7 Tipps, wie Sie Ihr Kind richtig loben
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7 Tipps, wie Sie Ihr Kind richtig loben

Lesedauer: 3 Minuten

Lobende Worte spornen Kinder an, sich neuen Herausforderungen zu stellen, und machen sie stolz. Doch falsch dosiertes oder falsch formuliertes Lob kann Kinder verunsichern und verängstigen.

Text: Nele Langosch
Bild: Adobe Stock

1. Loben Sie Leistungen, keine Eigenschaften

Gut gemeinte Sätze wie «Du bist ja ein sehr begabter Maler» oder «Wie schlau du bist!» können ein Kind leicht demotivieren. Der Grund: Es bekommt den Eindruck, Eigen­schaften wie künstlerisches Talent oder Intelligenz seien festgelegt oder unveränderlich. Kinder fürchten, das positive Bild von ihnen nicht bestätigen zu können. Folglich konzentrieren sie sich lieber auf Aufgaben, die sie in der Vergangenheit bereits bewältigt haben. Besser ist es, konkrete Taten zu würdigen und Leistungen zu betonen, die das Kind durch Anstrengung verändern kann – etwa so: «Die Blumenblätter hast du sehr schön ausgemalt» oder «Bei dieser Rechenaufgabe hast du dir wirklich Mühe gegeben».

2. Dosieren Sie Ihr Lob

Je öfter Sie ein Kind loben, desto besser? Falsch! Sobald anerkennende Worte zur Dauerberieselung werden, nehmen die Kleinen diese nicht mehr wahr. Versuchen Sie also, Lob sparsam und gezielt einzusetzen und möglichst abwechslungsreich zu formulieren. So merkt das Kind, dass Sie sich wirklich mit seiner Leistung beschäftigt haben.

3. Loben Sie immer ehrlich und realistisch

Kinder haben feine Sensoren für übertriebene oder offensichtlich manipulative ­Anerkennung und fragen sich, was die Erwachsenen damit bezwecken: Lobeshymnen wie «Wow! Das ist ja ein unglaublich schöner Baum, den du da gemalt hast» könnten tröstend gemeint sein, weil die Grossen ein Kind für sein fehlendes Talent bemitleiden. Aussagen wie «Super, wie du mir heute beim Ausräumen der Geschirrspülmaschine geholfen hast» könnten bedeuten, dass die Erwachsenen diesen Einsatz ab jetzt häufiger erwarten. Auf diese Weise führt Lob bei Kindern zu Unsicherheit und Trotz. Deshalb sollten Sie nur die Leistungen des Kindes würdigen, die es selbst auch für lobenswert hält.

Vergleichen Sie Ihre Kinder nicht miteinander! Besser, Sie heben das Können des Einzelnen hervor.

4. Loben Sie dem Alter entsprechend

Kinder im Grundschulalter reagieren anders auf Lob und Kritik als Teenager oder Erwachsene, so das Ergebnis einer Studie der Universität Leiden in den Niederlanden von 2008. Wissenschaftler liessen 50 Probanden unterschiedlichen Alters einschätzen, ob Symbolreihen nach Form oder Farbe sortiert waren. Nach jeder Antwort erfuhren die Teilnehmer, ob sie richtig oder falsch lagen. Kinder zwischen acht und neun Jahren lernten am wenigsten von negativen Rückmeldungen. Nach lobenden Worten ­verbesserte sich jedoch ihre Leistung. Ältere Kinder im Alter von 11 bis 13 profitierten von jeder Art Feedback, während die Erwachsenen offenbar stark daran interessiert waren, ihre Fehler auszumerzen – sie spornte Kritik am meisten an.

5. Loben Sie selbstbewusste Kinder anders als unsichere

Starke Persönlichkeiten können grosses Lob besser annehmen als Kinder mit geringem Selbstwertgefühl. Das fanden Wissenschaftler in Utrecht heraus. Sie liessen einen fiktiven Künstler die Werke von 240 Teilnehmern eines Malkurses zwischen acht und zwölf Jahren bewerten. Der vermeintliche Experte lobte die Kinder entweder in ­normalem Tonfall («Du hast ein schönes Bild gemalt») oder schwärmerisch («Du hast ein unglaublich schönes Bild gemalt»). Ausserdem erfassten die Forscher das ­Selbstbewusstsein der Nachwuchskünstler. Es zeigte sich, dass selbstsichere Kinder nach einem euphorischen Urteil eher dazu neigten, neue und schwerere Bilder zu malen als unsichere Kinder. Diese gingen nach grossartigem Lob weiteren Herausforderungen lieber aus dem Weg.

6. Vermeiden Sie vergleichendes Lob

«Wow, du kannst ja viel höher Trampolin springen als dein grosser Bruder.» Statt das Selbstbewusstsein zu stärken, fördert dieses Lob den Wettbewerb zwischen zwei Kindern. Der gute Trampolinspringer wird zukünftig weiter versuchen, den Bruder zu übertrumpfen – schliesslich wird er mit Anerkennung belohnt. Und der Grosse fühlt sich vom Ehrgeiz des Jüngeren unter Druck gesetzt. Beide Kinder macht vergleichendes Lob zu schlechten Verlierern. Besser: das Können des Einzelnen hervorheben!

7. Loben Sie den Lösungsweg, nicht nur das Ergebnis

Das hohe Legohaus stürzt plötzlich ein, die Mathearbeit fällt nur mittelmässig aus, oder die eigene Sportmannschaft wird im entscheidenden Spiel doch noch geschlagen: Solche Fehlschläge entmutigen. Betonen Sie daher immer wieder die Anstrengung und das Durchhaltevermögen, das das Kind aufgebracht hat – also zum Beispiel die vielen Stunden des Bauens, Lernens oder Trainierens: «Du hast dir wirklich Mühe gegeben. Das ist prima.» Dann beginnen auch enttäuschte Kinder den Weg zum Ziel mit neuem Mut.

Nele Langosch
ist Diplom-Psychologin und arbeitet als Journalistin in Hamburg und Berlin.

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