Mobile Intervention – schnelle Hilfe für Jugendliche in Krisen
Merken
Drucken

Mobile Intervention – schnelle Hilfe für Jugendliche in Krisen

Lesedauer: 2 Minuten

Denise Ernst, Leiterin bei Amt für Jugend und Berufsberatung, erklärt im Interview, worum es bei dem Angebot «Mobile Intervention bei Jugendkrisen» geht und wo die Grenzen der Unterstützung liegen.

 

Text: Anja Lang
Bild: Adobe Stock

Für psychisch kranke Kinder und Jugendliche stehen in der Schweiz aktuell zu wenig Therapieplätze zur Verfügung. Laut einer vom Bundesamt für Gesundheit in Auftrag gegebenen Studie betragen die Wartezeiten für einen Platz durchschnittlich sieben Wochen. In akuten Krisensituationen kann das problematisch werden. Unterstützung bieten hier unter anderem niederschwellige Hilfsangebote wie die «Mobile Intervention bei Jugendkrisen», die es seit Kurzem für Kinder und Jugendliche in psychosozialen Krisen im Kanton Zürich gibt.

Frau Ernst, worum geht es bei diesem Angebot?

Die «Mobile Intervention bei Jugendkrisen» ist eine neue zentrale Anlaufstelle für Fachpersonen. Sie stellt sicher, dass Kinder und Jugendliche in akuten psychosozialen Krisen sowie deren Familien die notwendige Unterstützung erhalten. Mit dem ergänzenden Angebot sollen bestehende Lücken in der Versorgung geschlossen, bereits bestehende Angebote entlastet und neue Herangehensweisen erprobt werden.

Denise Ernst ist Sozialarbeiterin und Leiterin beim Amt für Jugend und Berufsberatung. (Bild: zVg)

Nach der Fallübergabe durch die Fachpersonen übernehmen wir die kurzfristige Beratung der Betroffenen. Das interdisziplinäre Fachteam der «Mobilen Intervention bei Jugendkrisen» setzt sich aus Sozialarbeitenden, Psychologinnen und Psychologen zusammen und ist mobil. Die Beratungen finden zum Beispiel bei den Familien zu Hause, auf einer Beratungsstelle, per Telefon oder auch per Videocall statt. Maximal sind zehn Beratungen innerhalb von sechs Monaten vorgesehen. Für die Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien ist das Angebot kostenlos.

An wen richtet sich das Angebot?

Das Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren sowie an ihre Familien, die im Kanton Zürich (ausgenommen Stadt Zürich) wohnen und noch über kein passendes Unterstützungsangebot verfügen. In der Regel erfolgt die Zuweisung über Fachpersonen aus der Kinder- und Jugendhilfe sowie aus dem Schul- oder dem Gesundheitsbereich, die eine akute kurzfristige Unterstützung für ihre Klienten und Klientinnen benötigen.

Die Mobile Intervention kann während der Wartezeit auf einen Therapieplatz zur Stabilisierung der Situation beitragen.

Das sind beispielsweise Schulsozialarbeitende, die Schüler betreuen, die eine engmaschigere Unterstützung – auch ausserhalb der Schule – benötigen, oder auch Kinder und Jugendliche, die nach einem stationären Aufenthalt Unterstützung brauchen, damit sich die Situation zu Hause und in der Schule wieder stabilisiert. Darüber hinaus helfen die Beraterinnen und Berater auch bei der Suche nach einer passenden Anschlusslösung.

Wo liegen die Grenzen?

Die «Mobile Intervention bei Jugendkrisen» ist ein niederschwelliges Beratungsangebot. Es handelt sich dabei nicht um eine Psychotherapie, wie sie bei akuten psychiatrischen Krisen und Erkrankungen erforderlich ist. Auch bei akuter Kindswohlgefährdung oder wenn eine solche noch abgeklärt werden muss, ist sie nicht die geeignete Massnahme. Dasselbe gilt für den Fall, wenn eine langfristige Massnahme angezeigt ist, wie ein Jugendcoaching oder eine Therapie. Hier kann die Mobile Intervention aber während der Wartezeit auf den Platz zur Stabilisierung der Situation beitragen.

Kontakt und weitere Infos:

Geeignete Therapeuten und Psychiaterinnen finden:

  • Therapeuten- und Therapeutinnen-Portal Sanasearch.ch: www.sanasearch.ch
  • Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP): www.psychologie.ch
  • Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (ASP): www.psychotherapie.ch
  • Schweizerische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (SGKJPP): www.sgkjpp.ch

Den Hauptartikel «So finden Sie die richtige Therapie für Ihr Kind» lesen Sie hier.

Anja Lang
Anja Lang ist langjährige Medizinjournalistin. Sie ist Mutter von drei Kindern und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.

Alle Artikel von Anja Lang

Mehr zum Thema Therapie

Therapie für Kinder
Gesundheit
So finden Sie die richtige Therapie für Ihr Kind
Wie eine Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen abläuft und worauf Eltern bei der Suche nach einer geeigneten Fachperson achten sollten.
Advertorial
Vermögen aufbauen mit der Clanq Familien-App
Die kleinen Ausgaben im Alltag machen einen gewaltigen Unterschied. 3 Tipps, wie auch mit kleinem Budget ordentlich Geld zusammenkommt.
«Ich wollte meiner Frau den Rücken freihalten und überforderte mich komplett»
Familienleben
«Ich wollte meine Frau entlasten und überforderte mich total»
Zwei schwere Ereignisse haben den Alltag von Salome und Urs von Känel und ihrer Tochter über den Haufen geworfen. Wie es ihnen gelang, wieder auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten.
Wenn Essen zum Problem wird: Nora und ihre Mutter Monika erzählen von ihren Erfahrungen.
Ernährung
«Spontan zu essen, fällt mir noch schwer»
Die heute 21-jährige Nora fing mit 16 an, sich mit gesunder Ernährung zu beschäftigen – und geriet in eine Magersucht.
Angststörungen und Phobien bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu.
Gesundheit
Angststörungen: Was können Eltern tun?
Noch nie litten so viele Kinder und Jugendliche an Angststörungen und Phobien wie heute. Was ist los? Expertin Silvia Zanotti ordnet ein.
Wie Soundhealing Wut bei Kindern besänftigt
Familienleben
Wie Soundhealing Wut bei Kindern besänftigen kann
Wütende Kinder sind mit Worten oft nicht mehr erreichbar. Soundhealing kann weiterhelfen. Zu Besuch bei Klangtherapeutin Bettina Steffen.
Heilen mit den Händen
Arztbesuch
Osteopathie: Heilen mit den Händen
Heilen mit den Händen Kopfschmerzen, Hyperaktivität oder Lernschwierigkeiten: Wie Osteopathie bei Kindern funktioniert, bei welchen Anwendungsgebieten diese Therapie besonders Sinn ergibt – und wo die Grenzen liegen.
Ernährung
Warum kannst du einfach nicht hören?
Weltweit sind schätzungsweise 2 bis 3 Prozent aller Menschen von einer AVWS betroffen. Eine Diagnose ist erst ab mindestens acht Jahren möglich.
Übergewicht bei Kindern
Ernährung
Übergewicht bei Kindern
Jedes sechste Kind in der Schweiz ist übergewichtig. Das Problem: Die Extra-Kilos können zu ­Demütigungen und Krankheiten führen.
Kind und Therapie: Ein Weg zu Unabhängigkeit und Selbständigkeit im Alltag
Gesellschaft
Ergotherapie: Ein Weg zu Unabhängigkeit im Alltag
Die spielen doch nur – das ist ein Vorwurf, den man über viele Therapieformen im schulischen Kontext hört. Ergotherapie als Weg zu Unabhängigkeit im Alltag.
Psychologie
Wie Kunst Körper und Seele guttut
Sich etwas von der Seele malen: Leonhard Thun-Hohenstein beschäftigt sich mit der Wirkung von Kunst auf das Wohlbefinden von Kindern.
Wann sollen Kinder zur Logopädie?
Entwicklung
Wann sollen Kinder zur Logopädie?
Kinder erschliessen sich die Welt durch Sprache. Durch Sprache gelingt soziales Miteinander, komplexes Denken und natürlich Lesen und Schreiben.
Depression: Schatten auf der Seele
Gesundheit
Depression: Schatten auf der Seele
Die Pubertät ist eine Zeit der Veränderung. Psychische Erkrankungen wie Depressionen treten dann gehäuft auf. Wie entsteht eine Depression, wie zeigt sie sich?
Kind und Therapie: Werden unsere Kinder in der Schule übertherapiert?
Gesellschaft
Werden unsere Kinder in der Schule übertherapiert?
Für manches Kind ist die Schule eine Herausforderung, weil gerade andere Fähigkeiten gefragt sind als jene, in denen es besonders stark ist.
Musiktherapie für Kinder
Entwicklung
Mit Musik junge Patienten heilen
Klänge, Rhythmen, Tonfolgen – über die Mittel der Musik versuchen Therapeuten einen Zugang zu ihren jungen Patienten zu finden.