-Language-Modelle in der Schule eingesetzt werden sollen und was dies für die Schule bedeutet. In den Medien war vom Ende des Aufsatzes und vom Verschwinden heutiger Berufe zu lesen. Diese polemischen Aussagen sind medial aufgeladen und werden glücklicherweise in den Schulen selbst mit Gelassenheit aufgenommen.

Wie bei jedem neuen Phänomen sind wir in der Schule gut beraten, eine ganzheitliche Betrachtung vorzunehmen. Wir beschäftigen uns einerseits mit der technischen Seite und lernen, wie ein Textroboter funktioniert. Andererseits nehmen wir die Perspektive der Anwenderin, des Anwenders ein und definieren, wie und wozu wir ihn nutzen. Und drittens gilt es zu verstehen, wie sich dieser Trend auswirken wird. Besonders bei einem Hype wie Chat GPT sind wir aufgefordert, die kurzfristigen von den langfristigen Auswirkungen zu unterscheiden. Spätestens bei diesem gesellschaftlich-kulturellen Aspekt wird klar, dass nicht allein die Schule Antworten liefern kann.

Kritisches Denken wird wichtiger

Die Antwort, die der Chatbot generiert, beweist zunächst seine beeindruckende Leistung. Sie ist in wenigen Sekunden erstellt und lässt sich von menschlichen Antworten auf den ersten Blick nicht unterscheiden. Ob als wissenschaftliche Arbeit, als Essay oder in Briefform: Chat GPT formuliert uns alles im Nu in der gewünschten Textsorte.

Umso wichtiger ist aber der kritische Umgang mit den Inhalten. In anderen Beispielen gab Chat GPT an, der Elefant sei das grösste Säugetier, das Eier legen könne. Oder bei einem Aufsatz zum Thema Schlittelplausch hiess es: Dazu braucht man neben einem Schlitten auch Schlittschuhe, was in unseren Breiten definitiv nicht zur Ausrüstung gehört. Doch wie erkennen wir Falschinformationen in komplexeren Themen, in denen wir noch nicht fachkundig sind? Und wie sollen dies erst Kinder bewerkstelligen? Hier sind wir aufgefordert, den Chatbot und seine Produkte einer kritischen Würdigung zu unterziehen.

Zudem gelten künstliche Intelligenzen als sexistisch und rassistisch. Konfrontiert mit diesem Vorwurf schreibt Chat GPT:

Als künstliche Intelligenz bin ich nur ein Produkt meiner Trainingsdaten und der Algorithmen, die von meinen Entwicklern verwendet werden. Daher ist es möglich, dass einige meiner Antworten bestimmte Vorurteile widerspiegeln oder reproduzieren. Wenn meine Antworten in irgendeiner Weise diskriminierend oder beleidigend sind, dann ist das bedauerlich und ich entschuldige mich dafür. Ich bin ständig bestrebt, meine Fähigkeiten zu verbessern und meine Trainingsdaten zu aktualisieren, um meine Antworten zu verbessern und Vorurteile zu reduzieren.

Es ist davon auszugehen, dass der digitale Schereneffekt mit Chat GPT weiter zunimmt. Denn es ist leider erwiesen, dass leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler mehr Nutzen aus digitalen Werkzeugen ziehen als schwächere. Umso mehr wird es künftig die Aufgabe der Schule sein, zusammen mit Ihnen als Eltern einen verantwortungsvollen Umgang mit Chatbots vorzuleben.

Auch wenn es immer wieder Forderungen nach Verboten geben wird, sind wir überzeugt, dass es – wie bereits bei Innovationen vergangener Jahre – darum geht, wie wir mit der neuen Technologie umgehen wollen und sollen. In der Tat stehen wir vor einer grossen Herausforderung, aber gemeinsam – Eltern, Lehrpersonen und Schulleitungen – werden wir Wege finden, damit umzugehen, damit qualitative Bildung weiterhin für alle zugänglich ist und Chancengerechtigkeit nicht eine Worthülse bleibt.

Dialogfähigkeit als entscheidende Kompetenz

In einer gemeinschaftlich gestalteten Schule sollten wir also akzeptieren, dass es nicht darum geht, Technologien zu verhindern, sondern sie zu verstehen. Wenn die künstliche Intelligenz alles besser macht als der Mensch, geht es für den Menschen darum, das Lernen zu lernen. Wir Schulleiterinnen und Schulleiter erkürten unlängst Dialogfähigkeit zu einer der wichtigsten Kompetenzen einer erfolgreichen Schulführung im 21. Jahrhundert. Die Fähigkeit also, sich verständlich mitzuteilen und auf andere einzugehen. 

Dass sich die Schullandschaft glücklicherweise verändert und die Zukunft der Bildung viele neue Technologien und Möglichkeiten nutzen wird, erfordert von uns genau diese Offenheit und Empathie. Investieren wir in unseren Dialog, damit die künstliche Intelligenz der nächsten Generation die Schule von morgen auf eine von uns gewünschte und sinnvolle Art verändert und verbessert.

Chat GPT und Schule

Was sind die Chancen und Risiken von Chat GPT? Kann man den  Antworten des Textroboters blind vertrauen? Wie können Inhalte von künstlicher Intelligenz entlarvt werden?

7 Fragen – 7 Antworten von Medienexperte Thomas Feibel

Joerg_Berger

Jörg Berger
ist Mitglied der Geschäftsleitung des Verbandes Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz (VSLCH) und leitet seit 2008 die Schule Knonau ZH und das Netzwerk Altersdurchmischter Schulen im Kanton Zürich.

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