Sobald die beiden morgens raus sind, wird es ruhig in der Wohnung. Aus dem Zimmer des Sohnes dringt kein dumpfer Rap-Bass, aus dem Zimmer der Tochter hört man kein plapperndes WhatsApp-Gespräch. Niemand knallt mehr mit den Türen, niemand ruft mehr durch die Wohnung, ob die Wäsche schon fertig sei.
Seltsam ruhig ist es. Nicht wie die Ruhe vor dem Sturm, eher wie die Stille nach dem Schuss.
Die Katzen schleichen interessiert durch die verlassenen Zimmer der Kinder, beschnuppern die Kleider der Tochter, die achtlos auf den Boden geworfen wurden, kriechen durch den Müll unter dem Schreibtisch des Sohnes. Von Katzen ist bekannt, dass sie Orte mehr lieben als Menschen, dass sie also, verlassen ihre Besitzer ein Haus, um ein anderes zu beziehen, am liebsten im alten Gebäude blieben. Suchen sie vielleicht unsere alte Wohnung unter dem Schreibtisch unseres Sohnes? Jetzt legen sie sich ins Bett der Tochter und schlafen friedlich ein. Ob sie es geniessen, dass niemand da ist? Oder ist es umgekehrt so, dass sie den Trubel vermissen? Oder geht es ihnen vielleicht wie mir: Ich geniesse die Ruhe und vermisse den Trubel. Es muss doch mehr als alles geben, sinnierte einmal der grosse Philosoph und Menschenkenner Charlie Brown.