Wir müssen mehr Freiräume schaffen, um Talente zu fördern
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Welche Folgen hatte der Lockdown für den Lernstand unserer Kinder? Keine allzu negativen, sagt der oberste Schulleiter der Schweiz, Thomas Minder, und plädiert dafür, Schülerinnen und Schülern mehr Raum zur freien Entfaltung zuzugestehen.
Da sind wir in den Schulen glimpflich davongekommen. Es war wohl eine sehr arbeitsreiche und auch emotional anspruchsvolle Zeit. Und doch konnten wir alle unsere Arbeit behalten. Schlussendlich sind auch die Schülerinnen und Schüler zurück und wir Lehrpersonen sind glücklich, wieder das machen zu dürfen, wofür wir uns beruflich entschieden haben.
Thomas Minder ist Präsident des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter VSLCH und leitet die Volksschulgemeinde Eschlikon TG auf Stufe Kindergarten und Primarschule.
(Bild: Anne Gabriel-Jürgens / 13 Photo)
Diese Unsicherheit ist in der Zwischenzeit gewichen. Kaum ein Kind musste wegen des Lockdowns eine Klasse wiederholen. Vielerorts wurden Zeugnisse angepasst oder mit einem Vermerk versehen, dass die Beurteilungsperiode in die Zeit der Corona-Pandemie fiel. Und es wird uns aufgezeigt, dass der Beurteilung, sprich den Zeugnissen, zuweilen eine zu hohe Bedeutung zugemessen wird. Aber was sind die Auswirkungen des Lockdowns auf die Schülerinnen und Schüler?
Sechs Wochen Lockdown fallen kaum ins Gewicht
Lernen lebt von Wiederholungen. Die Unterrichtsinhalte sind curricular aufgebaut. Das bedeutet, dass Themen immer wieder zum Inhalt gemacht werden. Ein Beispiel dafür aus der Mathematik ist die Addition. In der ersten Klasse wird die Addition im Zwanzigerraum trainiert. Gegen Ende des ersten Schuljahrs wird das Zusammenzählen von Zahlen sukzessive auf den Hunderterraum erweitert. In der Sekundarschule wird mit Buchstaben gerechnet – Variablen werden addiert. Hinzu kommt, dass die Addition in anderen Bereichen und Fächern ebenfalls vorkommt. Auch im Geografie-Unterricht (oder wie es neu heisst: «Räume, Zeiten, Gesellschaft») kann es vorkommen, dass in Werttabellen Zahlen addiert werden. In einem ganzheitlichen Unterricht wird ausserdem fächerübergreifend gelehrt und gelernt.
Oft lassen sich die Lehrpersonen die Unterrichtsinhalte durch das Lehrmittel diktieren. Dabei gibt der Lehrplan nur die Inhalte vor.
Oft – und da spreche ich aus eigener Erfahrung als Sekundarlehrer – lassen sich die Lehrpersonen durch das Lehrmittel, beispielsweise das Mathematik- oder das Sprachbuch, die Unterrichtsinhalte diktieren. Dabei gibt der Lehrplan, in den Deutschschweizer Kantonen ist das nun der Lehrplan 21, die Inhalte vor und nicht das Lehrmittel. Und mit dem Lehrplan wird beabsichtigt, im Durchschnitt 80 Prozent der Unterrichtszeit auszufüllen. Damit sollen die Lehrpersonen die Möglichkeit haben, selbst Schwerpunkte zu setzen – je nach Klasse und eigenen Talenten. Die sechs Wochen Lockdown sind von diesem Blickpunkt aus verkraftbar. Somit müsste es eigentlich möglich sein, spätestens im nun laufenden Schuljahr allfällige inhaltliche Defizite zu kompensieren.
Was passiert mit dem Lernen ausserhalb der Schule?
Den bestehenden Druck gut bewältigen
Wir sollten aus dieser Zeit mitnehmen, dass wir auf keinen Fall mehr Druck auf die Kinder und Teenager ausüben dürfen.
«Ich glaube, es ist Zeit für das Frühstück», nahm sie [die Blume] das Gespräch wieder auf, «hätten Sie die Güte, an mich zu denken …» Da errötete der kleine Prinz, holte frisches Wasser und goss die Blume.
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