Selma, Louis und Vincent: drei typische Fälle von leichten sprachlichen Auffälligkeiten. Dennoch sind Eltern verunsichert. Sie fragen sich: Braucht das Kind wirklich Unterstützung? Gerät mein Sohn, meine Tochter nun in die Abklärungsschlaufe? Erledigt sich das Problem mit dem «R» und mit dem «Sch» nicht einfach mit zunehmender Entwicklung von selbst?
Die Antwort von Ärzten und Logopäden lautet: Ja, aber. Auf der einen Seite wachsen sich sprachliche Auffälligkeiten tatsächlich aus. Denn gerade in der Entwicklungsphase ab vier Jahren kann bei Kindern viel passieren: «Bei Kindern im Kindergartenalter ist es oft auch sinnvoll, wenn man bei gewissen Auffälligkeiten nicht gleich generell die ganze Unterstützungsmaschinerie laufen lässt», sagt Peter Lienhard, Experte für schulische Heilpädagogik an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik.
«Nicht jede sprachliche Auffälligkeit ist gleich eine Störung und muss behandelt werden», sagt auch der deutsche Kinderarzt und Autor Herbert Renz-Polster. «Gerade weil Kinder in so unterschiedlichem Tempo sprechen lernen, ist es für Eltern oft nicht leicht zu beurteilen, ob ihr Kind altersgerecht spricht.»