Meine Ehe begann mit einer Fernbeziehung. Wenn mir damals jemand prophezeit hätte, dass wir knapp zehn Jahre später Tag und Nacht ununterbrochen miteinander verbringen würden, hätte ich das für eine etwas unheimliche Vision gehalten. Heute ist es Realität. Home-Office-Pflicht, Lockdown: Mein Mann und ich sind fast immer zuhause, wie die meisten unserer Bekannten auch. Manchmal träume ich davon, mich wieder in die Vergangenheit zu beamen.
Ich sehne mich nach der Sehnsucht in unserer Beziehung, denke an die betrübten Abschiede an Flughäfen und an unbeantwortete Anrufe, die mich nervös machten. An die steigende Aufregung vor dem langersehnten Wiedersehen. Die knapp bemessene und kostbare Zeit haben wir bewusst genossen. «Quality time» nannten wir das damals. Würde man den Begriff nach gemeinsam verbrachter Zeit definieren, so würden wir uns seit gut einem Jahr «Quality time pur» erleben. Es fühlt sich aber anders an.