«Es tat weh, zu sehen, wie unser Sohn teilweise litt»
Daniel Kottmann, 43, Leiter Einkauf und Logistik, und Nicole Egli, 47, Lehrerin, leben mit ihren beiden Kindern Ena, 7, und Bryn, 12, im Aargau. Sie glauben, dass Offenheit und gegenseitige Wertschätzung die wichtigste Voraussetzung sind, damit sich Kinder in der Schule wohlfühlen und gut lernen können.
«Wir haben sehr unterschiedliche Erfahrungen mit den Lehrpersonen unserer Kinder gemacht. Zwei Lehrerinnen achteten besonders darauf, dass sie die Stärken unserer Kinder förderten und den Schwächen einen kleineren Stellenwert gaben. Wir merken, wie sehr dieser Ansatz den Kindern hilft, mit eigenen Unzulänglichkeiten umzugehen.
Bei unserem Sohn etwa wurden seine sozialen Fähigkeiten so eingesetzt, dass er in der altersdurchmischten Klasse Verantwortung für die Kleineren oder ganz Kleinen übernehmen konnte. Die Lehrerin gab ihm immer das Gefühl, dass sie ihn mag und so akzeptiert, wie er ist. Wir sind der festen Überzeugung, dass genau diese Offenheit und Wertschätzung das Lernen möglich macht.
Wir hätten uns gewünscht, dass die Lehrerin das ‹auffällige› Verhalten unseres Kindes auch als Ausdruck dafür sieht, dass er sich in ihrem Unterricht nicht wohlfühlt.
Leider ist dies einer anderen Lehrerin unseres Sohnes aus unserer Sicht nicht gelungen. Die beiden konnten einfach keine gute Beziehung zueinander aufbauen. Wir vermuten, dass er wohl ausserhalb ihrer Vorstellung eines ‹normalen› Schülers lag und es für sie nicht möglich war, damit umzugehen. Es tat weh, zu sehen, wie das Selbstwertgefühl unseres Sohnes teilweise litt und er nicht mehr zur Schule gehen wollte. Wir hatten das Gefühl, mit unserer Wahrnehmung nicht ernst genommen zu werden.
Wir sind uns auch bewusst, dass die Zusammenarbeit wohl für beide Seiten nicht immer einfach war.
Wir hätten uns gewünscht, dass die Lehrerin das ‹auffällige› Verhalten unseres Kindes auch als Ausdruck dafür sieht, dass er sich in ihrem Unterricht nicht wohlfühlt. Vielleicht wäre es damit auch möglich gewesen, ihn besser zu verstehen und anders auf ihn zu reagieren, ihn als individuellen Menschen anzunehmen.
Wir sind uns aber auch bewusst, dass die Zusammenarbeit wohl für beide Seiten nicht immer einfach war, dass dies unsere Wahrnehmung ist und diese nicht ‹der Wahrheit› entsprechen muss – wenn es die denn überhaupt gibt.
Abgesehen davon sind wir als Eltern froh um all die schönen Momente, die unsere Kinder in der Schule erleben durften: unbändige Freude beim Spielen mit anderen Kindern, erfolgreich gemeisterte Vorträge, in denen die Kinder über sich hinauswuchsen, Momente, in denen den Kindern bewusst gemacht wurde, was sie alles bereits können und wie sehr sie zum Wohl aller in der Klasse beitragen.
Dankbar sind wir auch für all die Momente, in denen die Lehrerinnen das Gute und Positive in unseren Kindern gesehen, gefördert und herausgekitzelt haben.»