Ich wurde so erzogen, dass es wichtig ist, einen guten, finanziell sicheren und gesellschaftlich anerkannten Job zu finden. Erst als Erwachsene konnte ich gewisse Vorstellungen meiner Eltern, wie ich zu sein habe, ablegen und mich mehr und mehr dem widmen, was mich wirklich interessiert(e).
Wie vermittle ich aber meinen Kindern Selbstliebe, wenn ich sie selbst nur mässig erfahren habe? Glücklicherweise habe ich mich irgendwann mit Yoga befasst und konnte mich dadurch meinen wahren Bedürfnissen annähern.
Meine ältere Tochter ist ein offener, toleranter Mensch, hat aber gerne Strukturen, Vorgaben, Regeln und Leitlinien. Weil ich eher autoritär und sehr patriarchalisch aufgewachsen bin, wollte ich als Mutter meinen Kindern das genaue Gegenteil – viel Entscheidungsfreiheit – vermitteln. Ich habe meiner Tochter sogar geraten, ein Zwischenjahr einzulegen, um innezuhalten, zu lesen, zu malen oder zu zeichnen, nicht sofort ins Hamsterrad der Erwachsenenwelt einzusteigen. Irgendwann habe ich glücklicherweise gespürt, dass ihr das nicht entspricht.
Seitdem kann ich sie darin bestärken, was ‹ihr Ding› ist. Sie wünscht sich einen Job mit geregeltem Einkommen und geregelten Arbeitszeiten. Also helfe ich ihr aktiv dabei, diesen Beruf und diese Lehrstelle zu finden – was mit ihrer Krankheit doppelt schwierig ist.