28. März 2019
Erster Coworking Space mit Kinderbetreuung
Interview: Florina Schwander
Fotos: Maik Kanyanga
Fotos: Maik Kanyanga
Lesedauer: 2 Minuten
Tadah nennt sich das Online-Familienmagazin, dessen Team hinter dem geplanten Coworking Space steht. Und tadah heisst es Anfang September, wenn der erste Coworking Space der Schweiz mit integrierter Kinderbetreuung seine Tore öffnet. Wir haben mit Co-Gründerin Sarah Steiner gesprochen.
Die viereinhalbjährige Tochter übt mit dem Papa Velofahren auf dem nahegelegenen Sportplatz, Mama Sarah Steiner sprüht vor Energie beim Gespräch mit Fritz+Fränzi in einem Café in Zürich Albisrieden. Die 35-Jährige Journalistin und Co-Gründerin von Tadah, der Organisation hinter dem Coworking Space und dem gleichnamigen Online-Familienmagazin, wirkt sanft, wenn sie über ihre Tochter spricht und gleitet mühelos ins Energische, sobald das Thema auf den geplanten Coworking Space kommt.
Frau Steiner, warum braucht es neben dem aktuellen Betreuungsangebot wie Krippe, Hort, Tagesmutter, usw. ein Coworking Space mit Kinderbetreuung?
Wir bei Tadah sind ein Team von vier Frauen mit Kindern im Alter von wenigen Monaten bis rund fünf Jahren. Wir arbeiten alle in den Bereichen Journalismus, Kommunikation, Werbung und haben gemerkt, dass es uns drastisch an flexiblen Betreuungsformen fehlt – zusätzlich zu den bestehenden Betreuungsformen wie beispielsweise der Krippe. Wir sind der Meinung, dass die Flexibilität eine der wichtigsten Zutaten für eine gelungene Vereinbarkeit von Familie und Job ist und dass hier die Angebote noch komplett fehlen. Wenn ich beispielsweise meine Tochter mal kurz nach dem Mittagessen abholen möchte aus der Krippe, weil ich fertig bin mit der Arbeit, das Wetter so schön ist, oder wie auch immer, dann geht das nicht. Möchte ich sie dafür einmal nur für zwei Stunden betreuen lassen, weil ich eine wichtige Sitzung habe, geht das mit den aktuellen Betreuungsformen auch nicht. Uns ist aber wichtig, dass wir Krippen und Co. nicht negativ bewerten, unser Angebot soll ergänzen, nicht bekämpfen.
Das Tadah-Team:
Sarah Steiner, Klara Zürcher, Diana Wick, Julia Bochanneck
Sarah Steiner, Klara Zürcher, Diana Wick, Julia Bochanneck
Was ist der Unterschied zwischen Ihrem Coworking Space und einer Krippe?
Der grösste Unterschied liegt in der Flexibilität. Mütter oder Väter können mit ihren Kindern stundenweise bei uns einchecken oder aber ein Abo lösen für einen regelmässigen Tag in der Woche. Eingewöhnungszeit oder eine Anzahl Mindestbetreuungstage gibt es bei uns nicht. Wir klären mit unseren pädagogischen Fachpersonen noch ab, ob wir über Mittag eine Sperrfrist einrichten, dass man während des Essens beispielsweise sein Kind nicht abholen kann. Ich denke, das wird sich dann im Alltagsgeschäft zeigen, was funktioniert und was nicht. Wir wollen mit unserem «Powerhaus der 1000 Möglichkeiten» in Zürich bewusst einmal alles testen, damit wir für weitere Standorte Erfahrungen sammeln können. Betreut werden die Kinder auch bei uns von pädagogischen Fachpersonen. Wir planen aber auch die Inklusion von älteren Menschen, pensionierte Frauen und Männer, die Freude an der Arbeit mit Kindern haben und gerne noch etwas machen möchten. Darin sehen wir einen grossen Mehrwert für beide Seiten. Meine Mutter hat sich jedenfalls schon angemeldet!
Wer ist das Zielpublikum Eures Coworking Space?
Wir wünschen uns einen Mix an Leuten mit Kindern und ohne, die bei uns arbeiten möchten. Wir werden rund 40 Arbeitsplätze haben und 30 Plätze für Kinder, also zwei Gruppen à maximal 15 Kinder jeden Alters. Wir wenden uns auch bewusst an Unternehmen, damit diese ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Plätze anbieten können bei uns und so als attraktive Firma bestehen können.
Nun sammelt Ihr Geld via Crowdfunding, ist die Eröffnung noch unsicher?
Nein, der Coworking Space wird am 1. September eröffnet, das steht fest. Wir haben alle unsere Jobs gekündigt und fokussieren voll auf dieses Projekt. Uns fehlt aber noch Budget für die Finalisierung der Gruppenräume für die Kids, wir möchten den Kids Space so hochwertig und so cool wie möglich gestalten. Wir brauchen dafür noch ein paar massgeschreinerte Schlaf- und Spielorte, beispielsweise. Meine Tochter kommt im Sommer in den Kindergarten und ich habe sie nicht für den Hort angemeldet, obwohl wir auf zusätzliche Betreuung angewiesen sind. Sie soll und will dann mit mir im Coworking Space arbeiten kommen!
Für den Coworking Space in Zürich sammelt tadah via Wemakeit Geld. Wer gerne mehr über das Projekt erfahren möchte, kann hier weiterlesen: www.tadah.ch. Spenden und sich eine kleine oder grosse Belohnung sichern kann man via tadah.wemakeit.com.
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