Funktioniert Multitasking?
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Telefonieren beim Kochen, vor dem Fernseher Hausaufgaben machen oder Musik hören und nachdenken – wir betreiben ständig Multitasking. Zumindest glauben wir das. Simultan ausgeführte Tätigkeiten führen aber zu erheblichen Konzentrations- und Leistungsverlusten. Und besonders bei Kindern auch zu Kopfschmerzen und Frust. Glauben Sie nicht? Wir haben hier einen Multitasking-Test für Sie.
Gut möglich, dass er davon überzeugt ist – immerhin wird ihm dieses Multitasking überall vorgelebt. Meistens ist es eine bestimmte Art von Medienkonsum, dem die Erwachsenen scheinbar nebenher nachgehen. Doch Kinder und Jugendliche sind sehr leicht ablenkbar. Das liegt daran, dass ihr Frontalkortex noch nicht voll ausgebildet ist. Dieser Bereich des Gehirns ist unter anderem dafür zuständig, verschiedene Ziele zu koordinieren und die eigene Handlung zu planen. Der Frontalkortex erreicht im Schnitt erst bei 18-Jährigen seine volle Grösse. Bis das jugendliche Gehirn gelernt hat, die Aufmerksamkeit zu fokussieren, braucht es viel Übung und wenig Ablenkung. Das heisst, auch wenn es der Nachwuchs nicht gerne hört: Beim Lernen den Fernseher und das Radio ausmachen und das Handy ausser Reichweite legen. Manche Experten raten sogar, dass man 30 Minuten vor und nach den Hausaufgaben keine Medien bedienen sollte: «Das Gehirn braucht Zeit, damit das Gelernte gespeichert werden kann», heisst es bei der Aufgabenhilfe der Stadt Zürich.
Alles, aber nichts richtig
Neurologisch gesehen gibt es allerdings kein Multitasking. Das Gehirn kann sich nur auf eine, maximal zwei Tätigkeiten gleichzeitig konzentrieren. «Wir haben nur 100 Prozent Hirnkapazität. Wenn wir diese auf verschiedene Aufgaben aufteilen, haben wir zwangsläufig für jede Aufgabe weniger Kapazität», sagt Lutz Jäncke, Professor für Neuropsychologie an der Universität Zürich. Wenn Aufgaben hingegen hintereinander erledigt würden, hätten wir im Idealfall 100 Prozent Hirnkapazität für jede Aufgabe. Beim Multitasking springt unsere Aufmerksamkeit zwischen verschiedenen Tätigkeiten hin und her, was die Qualität der Tätigkeiten zusätzlich schmälert. Denn das ständige Switchen zwischen den Aufgaben ist anstrengend. «Wenn wir eine Lampe von einer Seite auf die andere schieben, braucht das ja Energie – genau so ist es, wenn Sie die Aufmerksamkeit von einer auf die andere Sache lenken», erklärt Jäncke.
Zudem müsse man die Reize, die von der jeweils anderen Aufgabe ausgehen, unterdrücken. Eine Studie der Stanford University testete Multitasker darauf, was sie besser können als andere. Das Ergebnis war ernüchternd: Jene Probanden, die überdurchschnittlich viele Medien gleichzeitig konsumieren, sind unkonzentriert und lassen sich leichter ablenken.
Multitasking ist ein Stressfaktor
Kindern wird das pausenlose Multitasking von ihren Eltern vorgelebt. Schon beim Frühstück checken viele ihre E-Mails auf dem Smartphone, denn sie haben das Gefühl, immer erreichbar und informiert sein zu müssen. Während des Fernsehens werden WhatsApp-Nachrichten und SMS verschickt. Und Schulaufführungen werden schon lange nicht mehr mit ganzem Stolz genossen, sondern filmisch für die Ewigkeit festgehalten. Wenn Eltern ihren Kindern beibringen möchten, sich auf eine Sache zu konzentrieren, müssen sie es ihnen vorleben. Und sie an einen altersangemessenen Rhythmus zwischen Aufgabenerledigung und Pausen mit und ohne Medien heranführen.
Der Multitasking-Test
Wie viele Fehler haben Sie gemacht und wie lange gebraucht?
Probieren Sie das Ganze zum Vergleich noch einmal ohne Multitasking: Also erst den Satz ausschreiben, dann die Zahlen darunter. Wie sieht Ihr Ergebnis jetzt aus?