Odder südlich von Aarhus im Osten Dänemarks. Eine Kleinstadt mit knapp 12’000 Einwohnern. Einzige Sehenswürdigkeit: die Odder-Kirche von 1150 n. Chr., die älteste Gemeindekirche des Landes. Jesper Juul wohnt in einem Backsteinhaus im dritten Stock. Die Besucher gelangen über eine Aussentreppe nach oben. Auf der Dachterrasse stehen Kräuterbeete. An der grauen Wohnungstür ist ein Schild angebracht: Jesper Juul.
Die Tür öffnet sich automatisch. Jesper Juul rollt in seinem elektrischen Rollstuhl heran. Der Familientherapeut lebt allein. Die Wohnung ist rollstuhlgängig, hell, aufgeräumt, modern. Parkett, kaum Möbel, viele Dachschrägen. Auf dem Esstisch liegen Medikamente, an einer Wand hängen Bilder von seinen Enkelkindern. Jesper Juul kann nicht am Tisch arbeiten. Er hat sich ein Tablett auf den Schoss gelegt. Darauf ist sein Notebook. So schreibt er seine Bücher und Kolumnen.
Es ist kurz nach 18 Uhr. Die Medikamente wirken und machen Jesper Juul müde. Er hat Mühe, sich zu konzentrieren. Trotzdem hört er aufmerksam zu, beantwortet geduldig unsere Fragen. Erzählt von seiner Hoffnung auf weniger Schmerzen. Und seiner Idee, seinen 70. Geburtstag im nächsten Frühjahr mit vielen Freunden zu feiern.