Mein Kind, mein Smartphone und ich …
Bild: Swisscom
Kleine und grosse Bildschirme ziehen nicht nur unsere Kinder in ihren Bann, sondern auch uns Erwachsene. Wieso wir das ändern sollten und wie das geht.
Vor Kurzem haben Forscher des deutschen «Menthal Balance»-Projekts, die über eine App das Verhalten von 60 000 Smartphone-Nutzern beobachten, herausgefunden, dass jeder Nutzer das Smartphone täglich 88 Mal einschaltet. Abzüglich geschätzter 8 Stunden Nachtruhe also alle 10 Minuten.
Genau diese ständige Ablenkung hat der Basler Kinderarzt Cyril Lüdin in einem Interview in diesem Magazin kürzlich bemängelt: «Im Kontakt zum Kind müssen wir emotional und gedanklich dabei sein. Hantieren wir am Smartphone, sind wir nicht wirklich verfügbar. So fehlt schon dem Kleinkind die sprachliche Auseinandersetzung und damit die kommunikative Kompetenz.» Andere Experten gehen weiter und warnen zudem davor, dass Kinder dauerhafte Beziehungsstörungen entwickeln würden, wenn sie von ihren Eltern nicht genügend Zuwendung bekämen.
Kinder fühlen sich vernachlässigt
Es gibt gute Gründe, als Mutter oder Vater wieder Herr seines Handys zu werden. Vielleicht helfen Ihnen meine folgenden Tipps:
- Öffnungszeiten: Schalten Sie die Benachrichtigungen über Neueingänge aus und checken Sie Ihre Arbeitsmails nur zu festgelegten und kommunizierten Zeiten. Ausnahmen sind möglich, aber nicht zu oft.
- Ruhemodus: Versetzen Sie Ihr Handy in den Ruhemodus und lassen Sie es in der Tasche oder legen Sie es mit dem Bildschirm nach unten hin.
- Informieren: Sagen Sie Ihrem Kind, was Sie am Handy tun und wie lange es dauert – und halten Sie sich auch daran.
- Fokus: Notieren Sie kurz, was Sie am Handy machen wollen, bevor Sie es entsperren. Erledigen Sie dann auch nur das. Das mag umständlich erscheinen. Versuchen Sie, konsequent mit sich selbst zu sein, plötzlich wird es zum Automatismus.
- Ehrlichkeit: Gestehen Sie Ihrem Kind Ihre Schwäche, dem Onlinesog nicht immer widerstehen zu können. Zeigen Sie ihm, wie man mit Schwächen umgehen kann.