Welche Medien sollte ich meinem Kind zugänglich machen? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Welche Medien sollte ich meinem Kind zugänglich machen?

Lesedauer: 3 Minuten

Auf diese und zehn weitere Fragen gibt das Kapitel «Erziehung und Medien» des Dossiers «100 Fragen – 100 Antworten zum Thema Medien» Antwort.

Fragen und Umsetzung: Thomas Feibel
Bilder: Joël Hunn

Wie gehen Eltern heute mit digitalen Medien um? 

Mütter und Väter bringen eine andere Medienbiografie mit als Eltern früherer Generationen. Vor zehn Jahren war es eher selten, dass Eltern mit ihren Kindern ein Game spielten. Junge Eltern von heute waren vielleicht früher selber begeisterte Gamer und können ihr Kind besser begleiten. Was sich nicht geändert hat: Auch heute wollen Eltern die Medienzeit ihrer Kinder begrenzen. Sie vereinbaren Regeln, legen fest, was genutzt werden darf, und fühlen sich dabei oft hilflos.
Daniel Süss

 Wie wichtig ist unsere Vorbildfunktion?

Kinder und Jugendliche sind gute Beobachter. Dabei zählt nicht nur, was wir etwa über die Smartphone-Nutzung sagen, sondern was wir tatsächlich machen. Keine Sorge, Kinder weisen uns gegebenenfalls auf Missverhältnisse hin.
Thomas Feibel

Beschäftigen sich Eltern ausreichend damit, was ihre Kinder digital machen?

Ich staune immer wieder, wie wenig Eltern über die Inhalte informiert sind, mit denen sich ihre Kinder beschäftigen. Die wenigsten Mütter und Väter lassen sich von ihren Kindern Dinge vorzeigen und erklären. Genau das rate ich Eltern immer wieder. Nicht nur im Sinne einer Kontrolle, sondern einer konstruktiven Beziehungsarbeit. 
Armin Gottlieb Kunz, Fachpsychologe FSP für Kinder- und Jugendpsychologie und Psychotherapie

Welche Medien sollte ich meinem Kind zugänglich machen?

Genauso wie Eltern ihren Kindern Spielsachen zur Verfügung stellen, die den Interessen und Fähigkeiten des Kindes entsprechen, sollten sie in gleicher Weise auch Medien auswählen. Im Dialog mit dem Kind können sie herausfinden, welche Affinitäten es hat. 
Daniel Süss

Warum haben Eltern wenig Vertrauen in ihre Kinder, wenn es um digitale Medien geht?

Die Eltern-Kind-Beziehung hat sich in den letzten 40 Jahren stark verändert. Kindern wird heute mehr zugetraut und mehr Verantwortung übertragen. Im Medienbereich trifft das jedoch nur bedingt zu. Neben der Unklarheit, welche Folgen die Mediennutzung für das Kind hat, liegt das auch an der Angst der Eltern vor Kontrollverlust. 
Stefan Aufenanger

Was versteht man unter einem sogenannt «entwicklungsförderlichen Umgang» mit Medien? 

Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche mit Medien ihre Kompetenzen weiterentwickeln, ihre Interessen verfolgen und sich auch mit ihrer Identität auseinandersetzen. Es geht um Vorbilder, Figuren und Geschichten, an denen sie sich reiben können. Dabei sollten die Inhalte dem persönlichen Entwicklungsstand entsprechen. Es kommt also gar nicht darauf an, ob sie sich mit einem Buch, einem Game oder einer Serie beschäftigen, sondern es geht immer um Inhalte und Handlungsmöglichkeiten, die möglichst gut mit der eigenen Persönlichkeit zusammenpassen.
Daniel Süss

Muss ich in der Medienerziehung hundertprozentig konsequent sein?

Hundertprozentig ist nicht zu schaffen. Besser ist es, Vereinbarungen zu treffen, die Einhaltung zu kontrollieren und mit Güte Ausnahmen zuzulassen.
Thomas Feibel 

Was soll ich tun, wenn sich mein Kind nicht an die vereinbarten Regeln hält? 

Erziehung funktioniert nie so, wie sich Eltern das vorstellen. Aber Regeln sind wichtig und Eltern tun gut daran, sie deutlich früher als in der Pubertät einzuführen. Mütter und Väter sollten nicht sofort mit Bestrafung reagieren, wenn Kinder sich nicht an Regeln halten, sondern sie noch einmal an deren Einhaltung erinnern. Und das mit guten Begründungen. Meine Erfahrung ist: Je mehr wir Kindern vertrauen, desto eher halten sie sich an Regeln.
Stefan Aufenanger

Mein Kind lehnt die Inhalte ab, die ich ihm empfehle. Welche Möglichkeiten habe ich?

Wenn Kinder ihre eigene Identität entwickeln, müssen sie sich abgrenzen. Das ist entwicklungspsychologisch sehr wichtig. Da kann es Phasen geben, in denen sie alles daneben finden, was Eltern vorschlagen. Käme mein Kind nie in so eine Abgrenzungsphase hinein, würde ich mir Sorgen machen. Wenn Kinder immer nur brav das nutzen und tun, was ihnen die Eltern vorschlagen, dann werden sie möglicherweise später als Erwachsene ein Burnout bekommen, weil sie nicht Nein sagen können. 
Daniel Süss

Darf ich das ­Smartphone meines Kindes kontrollieren?

Ja, bis Ihr Kind 14 Jahre alt ist, denn Sie tragen die Verantwortung und müssen Ihr Kind schützen. Die Kontrolle eines Geräts sollte allerdings immer mit Wissen des Kindes geschehen und nicht heimlich. 
Stefan Aufenanger

Wie kann ich die Mediennutzung meines Kindes technisch überwachen?

Die Webseite www.medien-kindersicher.de bietet allen Erziehenden eine exzellente Übersicht mit konkreten Einstellungsmöglichkeiten für Spielkonsolen, Streamingdienste, Smart-TV-Geräte, soziale Netzwerke, Youtube, Sprachassistenten und vieles mehr. Sehr hilfreich und sehr entlastend!
Thomas Feibel

100 Fragen und 100 Antworten: Hier erfahren Sie mehr über die Expertinnen und Experten aus unserem grossen Mediendossier.

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