Mobile Intervention – schnelle Hilfe für Jugendliche in Krisen
Denise Ernst, Leiterin bei Amt für Jugend und Berufsberatung, erklärt im Interview, worum es bei dem Angebot «Mobile Intervention bei Jugendkrisen» geht und wo die Grenzen der Unterstützung liegen.
Für psychisch kranke Kinder und Jugendliche stehen in der Schweiz aktuell zu wenig Therapieplätze zur Verfügung. Laut einer vom Bundesamt für Gesundheit in Auftrag gegebenen Studie betragen die Wartezeiten für einen Platz durchschnittlich sieben Wochen. In akuten Krisensituationen kann das problematisch werden. Unterstützung bieten hier unter anderem niederschwellige Hilfsangebote wie die «Mobile Intervention bei Jugendkrisen», die es seit Kurzem für Kinder und Jugendliche in psychosozialen Krisen im Kanton Zürich gibt.
Frau Ernst, worum geht es bei diesem Angebot?
Die «Mobile Intervention bei Jugendkrisen» ist eine neue zentrale Anlaufstelle für Fachpersonen. Sie stellt sicher, dass Kinder und Jugendliche in akuten psychosozialen Krisen sowie deren Familien die notwendige Unterstützung erhalten. Mit dem ergänzenden Angebot sollen bestehende Lücken in der Versorgung geschlossen, bereits bestehende Angebote entlastet und neue Herangehensweisen erprobt werden.
Nach der Fallübergabe durch die Fachpersonen übernehmen wir die kurzfristige Beratung der Betroffenen. Das interdisziplinäre Fachteam der «Mobilen Intervention bei Jugendkrisen» setzt sich aus Sozialarbeitenden, Psychologinnen und Psychologen zusammen und ist mobil. Die Beratungen finden zum Beispiel bei den Familien zu Hause, auf einer Beratungsstelle, per Telefon oder auch per Videocall statt. Maximal sind zehn Beratungen innerhalb von sechs Monaten vorgesehen. Für die Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien ist das Angebot kostenlos.
An wen richtet sich das Angebot?
Das Angebot richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren sowie an ihre Familien, die im Kanton Zürich (ausgenommen Stadt Zürich) wohnen und noch über kein passendes Unterstützungsangebot verfügen. In der Regel erfolgt die Zuweisung über Fachpersonen aus der Kinder- und Jugendhilfe sowie aus dem Schul- oder dem Gesundheitsbereich, die eine akute kurzfristige Unterstützung für ihre Klienten und Klientinnen benötigen.
Die Mobile Intervention kann während der Wartezeit auf einen Therapieplatz zur Stabilisierung der Situation beitragen.
Das sind beispielsweise Schulsozialarbeitende, die Schüler betreuen, die eine engmaschigere Unterstützung – auch ausserhalb der Schule – benötigen, oder auch Kinder und Jugendliche, die nach einem stationären Aufenthalt Unterstützung brauchen, damit sich die Situation zu Hause und in der Schule wieder stabilisiert. Darüber hinaus helfen die Beraterinnen und Berater auch bei der Suche nach einer passenden Anschlusslösung.
Wo liegen die Grenzen?
Die «Mobile Intervention bei Jugendkrisen» ist ein niederschwelliges Beratungsangebot. Es handelt sich dabei nicht um eine Psychotherapie, wie sie bei akuten psychiatrischen Krisen und Erkrankungen erforderlich ist. Auch bei akuter Kindswohlgefährdung oder wenn eine solche noch abgeklärt werden muss, ist sie nicht die geeignete Massnahme. Dasselbe gilt für den Fall, wenn eine langfristige Massnahme angezeigt ist, wie ein Jugendcoaching oder eine Therapie. Hier kann die Mobile Intervention aber während der Wartezeit auf den Platz zur Stabilisierung der Situation beitragen.
- Mobile Intervention bei Jugendlichen: www.zh.ch/intervention-jugendkrisen
Geeignete Therapeuten und Psychiaterinnen finden:
- Therapeuten- und Therapeutinnen-Portal Sanasearch.ch: www.sanasearch.ch
- Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP): www.psychologie.ch
- Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (ASP): www.psychotherapie.ch
- Schweizerische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (SGKJPP): www.sgkjpp.ch
Den Hauptartikel «So finden Sie die richtige Therapie für Ihr Kind» lesen Sie hier.