Vierfachmama hilft Flüchtlingen: «Ich will mich nicht wegducken!» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Vierfachmama hilft Flüchtlingen: «Ich will mich nicht wegducken!»

Lesedauer: 2 Minuten

Fiona Kelly fährt seit Herbst 2015 regelmässig in Flüchtlingscamps in ganz Europa, verteilt Hilfsgüter und Essen. Auch den Flüchtlingen in ihrem Heimatort unterstützt sie während des Asylverfahrens. Gleichzeitig ist sie Mutter von zwei dreijährigen Zwillingen und zwei Buben im Schulalter. Uns verrät sie, was sie motiviert und wie sie mit ihren Kindern über Krieg spricht.

Frau Kelly, warum liegt Ihnen die Flüchtlinge so am Herzen, dass Sie viel Zeit und Energie investieren?

Ich will mich einfach nicht wegducken. Das hätten auch wir sein können. Wir haben einfach nur Glück, dass wir in einem stabilen und friedlichen Land wie der Schweiz leben. Wenn ich helfen kann, ist das für mich selbstverständlich. 
Fiona Kelly und ihre jüngsten Kinder: die dreijährigen Zwillinge. Bild: Privat
Fiona Kelly und ihre jüngsten Kinder: die dreijährigen Zwillinge. Bild: Privat

Warum haben Sie nicht einfach Geld an eine grosse Organisation gespendet, sondern sind selbst losgezogen?

Die Nachrichten über die Flüchtlingswelle und die Camps waren ein Schock für mich. Ich wollte einfach sofort handeln. Beim ersten Mal sind wir recht chaotisch hingefahren und haben geschaut, wie wir helfen können. Dann wurde es immer organisierter. Mit Fundraising für unsere Aktivitäten und einer Gemeinschaft von Volunteers.

Wie viel Zeit stecken Sie in ihr Engagement?

20 Stunden pro Woche in ruhigen Zeiten. Für die Hilfsfahrten bin ich maximal zwei Wochen am Stück weg von zu Hause.

Viele Eltern werden sich jetzt fragen, ob Ihre Woche mehr als 7 Tage hat…

(Lacht.) Nein. Aber ich bin momentan in einer privilegierten Situation. Seit die Zwillinge da sind, bin ich 100 Prozent zu Hause und mein Mann arbeitet. Die Schwiegermutter wohnt in unserer Nähe und wir hatten bis vor kurzem noch ein Au-Pair. Das hat mir Luft verschafft. Trotzdem habe auch ich lernen müssen, dass ich nicht alles machen kann. Es bräuchte so viel mehr Hilfe, als ich geben kann. Aber ich kenne die Warnzeichen, wann man in ein Burnout schlittert, und ich weiss mein persönliches Limit zu erkennen. Ausserdem hat die Familie für mich oberste Priorität. Wenn etwas zu Hause passieren würde, würde ich sofort heimfahren. 

Was sagen ihre älteren Buben zu ihrem Engagement?

Die finden das sehr gut und helfen oft dabei, Kleiderspenden zu sortieren. Sie kennen auch Flüchtlingsfamilien aus Syrien und Afghanistan persönlich, weil diese bei uns daheim zu Besuch sind. Davon erzählen sie stolz in der Schule. Ein Moment hat mich besonders beeindruckt : Mein Sohn hat in seiner Schule einen Jungen mit Migrationshintergrund verteidigt, als dieser gemobbt wurde. Er hat zu den anderen Kinder gesagt: «Ihr wisst doch gar nicht, was er hinter sich hat.»
Fiona Kellys Söhne helfen gerne beim Sortieren der Sachspenden, bevor ihre Mutter diese in die Flüchtlingscamps bringt. Bild: Privat
Fiona Kellys Söhne helfen gerne beim Sortieren der Sachspenden, bevor ihre Mutter diese in die Flüchtlingscamps bringt. Bild: Privat

Wie sprechen Sie mit Ihren Kindern über Krieg?

Relativ nüchtern. Sie wissen, dass unsere Freunde Familienmitglieder und ihr Haus verloren haben. Das schmücken wir aber nicht aus. Keine Horrorgeschichten.

Würden Sie sagen, dass Ihre Kinder Angst vor Krieg haben?

Auch nicht mehr als andere Kinder. Als Trump gewählt wurde, haben sie wohl in der Schule darüber gesprochen. Danach hat mich mein ältester Sohn gefragt, ob es jetzt einen Dritten Weltkrieg geben wird.

Was haben Sie geantwortet?

Dass es im Moment nicht so aussieht.

Und damit war er zufrieden?

Er hat geantwortet, dass es in Syrien sicherlich auch nicht immer danach ausgesehen hat, als würde bald ein Krieg ausbrechen… Aber dass er einfach hofft, dass es auch Menschen geben wird, die uns helfen, wenn es uns einmal betreffen sollte.

Wie gehen Sie selbst mit der Belastung um, dass sie immer wieder traumatische Geschichten hören?

Am Anfang hatte ich Alpträume. Aber mit der Zeit habe ich gelernt damit umzugehen. Und ich schaue, dass ich genug auf mich achte. mache viel Sport und komme beim Yoga und beim Meditieren zur Ruhe. Und ich schlafe ausreichend, Schlaf ist ganz wichtig.

Was würden Sie Eltern raten, die auch helfen möchten?

Es gibt inzwischen so viele Hilfsinitiativen in der Schweiz – mit Sicherheit auch in Ihrer Stadt. Kleider werden immer gebraucht – Geldpenden sowieso. Und wenn Sie mal ein oder zwei Wochen Zeit haben: Begleiten Sie eine Hilfsinitiative. Das ist wirklich eine wertvolle Erfahrung. 

Informationen:

Fiona Kelly wohnt in Benken im Kanton St. Gallen. Ihre private Hilfsorganisation heisst Beyond Borders. Sie können für die Organisation spenden oder sich der Facebook-Gruppe anschliessen.

Wer Flüchtlingen helfen möchte, findet ausserdem Informationen bei der Schweizerischen Flüchtlingshilfe.


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